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Bruthöhlen für den bunten Stinker namens Wiedehopf

Bruthöhlen für den bunten Stinker namens Wiedehopf

Der Wiedehopf, der Wiedehopf … Herbert Schnabel und Christina Schmidt von der Reservatsverwaltung finden das hölzerne Modell gar nicht kitschig.

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Emil, Gustav und Toni (v.l.n.r.) von den Jungen Ornithologen aus Neschwitz rücken den Deckel, der die Bruthöhle abschließt, in die richtige Position.

Naturschützer wollen dem auffälligen, selten gewordenen Insektenfresser hilfreich unter die Flügel greifen. Am Montag vollzogen sie den Auftakt.

Region. Ein wenig kitschig sieht er aus, meint Jan Peper. Damit meint der Referatsleiter in der Verwaltung des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft den hölzernen Wiedehopf, den Naturwacht-Mitarbeiter Herbert Schnabel mitgebracht hat. Doch genau so stellt man sich als Laie den Vogel, welcher zur Vogelhochzeit „der Braut den Blumentopf“ bringt, vor: Orange-bräunliches Gefieder, ein langer schwarz-weißer Elsternschwanz und ein auffälliger, bogenförmiger Kamm auf dem Kopf. Was das hölzerne Modell freilich nicht aussendet, ist der aufdringliche typische Wiedehopf-Geruch. „Es stimmt tatsächlich, dass diese Vögel in Bedrängnis ein übel riechendes Sekret ausstoßen, das lange anhaftet“, erklärt Jan Peper. Der Ausdruck „stinken wie ein Wiedehopf“ hat also durchaus einen wahren Hintergrund, wird dem intensiv gefärbten Vogel aber dennoch nicht gerecht. Denn: Trotz seiner Auffälligkeit macht sich der Höhlenbrüter rar. „Am ehesten kann man noch seinen charakteristischen Ruf hören. Er findet sich auch in der lateinischen Bezeichnung Upupa Epops wieder. Um den Wiedehopf zu sehen, braucht man viel Geduld und auch Glück.“ Und Marco Zischewski muss es wissen, ist er dem bunten Insektenfresser doch als Mitarbeiter der Vogelschutzwarte Neschwitz schon seit vielen Jahren auf der Spur. Insbesondere in der Bergbaufolgelandschaft zwischen Hoyerswerda und Weißwasser sowie auf früheren und aktiven Truppenübungsplätzen wurde er dabei fündig.

Und so weiß er auch, dass diese Vogelart zwar nicht akut vom Aussterben bedroht, aber doch im Rückzug begriffen ist: „Der Wiedehopf leidet unter dem dramatischen Rückgang der Insekten, da auf seinem Speiseplan hauptsächlich Grillen, Raupen und Käfer stehen.“ Und so mussten die Verantwortlichen der Vogelschutzwarte und der Reservatsverwaltung auch nicht lange überlegen, als sie vom Artenschutzprogramm der Allianz-Versicherungsgruppe hörten, die für mehrere ausgewählte Projekte deutschlandweit Mittel zur Verfügung stellt. „Für jeden Kunden, der vom Brief- auf den Email-Schriftverkehr umsteigt, spendet die Allianz fünf Euro an eines von 18 Projekten“, erklärt Jan Peper. Deshalb können in den kommenden Wochen in der gesamten Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft 40 Nisthöhlen, zumeist in alten Baumstämmen „versteckt“, aufgestellt werden.

Maßgeblich daran beteiligt sind die Junior Ranger des Biosphärenreservates und die Jungen Ornithologen der Vogelschutzwarte Neschwitz. „Wir haben kleine Holzstöckchen druntergelegt, damit der Stamm nicht zu stark wackelt“, berichtet Toni Paetsch. Der Zehnjährige aus Lohsa ist mit seinen Freunden Gustav und Emil Schröter vor Ort, um beim Aufstellen der Nisthöhle zu helfen. Und dabei kommen die Jungs ganz schön ins Schwitzen, gilt es doch, den schweren Baumstamm auf einer Sackkarre den Berg hinauf zu bugsieren. Der Standort erfüllt die Voraussetzungen ideal: „Der Wiedehopf braucht eine trockene, offene Wiesenlandschaft, um sich erfolgreich fortzupflanzen“, wie Angelika Schröter von der ebenfalls beteiligten Naturschutzstation Neschwitz weiß. Ab dem April, wenn die ersten Wiedehopfe aus ihren Winterquartieren zurückkehren, sollen die Höhlen Bewohner finden. Dann werden sich auch Toni, Gustav und Emil in die Spur begeben, um den Erfolg ihrer Bemühungen zu kontrollieren. Und dann hoffen sie, den Wiedehopf in Echt zu sehen – und nicht nur als „kitschiges“ Holzmodell.

Redaktion / 28.02.2018

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