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Carsharing-Projekt vorerst gescheitert

Carsharing-Projekt  vorerst gescheitert

Da war die Welt von Tobias Schlüter noch in Ordnung: In Rothenburg kündigte er eine weitere Carsharing-Station an und ließ Bürgermeisterin Heike Böhm schon mal im E-Mobil mitfahren. Doch die Resonanz in der Neißestadt war gleich Null. | Foto: Archiv

Das Experiment Carsharing im ländlichen Raum des Landkreises Görlitz ist vorerst gescheitert. Über die n-mobil Neiße eG, die diese Idee zwischen Rothenburg, Niesky und Görlitz etablieren wollte, ist das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

Görlitz/Rothenburg/Niesky. Tobias Schlüter ist ein Mann mit einer Vision. Seit 2008 beschäftigt sich der Mitarbeiter der Hochschule Zittau/Görlitz mit dem Thema Mobilität im ländlichen Raum, 2015 gründete er die n-mobil Neiße-Nisa-Nysa eG. Deren Ziel war es, das Carsharing – also die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen – in der Euroregion zu etablieren. Drei Standorte in Görlitz und einer in Niesky standen zur Verfügung, Rothenburg sollte als nächstes hinzukommen.

Doch jetzt wurde diese Entwicklung erst einmal jäh gestoppt. „Es ist ein Liquiditätsengpass in mittlerer vierstelliger Höhe aufgetreten, woraufhin ich zur Sicherheit den Insolvenzantrag gestellt habe, um nicht in den Verdacht der Verschleppung zu geraten“, erklärt Tobias Schlüter. Das Amtsgericht Dresden als zuständiges Insolvenzgericht setzte den Dresdner Rechtsanwalt Helmut Schwarz als Insolvenzverwalter ein und beauftragte ihn mit der Erstellung eines Gutachtens über die wirtschaftliche Lage der Genossenschaft. „Im Ergebnis dieses Gutachtens hat das Gericht entschieden, das Insolvenzverfahren einzuleiten“, so Tobias Schlüter.

Und so wird jetzt der Geschäftsbetrieb der n-mobil Neiße eG, wie es so schön heißt, „abgewickelt.“ „Es wurde zu wenig Umsatz erwirtschaftet, das Geschäftsmodell war nicht tragfähig“, heißt es aus der Dresdner Kanzlei. Man habe den Auftrag erteilt, den Fuhrpark der Genossenschaft zu „verwerten“ – also die Fahrzeuge zu verkaufen.

Tobias Schlüter sieht eine „Verkettung ungünstiger Umstände“, basierend auf der Tatsache, „dass zu wenig Kapital vorhanden war.“ Man hätte ein größeres finanzielles Polster benötigt, um die Anlaufphase bis zu einer dauerhaft ausreichenden Nachfrage zu überstehen. Er selbst sieht die Idee des Carsharing im ländlichen Raum des Landkreises Görlitz noch nicht als gestorben an und will sein in den vergangenen zwei Jahren erworbenes Know how einem möglichen neuen Anbieter zur Verfügung stellen: „Es gibt Gespräche mit Firmen, die Carsharing in anderen Städten anbieten und Interesse bekundet haben, unsere Stationen in Görlitz und Niesky zu übernehmen.“

Wie schwer es eine so neue und noch ungewohnte Idee hat, genügend Akzeptanz zu finden, zeigte das Beispiel Rothenburg. In der Mai-Ausgabe des dortigen Stadtanzeigers war eine Umfrage veröffentlicht worden, mit der das Interesse der Stadtbevölkerung am Carsharing erfragt werden sollte. „Die Resonanz war gleich null“, so Bürgermeisterin Heike Böhm. 25 Nutzer wären nötig gewesen, um auch in Rothenburg ein Fahrzeug – in diesem Falle wäre es ein Elektrofahrzeug gewesen – zu stationieren. Doch im Ergebnis der Umfrage erübrigte sich dies. Dass Carsharing auch abseits der Ballungszentren durchaus ein Thema ist, zeigt die unlängst erfolgte Eröffnung von Stationen des Anbieters app2drive in Bautzen und Görlitz.

Uwe Menschner / 08.08.2016

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Kommentare zum Artikel "Carsharing-Projekt vorerst gescheitert"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. heydenreich schrieb am

    Eine gute Idee, da man kaum hoffen kann das sich die Großen im ländlichen Raum niederlassen würden.

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