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Görliwood aus der Giraffenperspektive

Görliwood aus der Giraffenperspektive

Aus dieser Perspektive bekommt man den Rathausturm oder hier den Görlitzer Obermarkt nur vom Oberdeck des Görliwood-Entdeckers zu sehen. Foto: Matthias Wehnert

Ein knallroter Doppeldeckerbus zeigt Görlitz mittlerweile aus einem ganz besonderen Blickwinkel. Die Hauptrolle spielt ausgerechnet ein Hollywoodstar, der noch nicht in „Görliwood“ gedreht hat.

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In der Altstadt gibt es mehrere Stationen. So macht der Bus vor der Fahrt durch die Brüderstraße z.B. vor dem Braunen Hirsch, einer der beliebtesten Filmkulissen, einen Stopp. Foto: Matthias Wehnert

Görlitz. Was hat Samuel L. Jackson mit Görlitz zu tun? Die Antwort lautet: eigentlich nichts. Denn der charismatische Darsteller, der unter anderem in „Glass“, „Captain Marvel“ oder „Legend of Tarzan“ brillierte, zählt zu den wenigen Hollywood-Stars, die noch nicht in Görlitz gedreht haben. Und doch ist Samuel L. Jackson in der Stadt präsent – oder genauer gesagt: seine deutsche Stimme. Engelbert von Nordhausen, der für Jackson „zuständige“ deutsche Synchronsprecher hat nämlich den Text für eine besondere Stadtrundfahrt eingesprochen: Für die Fahrt im Görliwood-Entdecker.

Genau – das ist dieser auffällige rote Doppelstockbus, der mittlerweile viermal täglich durch die Stadt kurvt. Ein Anblick, den man eigentlich mit London in Verbindung bringt. Doch: Wenn Görlitz eines kann, dann andere Städte mimen: Wem hat „Görliwood“ nicht schon alles seine Kulisse zur Verfügung gestellt: Paris, Budapest, Frankfurt, Berlin… Warum also nicht auch ein Stück London in Görlitz? Wobei: „Wir haben den Bus aus Magdeburg bekommen“, wie Stefan Menzel schmunzelnd verrät. Der Görlitzer Unternehmer ist einer von zwei Partnern, die den Görliwood-Entdecker ins Leben gerufen haben. Der andere ist Patrick Schultze, der Inhaber von Schwarz-Reisen mit Sitz in Hähnichen. Und natürlich ist auch die Europastadt GmbH (EGZ) mit im Boot, denn ohne diese läuft in Sachen Görliwood-Vermarktung nichts.

„Eigentlich war es die EGZ, die dazu aufgerufen hat, neue Stadtrundfahrten für Görlitz zu konzipieren“, blickt Stefan Menzel zurück. Für ihn und Patrick Schultze lag das Thema „Görliwood“ nahe, denn: „Vielen Besuchern ist Görlitz vor allem durch die vielen Filmproduktionen bekannt, die hier stattgefunden haben.“ Also erkundeten Stefan Menzel und Patrick Schultze Görlitz intensiv und baten auch ihre Freunde und Familien, die Stadt unter diesem speziellen Blickwinkel neu zu entdecken. Daraus entstanden ein Konzept und schließlich der durch Engelbert von Nordhausen eingesprochene Text. Dieser wird über ein GPS-gestütztes System mit den einzelnen Stationen synchronisiert, sodass immer alles zusammenpasst – auch bei Verzögerungen auf der Fahrtroute..

Danach kam wieder die EGZ ins Spiel. Die unter anderem für Tourismusförderung zuständige städtische Gesellschaft achtet penibel darauf, dass die Marke Görliwood nur für ihres Erachtens qualitativ hochwertige Produkte genutzt wird. „Es gab da am Anfang unterschiedliche Vorstellungen, doch die Differenzen sind vollständig ausgeräumt“, versichert Stefan Menzel. Eine „Abnahme“-Tour hat die Görliwood-Hüter schließlich überzeugt.Wäre dies nicht so, dann dürfte der rote Doppeldeckerbus nicht als „Görliwood-Entdecker“ auf Tour gehen.

Doch das tut er – und erfreut sich bereits jetzt, wenige Monate nach dem Start, großer Beliebtheit. Und das nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Görlitzern. „Von unserem Oberdeck aus lassen sich viele Details erkennen, die man aus der normalen Fußgängerperspektive gar nicht wahrnimmt“, hat auch Patrick Schultze erfahren. Eine gute Gelegenheit also, die eigene Stadt einmal aus einer neuen Perspektive, nämlich aus der Höhe eines Giraffenhalses, zu entdecken. Die auswärtigen Gäste freuen sich natürlich, die ihnen womöglich aus dem einen oder anderen „Görliwood“-Film oder auch aus der Serie „Wolfsland“ vertrauten Schauplätze wiederzuerkennen: Den Untermarkt mit dem markanten Rathausturm, den Bahnhof, den „Braunen Hirsch“, und natürlich das Kaufhaus und die „schon seit Ewigkeiten sanierte, aber nie fertig werdende“ Stadthalle. Auch wer sich bislang eher flüchtig mit dem Thema Görliwood beschäftigt hat, erfährt auf der gut einstündigen Tour allerhand Neues zur Filmstadt Görlitz aus dem Munde des Engelbert von Nordhausen. Seitdem Polen die Grenze aufgemacht hat, führt die Tour auch auf die andere Seite der Neiße und bezieht die Oberlausitzer Ruhmeshalle (Dom Kultury) ein. Natürlich führt die Tour auch am Görlitzer Filmpalast vorbei. Eines der ausgehängten Plakate zeigt einen finster blickenden dunkelhäutigen Mann mit Augenklappe. Klar, das ist doch … Von wegen, Samuel L. Jackson hat nichts mit Görlitz zu tun!

Uwe Menschner / 26.09.2020

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