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Die Mitarbeiter von Bombardier kämpfen

Die Mitarbeiter von Bombardier kämpfen

Jan Otto (rote Jacke) von der IG Metall kämpft gemeinsam mit den Bombardier-Mitarbeitern gegen die drohenden Kündigungen. Wenn es sein muss, werden sie auch streiken, kündigt er an. | Foto: IG Metall

Bautzen. Seit einigen Monaten brodelt es im kanadischen Unternehmen Bombardier. Anfang März wurde bekanntgegeben, dass in den ostsächsischen Werken Bautzen und Görlitz insgesamt 930 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Anfang April kam dann die nächste Überraschungsmeldung: Wechsel in der Chef-Etage.

 Nachdem im vergangenen Dezember der Franzose Laurent Troger die Leitung übernommen hat, wechselt jetzt auch der Europa-Chef. Wie soll es nun aus Sicht der IG Metall weitergehen an den sächsischen Standorten?

Jan Otto, erster Bevollmächtigte der IG Metall, sieht da großen Handlungsbedarf und kündigt Streiks an. „Wir müssen jetzt die Ärmel hochkrempeln und kämpfen. Was hier in der Geschäftsführung abgeht, dürfen wir nicht tolerieren.“ Im Zuge des Transformationsprozesses hat die Unternehmensleitung von Bombardier Transportation Anfang April eine neue Führungsstruktur für die Region Zentral- und Osteuropa beschlossen. Um die Organisation effizienter zu machen, wird künftig die Central Eastern Europe (CEE) in zwei Teile gesplittet. Neuer Chef der Unternehmenseinheiten Lokomotiven und Straßenbahnen (LOC und LRV) in Zentral- und Osteuropa wird Michael Fohrer. Germar Wacker, bislang Präsident für Antriebs- und Steuertechnik, leitet ab sofort die Bereiche Mainline und Metros in Zentral- und Osteuropa.

Dazu gehören die deutschen Werke Hennigsdorf, Bautzen und Görlitz sowie das schwedische Vasteras. Mit Michael Fohrer und  Germar Wacker rücken zwei Führungskräfte mit langjähriger Bombardier-Erfahrung in die oberste Liga. Der bisherige CEE-Chef Dieter John wird das Unternehmen verlassen. „Ich bin mir sicher, dass war nicht der letzte Kopf in der Chefetage, der rollen wird, “ so Jan Otto. „Aber ein Positives hat dieser Wechsel schon: In Kanada beginnt man langsam umzudenken. Und die neuen Leiter kommen aus dem Operationsmanagement, sind so also näher an der Basis dran. Darin sehe ich durchaus eine Chance.“

Auch Laurent Troger, Leiter von Bombardier Transportation erklärt: „Mit dieser Umstrukturierung machen wir unser Unternehmen noch schlagkräftiger und bereiten es damit optimal vor auf die neuen Herausforderungen in einem schärfer werdenden globalen Wettbewerb.“ Und dass es dringend an der Zeit ist zu handeln, weiß Jan Otto sicher: „Die Mitarbeiter sind erbost. In dieser Woche haben sowohl in Bautzen, als auch in Görlitz verschiedene Informationsveranstaltungen stattgefunden, wo sie ihren Ärger kundgetan haben“, berichtet Jan Otto und kündet bereits Streiks an.

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Bis Mitte Mai möchten Jan Otto und die IG Metall ein Konzept gegen die drohenden 930 Kündigungen von Bombardier-Mitarbeitern vorlegen. | Foto: IG Metall


Nach der Ankündigung der drohenden Entlassungen wollte die IG Metall eigentlich schnellstens ein Gegenkonzept ausarbeiten, doch das war bis jetzt nicht möglich, weil die Leitung von Bombardier schlicht und einfach die aktuellen Zahlen nicht freigegeben hat. „Erst am vergangenen Dienstag haben wir die dafür nötigen Unternehmensinformationen bekommen. So können wir erst jetzt anfangen konkrete Konzepte zu erarbeiten. Diese Verzögerung hat uns wertvolle Zeit gekostet“, erklärt Jan Otto. „Wenn es nach meiner ganz persönlichen Meinung geht, handelt die Geschäftsführung in Kanada orientierungslos. So gibt es wohl Pläne, die Abteilung Engineering hier am Standort abzuschaffen. Aber dadurch wären wir nicht mehr entwicklungsfähig.“

Auch von der Zusammenarbeit mit der Regierung von Sachsen verspricht sich Jan Otto viel. „Bereits Ende Januar hatten wir eine Versammlung mit Wirtschaftsminister Martin Dulig. Die Grundidee, ein Kompetenzzentrum für Schienenfahrzeuge zu gründen, halte ich nach wie vor für gut. Und auch wenn die Erfolgsquoten in der letzten Zeit etwas besser geworden sind, muss über weitere Fördermittel gesprochen werden.“

Das größte Problem sieht aber Jan Otto in der obersten Chefetage von Bombardier. „Jetzt muss unsere Kampfansage bis nach Kanada gehen, um klare Zukunftspläne umzusetzen und vor allem die Entlassungen abzuwenden. Wir müssen jetzt den Druck so groß aufbauen, dass uns Herr Troger erhört. Wir als IG Metall haben da eine klare Verantwortung für die Betriebe und Arbeitnehmer. Ich sage auch ganz ehrlich, wir denken über einen Sicherungstarifvertrag nach. Wenn wir schon so viele Arbeitsplätze verlieren sollten, dann möchten wir aber dafür sorgen, dass sie entsprechend abgefunden werden.“  

Bis Mitte Mai möchte die IG Metall ihr Konzept ausgearbeitet haben und der Unternehmensleitung klare Auswege gegen mögliche Entlassungen vorschlagen. Einfach wird diese Aufgabe nicht, aber Jan Otto gibt sich kampfbereit: „Die nächsten Jahren werden wir sicher keine Langeweile haben.“

 

 

Cornelia Fulk / 24.04.2016

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