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Einkaufsstadt Bischofswerda braucht mehr Attraktivität

Einkaufsstadt Bischofswerda braucht mehr Attraktivität

Die Bischofswerdaer Innenstadt – hier die Kirchstraße – muss an ihrer Attraktivität für den Einzelhandelskunden feilen.

Bischofswerda will ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept aufstellen. Kernstück ist eine „Bischofswerdaer Liste“, in der Sortimente aufgeführt sind, die nur in „zentralen Versorgungsbereichen“ angeboten werden sollen. Doch zuvor ist Bestandsaufnahme angesagt.

Bischofswerda. „Wo Einzelhandel ist, sind die Menschen. Ohne ihn funktioniert keine Innenstadt.“ Was Manfred Bauer an den Beginn seiner Ausführungen stellt, trifft fast exemplarisch auf Bischofswerda zu. Der Leipziger Büroleiter der Cima Beratung & Marketing GmbH hat sich eingehend mit der Situation des Bischofswerdaer Einzelhandels und – untrennbar damit verbunden – mit der Situation der Innenstadt beschäftigt. Was er dabei herausfand, stellt keine wirkliche Überraschung dar. Allerdings zieht Bauer teilweise abweichende Schlussfolgerungen zu anderen Fachleuten, die sich zuvor mit der Thematik beschäftigt hatten.

So war der Stadt Bischofswerda 2009 in einem Gutachten ein Einzugsgebiet von 60.000 Einwohnern zugeschrieben worden. „Sorry, nein“, kann Manfred Bauer dazu nur Kopf schüttelnd sagen. Er geht in seinen Berechnungen von 30.000 Menschen, also lediglich der Hälfte, aus. „Das Bischofswerdaer Einzugsgebiet ist problematisch, da es zwischen den zwei starken Zentren Dresden und Bautzen eingeklemmt liegt“, setzt Manfred Bauer noch einen drauf.

Doch selbst diese 30.000 potenziellen Kunden erreicht der Bischofswerdaer Einzelhandel nur eingeschränkt: „Nur zwei Drittel der Bischofswerdaer Kaufkraft bleibt in der Stadt, aus dem gesamten Einzugsgebiet 39 Prozent“, hat der Handelsfachmann herausgefunden. Bischofswerda präsentiert sich als Einkaufsstadt – so bitter das auch klingt – nicht gerade sehr attraktiv. Dabei gibt es hier noch, was andere kleine und mittlere Städte sich wünschen: Eine breite Palette von Fachgeschäften.

Doch stellt sich dieser Segen zum Teil auch als Fluch heraus: „Die Ladenstrukturen sind sehr kleinteilig, und das hat sich nicht als Vorteil erwiesen“, wie Manfred Bauer betont. Die Folge: Eine mit 30 Prozent selbst für die neuen Bundesländer überdurchschnittliche Leerstandsquote (der Durchschnitt liegt bei 20 Prozent). Hinzu kommt, dass der Stadtrand eine große Menge der Kaufkraft aus der Innenstadt abzieht. Und dann gibt es da noch eine ganze Menge Dinge, die mit relativ wenig Aufwand verbessert werden könnten: „Die Stadtmöblierung ist wenig einladend, die Schaufenstergestaltung oftmals nicht attraktiv. Es wird viel mit Billigangeboten geworben und nur wenig mit Qualität oder Markenprodukten. Damit schafft man ein wenig förderliches Image“, so Manfred Bauer. Leerstände würden sich ungepflegt präsentieren, ältere Leute hätten Mühe, sich auf den unebenen Gehsteigen fortzubewegen. „Dies alles muss peu a peu verbessert werden“, so sein Fazit.

Allerdings können diese Maßnahmen zur Verbesserung der Gesamtsituation nur beitragen, allein genügen sie dafür nicht. Und so spricht auch Manfred Bauer vom fehlenden „Magneten“, der die Einkäufer in die Innenstadt zieht: „Auch Rossmann kann diese Funktion nicht erfüllen.“ Das Projekt „Stolpener Straße“ – manch einer mag es nicht mehr hören – könne der Bischofswerdaer Innenstadt einen jährlichen Umsatzgewinn von acht Millionen Euro bescheren. Viel Stoff zum Nachdenken, den Manfred Bauer Stadträten und Verwaltung da auf den Tisch gelegt hat.

Uwe Menschner / 23.02.2017

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