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Goldfieber im Hohwald und an der Wesenitz

Goldfieber im Hohwald und an der Wesenitz

Das Goldmännchen im Hohwald, ein uraltes Naturwunder aus tonnenschweren, eiszeitlichen Steinblöcken. Foto: Christian Hilse

Region. Der alte Hohwald im südlichen Oberlausitzer Bergland mit seinen zahlreichen Quellgebieten, Flüsschen und kleinen Wasserstellen ist nicht nur reich an zahlreichen, überlieferten Mythen, Gold- und Geistersagen, sondern bereits seit Jahrhunderten Zielgebiet von Schatz- und Goldsuchern. Der Goldbergbau begann dort bereits in der Bronzezeit und hielt sich bis ins 20. Jahrhundert hinein. Die nahen Sudeten zählten sogar zu den Zentren der historischen Goldgewinnung in ganz Mitteleuropa.

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Ungewöhnliche Steinformationen, denen man plötzlich mitten im Wald begegnet, gehören zu den Naturwundern im Hohwald. Foto: Christian Hilse

Speziell das mit einer Fläche von über 60 km² große Hohwaldgebiet südlich von Neukirch spielte dabei in der Vergangenheit seit langem eine große Rolle. Vor wenigen Monaten gab der Wald – ausgelöst durch Starkregenereignisse – dazu ein weiteres seiner Geheimnisse preis: es wurden gut erhaltene historische Goldgräberwerkzeuge aus Holz entdeckt, die im konservierenden Lehmboden sehr gut überdauern konnten und sogar das Sächsische Landesamt für Archäologie in Dresden beschäftigen. Mittlerweile werden sie mit zahlreichen weiteren Gegenständen und Funden im Stadtmuseum im nahen Neustadt ausgestellt. Bereits im Jahre 1223 wurde ein Ort in diesem Gebiet als „Ratolfssiffe“ (Goldseife) bezeichnet. Denn um an das begehrte Gold zu kommen, legte man so genannte Seifengräben an. Entlang dieser Gräben grub man die anstehenden Bodenschichten ab und spülte diese mit Hilfe des durchfließenden Wassers durch. Die leichteren Bodenbestandteile wurden durch das fließende Wasser fortgespült und lagerten sich im unteren Teil des Grabens ab, während sich die schwereren weiter oben ablagerten. Auf diese Weise gewann man jahrhundertelang das in den Bodensedimenten enthaltene Gold.

Auch die geheimnisvollen Walen und Venetianer haben ausgerechnet im Hohwald nach wertvollen Mineralien gesucht. Die Bergleute aus Norditalien und dem heutigen Südtirol durchstreiften insbesondere im 15. Jahrhundert die damals so bezeichnete ‚mittelteutsche Gekent‘, um wertvolle Materialien wie Gold, Silber und Edelsteine zu sammeln. Sie markierten dabei Fundstellen mit speziellen so genannten Walenzeichen, die sie in Steine und Bäume einschlugen. Noch heute sind im Hohwald einige dieser Zeichen zu finden. Kundige Einheimische erkannten bereits viele Jahre zuvor, dass dort an manchen Stellen Schätze zu entdecken sind. So lautet eine 600 Jahre alte Steininschrift von ‚Matz Nicolaus Schlaßkan‘ (hier gekürzt wiedergegeben): [… „Thue kund frommen Leuten, dass ich allda mein Gut vom Hohenwalde geholet auf dem Falkenberge bey Neukirchen gelegen. Darauf findet man viel Gesteine und wohl mitten auf dem Berge bey Ottendorf, da ist eine Pfütze, hat roth Wasser, darinnen ist groß Guth, und nie¬derwärts wohl gelegen eine Grube vermacht, darinnen ist viel Gold – dort ist gehauen ein Kreuz, dort liegen drey Steine auf einander gelegt, ist noch ein solch Kreuz, darunter ist die Grube, eines Knies tief mit Erde und viel Steine darauf ge¬worfen. Das ist geschrieben 1427.“] 

Möglicherweise ist dort also noch Gold zu finden. Auch in der Wesenitz, deren Quelle am Valtenberg liegt und die auf ihrem Weg durch Wald und Valtental von zahlreichen kleinen Zuflüssen gespeist wird, lassen sich zwar bisher nur kleine, aber feine Goldflitter, Nuggets und Körnchen und sogar Edelsteine wie Rubine und Saphire finden und befinden sich bis heute im Flusssediment.

Einige kultisch anmutende Flächennaturdenkmäler mit ihren rätselhaften Steinformationen sowie Skulpturen wie dem so genannten Goldmännchen (Bild) am Valtengrund sind eine weitere Besonderheit.

Die sich anschließende Tagebaugrube wurde seit jeher als Gesteinsquelle für den vulkanischen Diabas – einer Form des Basalts – genutzt. Zwischenzeitlich und bis vor Kurzem war die geflutete Grube ein Geheimtipp-Badeort für eine Handvoll Kenner aus dem Landkreis. Kürzlich begann jedoch erneut der Abbau des vulkanischen Gesteins, welcher nun allerdings unter Denkmal- und Naturschutzauflagen stattfindet. Wanderer finden im Hohwald nach wie vor einen Quell der Ruhe und Inspiration. Die ehrfurchtgebietenden, tonnenschweren Steinfindlinge und mitten im Wald stehende, bizarre Blöcke mit Ausmaßen von einigen Kubikmetern wirken manchmal wie von Riesen gefertigte Kunstwerke und scheinen nicht von dieser Welt zu sein.

Aufgrund der jüngsten Funde im Hohwald besteht noch bis 12. September eine hochinteressante Ausstellung zum Thema im Stadtmuseum Neustadt, Tel. 03596/505506, statt. Interessierten werden auch weiterführende Wanderungen angeboten. Informationen dazu unter stadtmuseum-neustadt-sachsen.de sowie bergbau-im-hohwaldgebiet.de

Weiterführendes zum Thema z.B. unter: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/11850/documents/12562

Christian Hilse / 28.08.2023

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