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Bombardier-Brücke: Stadträte am Zug

Bombardier-Brücke: Stadträte am Zug

An dieser Stelle sollen einmal 40-Tonner rollen dürfen. Die Stadträte müssen allerdings noch für das geplante Bauprojekt ihr Einverständnis erteilen. Foto: Steffi Scholz

Bautzen. Michael Fohrer hat allen Grund zur Freude. Nicht nur die innerhalb eines Jahres auf dem Bautzener Werksgelände fertiggestellte Produktionshalle konnte vom Bombardier Deutschland-Chef am Freitagvormittag im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer feierlich eingeweiht werden. Auch für die geplante zweite Werkszufahrt, die die Fabrikstraße künftig vom Lkw-Verkehr entlasten soll, gibt es inzwischen eine starke Lobby und viel Geld vom Freistaat. Rund zwei Millionen Euro lässt Dresden für den Umbau einer Brücke und die entsprechende Zufahrt zu dem Bombardier-Areal springen. Die Stadt Bautzen beteiligt sich, wie aus einer Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung am kommenden Mittwoch hervorgeht, mit 635.000 Euro. Allerdings bedarf es in diesem Punkt noch der Zustimmung der Bürgervertreter. Die gilt zwar als sicher. Doch längst nicht jeder von ihnen steht dem Vorhaben kritikfrei gegenüber. FDP-Mann Mike Hauschild beispielsweise. „Wir haben schon einmal viel Geld für den Zugang über die Fabrikstraße in die Hand genommen und jetzt sollen wir erneut investieren, obwohl uns keiner eine Dauerhaftigkeit der Arbeitsplätze zusichern möchte. Unabhängig davon haben Fälle wie Siemens aufgezeigt, dass obwohl die Auftragsbücher gut gefüllt sind, Werksschließungen durchaus in Betracht gezogen werden.“ Und was würde in Bautzen in solch einem Fall passieren, fragt sich der Liberale, um sich gleich selbst eine Antwort darauf zu geben: „Die zu einhundert Prozent mit Steuergeldern ausgebaute Zufahrt würde ins Nichts führen, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass Bombardier seine Immobilie an einen Mitbewerber veräußert.“

Unternehmenssprecher Andreas Dienemann kann diese Sorge nicht teilen. „Bombardier investiert rund 30 Millionen Euro in den Standort, davon acht Millionen Euro in den Bau der Halle, und schafft in Bautzen ein top-modernes Kompetenzzentrum für die Serienfertigung von Regional- und Fernverkehrszügen sowie S-, U- und Straßenbahnen. Das sind starke Argumente für eine gute und sichere Zukunft des Werkes.“
Derzeit würden vor Ort etwa 1.100 Männer und Frauen einer Tätigkeit nachgehen. Die neue Produktionshalle biete rund 500 Beschäftigten einen zeitgemäßen Arbeitsplatz. „Dort lassen sich drei verschiedene Fahrzeugtypen parallel fertigen“, führte Andreas Dienemann weiter aus. „Den Anfang macht die neue S-Bahn für Hamburg.“

Inwieweit der nun in den Startlöchern stehende und von Stadt und Land zu finanzierende Brückenumbau am Rande des Humboldthains eine Bedingung für die millionenschwere Investition auf dem Bombardiergelände war, dazu wollte sich der Sprecher nicht äußern. Nur so viel: „Bombardier kommentiert grundsätzlich keine Spekulationen und Gerüchte.“

Die Errichtung des Bauwerkes, das einmal die Spree überspannen und Schwerlastern eine Überfahrt ermöglichen soll, wird vom Schienenfahrzeugbauer, vom Freistaat und von der Stadtspitze aus unterschiedlichsten Gründen als zwingend notwendig erachtet. „Erstens erreicht die Zufahrt Ost durch die Neuausrichtung des Standortes ihre Kapazitätsgrenze. Entsprechend ist eine Verkehrsentlastung der Fabrikstraße notwendig, um die Anlieger und den Kindergarten vor unzumutbarer Lärm- und Verkehrsbelästigung zu schützen“, nannte Andreas Dienemann einen der wichtigsten drei Gründe. „Zweitens muss den gestiegenen logistischen Anforderungen des Standortes Rechnung getragen werden. Das heißt, die neue Brücke muss beispielsweise Sattellastzüge mit einem Gewicht von bis zu 40 Tonnen tragen können. Drittens verbessert eine neue Brücke die Anlieferungssituation für die am Standort ansässigen Firmen.“ Die Konstruktion sei erforderlich, damit das Unternehmen fortan noch mehr Aufträge an den Lausitzer Standort holen kann, argumentierte zuletzt Oberbürgermeister Alexander Ahrens.
Und so sieht die alternative Werkszufahrt in Zukunft aus: Auf einer Distanz von rund 400 Metern soll die Fahrbahn von 4,60 Meter auf 5,50 Meter erweitert und beleuchtet werden. Einseitig ist optional ein Geh- und Radweg vorgesehen. Um einen Lkw-Begegnungsverkehr zu gewährleisten, sind Ausweichstellen geplant. Wie viele Laster innerhalb einer Acht-Stunden-Schicht einmal über das Asphaltband rollen werden, weiß bislang niemand so genau. Orientierung gibt den Planern der Verkehrsstrom auf der Fabrikstraße. Dort würden innerhalb der angenommenen Zeitspanne jeweils 30 Brummis unterwegs sein.

In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause, am 20. Juni, wird der Stadtrat darüber abstimmen, ob tatsächlich gebaut wird oder nicht. Die entsprechenden Flächen befinden sich in kommunalem Eigentum.             

Roland Kaiser / 18.06.2018

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