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Geht Stadt bei Krone am Ende leer aus?

Geht Stadt bei Krone am Ende leer aus?

Eine Entscheidung für die Bautzener Krone rückt näher: Der Eigentümer will offenbar nun doch nicht primär an die Stadt verkaufen. Foto: RK

Wer jetzt zugreift, bekommt die Bautzener Stadthalle Krone samt Parkplatz. Alexander Kindermann von der Berliner Onnasch-Gruppe klingt entschieden, wenn er das sagt. Wie der Geschäftsmann zu Wochenbeginn im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier verriet, sieht er auch in Bezug auf den erfolgten Verkauf des benachbarten Hotels keinen vernünftigen Grund mehr, der Stadt weiterhin einen Vorrang einzuräumen. Zuletzt habe sich für ihn in den Gesprächen keine akzeptable Verhandlungsbasis abgezeichnet. Damit setzt er seine Verhandlungspartner bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (BWB) und im Rathaus ordentlich unter Zugzwang. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Bautzen. Die Krone gehört zu Bautzen – das sehen noch immer viele Spreestädter so, auch wenn die besten Jahre des Veranstaltungshauses schon etwas zurückliegen. Nicht nur sie verbinden schöne Erinnerungen an den Saal. Selbst Menschen aus dem nahen und ferneren Umland lenkten sich dort gern vom Alltag ab.
Doch seit geraumer Zeit steht die Immobilie zum Verkauf und die Frage steht im Raum, soll die Stadt sie erwerben und wenn ja, zu welchem Preis.

Im Frühjahr meldete sich Oberbürgermeister Alexander Ahrens zu Wort und ließ keinen Zweifel daran, dass er gern von einem Erwerb der Krone Abstand nehmen würde. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte sich im Stadtrat jedoch eine klare Mehrheit gefunden, die der BWB den Auftrag erteilte, mit Onnasch Verhandlungen über das Areal zwischen Töpfer- und Steinstraße aufzunehmen.

Diese werde das Gelände auch nicht für 1,66 Millionen Euro kaufen, „um dann alles abzureißen und Wohnungen sowie ein Parkhaus zu errichten“, zeigte sich das Stadtoberhaupt überzeugt. In der Krone sieht Alexander Ahrens eine „heute schon marode Halle“, wie er fast zeitgleich auf seiner Facebook-Seite schrieb. Das wiederum will Namensvetter Kindermann auf keinen Fall so stehen lassen: „Eine inzwischen erfolgte bautechnische Untersuchung bescheinigte der Bausubstanz durchaus einen gut erhaltenen Zustand. Die Heizungen, Sanitäranlagen, Fenster und auch die Elektroinstallation wurden in den zurückliegenden Jahren erneuert. Die Lüftungsanlage müsste allerdings erneuert werden.“

Der Immobilienprofi begrüße zwar einen Erhalt der Krone. Jedoch empfiehlt er, diese zu entkernen und sie entweder in ein Garagenhaus umzufunktionieren oder ihr eine Perspektive als Einkaufszentrum beziehungsweise Lagergebäude zu geben.

Auf jeden Fall werde der Saalbetrieb in absehbarer Zeit eingestellt, hieß es. Für sein inzwischen auf Ein-Mann-Stärke geschrumpftes Team vor Ort sei dieser nicht mehr zu stemmen. Veranstalter wie das Sorbische Nationalensemble bleiben dann vor verschlossenen Türen stehen. „Wir haben niemanden mehr, der uns bei der Organisation größerer Anlässe unter die Arme greift“, begründete der Berliner die Entscheidung.
Die britische Investmentgesellschaft, in deren Hände sich das benachbarte Hotel seit dem Sommer befindet, zeige ebenfalls kein Interesse mehr an einer Bespielung der benachbarten Immobilie. Als Onnasch noch Besitzer der Bettenburg war, sei das eine völlig andere Situation gewesen – auch in Hinsicht der Versorgung mit Speisen und Getränken.

Den Angaben zufolge meldete sich in der Zwischenzeit unter anderem eine Immobiliengruppe aus Bayern, die bereits in der Spreestadt aktiv sei und nun wohl auch in punkto Krone gern zuschlagen würde.

Dabei zeigen sich die Süddeutschen scheinbar keinesfalls abgeneigt, einen größeren Betrag auf den Tisch zu legen. Nach den ursprünglich 3,4 Millionen wollte der Eigentümer aus Sicht der BWB zuletzt noch rund 2,2 Millionen Euro für das gesamte, rund 10.000 Quadratmeter große Areal in unmittelbarer Nähe des historischen Zentrums von der Stadt einstreichen. Doch noch immer warten die Hauptstädter auf eine Entscheidung aus Bautzen. Dort wird hinter Rathausmauern weiterhin beraten. Erst kürzlich ließ BWB-Chefin Kirsten Schönherr im Interview mit unserer Zeitung wissen, dass nach wie vor zu klären sei, wer im Falle einer kommunalen Weiternutzung der Krone für die möglichen Zusatzkosten aufkommt. Der Betrieb einer Stadthalle gelte erfahrungsgemäß als Zuschussgeschäft. Zudem wolle die Stadt eine Stellungnahme zum Kaufpreis erarbeiten. Die mögliche Summe, die Bautzen am Ende für sein Traditionsveranstaltungshaus springen lassen möchte, liegt inzwischen weit unter den einstigen Vorstellungen des Eigentümers.

Deshalb steht für Alexander Kindermann inzwischen fest: Vielleicht noch in diesem Jahr werde er das bau- und altlastenfreie Areal an einen Dritten veräußern. Spätestens bis Mitte 2018 will die Onnasch-Gruppe das Geschäft abgewickelt haben. „Wie sich jetzt im Nachhinein herausstellt, war es ein Fehler öffentlich zu sagen, die Stadt hat Priorität. Das bemängelte auch einer der früheren Interessenten, der an Ort und Stelle ein Seniorenheim etablieren wollte.“ Dieser befinde sich mittlerweile nicht mehr unter den bereitwilligen Käufern.                       

Roland Kaiser / 11.12.2017

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