Das Bautzener Theater trauert um Michael Lorenz
Michael Lorenz, hier zu sehen im Stück "Iphigenie auf Tauris", prägte 60 Jahre Theatergeschichte in Bautzen mit. Am 6. Dezember verstarb der Schauspieler, Regisseur, Theaterautor und Theaterhistoriker. Foto: Miroslaw Nowotny
Am 6. Dezember 2023 schlief der Schaupieler Michael Lorenz nach schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren friedlich ein.
Michael Lorenz, Schauspieler, Regisseur, Theaterautor, Theaterhistoriker, Ehrenmitglied (geb. 18.9.1939 in Schleife, verstorben 6.12.2023 in Dresden) war Schauspieler, Regisseur und Autor und zugleich eine der wichtigsten Persönlichkeiten der deutsch-sorbischen Theatergeschichte der vergangenen 60 Jahre.
Nach dem Studium der Schauspielerei in Leipzig und dem ersten Engagement am Theater in Meiningen, führte sein beruflicher Weg im Jahre 1963 ins neu gegründete Deutsch-Sorbische Volkstheater in Bautzen. In den 70er Jahren absolvierte er das Regiestudium im tschechischen Brünn und bemühte sich seit dieser Zeit programmatisch auch um eine Verbesserung der Kontakte zu Theatern unserer slawischen Nachbarn. Für die Blüte und den Erhalt der sorbischen Bühnenkunst am einzigen bikulturellen Theater Deutschlands, kämpfte er zeitlebens unerschrocken und richtungsweisend.
Er spielte über 200 Rollen, inszenierte circa 50 Stücke in deutscher und sorbischer Sprache. Als Gründer und langjähriger Leiter des Jugendtheaters des Sorbischen Gymnasiums (gegr. 1992) und des Sorbischen Schauspielstudios (gegr. 1994) erwarb er sich große Verdienste um die Sicherung des künstlerischen Nachwuchses für das sorbische Berufstheater. Von 1998 bis 1999 war Michael Lorenz Stellvertreter des Intendanten für Sorbisches Theater.
Als Schauspieler wird er dem sorbischen und deutschen Publikum noch lange in Erinnerung bleiben mit seinen großen Rollen u.a. als Prospero in Shakespeares „Der Sturm“ (2006). Als Gast war er darüber hinaus auch in den beiden sorbischen Uraufführungen zu erleben „W sćinje swÄ›čki / Im Schatten der Kerze" von JÄ›wa-Marja Čornakec, 2009) oder in „Zasypane / Verschüttet" von Stephan Lack, 2011). Beide wurden später mit ihm auch als Deutsche Erstaufführungen aufgeführt. Als Gast und in seiner letzten Rolle stand Michael Lorenz 2013 auf der Bühne in der Uraufführung "Die Mittagsfrau“, der eigens für Bautzen entstandenen Bühnenfassung von Eveline Günther und Regisseurin Beatrix Schwarzbach nach dem Roman von Julia Franck.
Für seine besonderen Verdienste am Theater und für das Theater wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des DSVTh verliehen.
Als Autor trat Michael Lorenz während seiner aktiven Theaterzeit vor allem mit zahlreichen Stückbearbeitungen und mit der Zusammenstellung von Programmen hervor. Für die Festschrift zum 1000jährigen Jubiläum der Erstnennung der Stadt Bautzen beschäftigte er sich intensiv mit der Theatergeschichte Bautzens und schrieb „Sieben Geschichten über Theater in Bautzen“. Im Jahr 2013 erschienen zum 600jährigen Jubiläum des Theaterspiels in Bautzen der fast 600seitige Band „Bautzener Theatergeschichten“ für den Michael Lorenz über zehn Jahre forschte.
Außerhalb des Theaters wirkte Lorenz über mehrere Jahre für den Sorbischen Rundfunk (als Sänger und Sprecher), für den sorbischen Film (als Sprecher und Schauspieler) und für den Domowina-Verlag (als Hörspiel- und Hörbuchsprecher).
"Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen von Michael Lorenz. Sein Tod ist für uns ein immenser Verlust." so Lutz Hillmann, Intendant des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen.
Die Kolleginnen und Kollegen des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen
gedenken seiner in tiefer Verbundenheit und bleibender Dankbarkeit für das was er aus übervollem Herzen und zupackender Professionalität auf und hinter der Bühne zu geben im Stande war.
