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Historienspiele als kultureller Leuchtturm

Historienspiele als kultureller Leuchtturm

Auf dem Untermarkt wollen sie die Görlitzer Historienspiele wiederbeleben und zu einer „kulturellen Marke“ der Neißestadt entwickeln, die Potenzial für wirtschaftlichen Erfolg besitzt. Foto: fum

Die Bemühungen um eine Wiederbelebung der Görlitzer Historienspiele ziehen sich bereits 18 Monate hin. Doch die Hoffnung auf den Startschuss haben die drei Initiatoren noch nicht aufgegeben. Im Gegenteil: Matthias Lietzmann, Uwe Gebauer und Herrmann Rueth setzen auf die positiven Signale aus Rathaus und Landratsamt und wollen endlich Nägel mit Köpfen machen.

Görlitz. 60.000 Zuschauer in sechs Spielzeiten – auf diese Zahl ist Historienspiele-Autor Herrmann Rueth noch heute stolz. Für ihn ist es deshalb um so unverständlicher, weshalb man das Erfolgsmodell nach drei Stücken mit jeweils zwei Jahren Laufzeit nicht mehr haben wollte. Seit Oktober 2015 setzt er sich deshalb mit Matthias Lietzmann und Uwe Gebauer für die Wiederbelebung ein – nicht aus persönlichen Gründen, wie die Drei betonen. Sondern weil die Görlitzer Historienspiele ihrer Meinung nach das Zeug zu einer „kulturellen Marke“ haben, mit der man tausende Touristen in die Neißestadt locken könnte – wenn nur der Inhalt und die Vermarktung stimmen. Lietzmann führt dazu prominente Beispiele auf: „Ralswiek mit den Störtebeker-Festspielen, Erfurt oder Salzburg machen es uns vor. Überall werden historisch begründete Veranstaltungen kreiert, die dann Besucherströme verursachen, von denen die jeweiligen Städte profitieren. Görlitz braucht sich mit seiner riesigen Zahl von Kultur- und Baudenkmälern überhaupt nicht zu verstecken. Wir würden das ganz genauso hinbekommen, wenn das Produkt, um das es geht, interessant genug ist, um Menschen dafür zu begeistern“, ist der bei Stadtführungen als Görlitzer Original „Schreyhals“ auftretende Tourismusfachmann überzeugt.


Schon im Herbst 2015 hatte es eine spontane Unterschriftensammlung gegeben, bei der innerhalb von zwei Wochen 570 Unterstützer zusammenkamen. Die Namenszüge wurden im Büro des Oberbürgermeisters abgegeben – „als eine Art Willensbekundung der Görlitzer Bevölkerung“, wie es Herrmann Rueth formuliert. Kurz zuvor hatten die drei Initiatoren Schreiben an Siegfried Deinege und Landrat Bernd Lange geschickt, ihr Anliegen erklärt und um Gespräche gebeten. Noch vor dem Jahreswechsel kam es zu Treffs mit den beiden Verwaltungschefs, die Resonanz auf das Vorhaben war jeweils positiv.

Wir haben den Schwerpunkt unserer Bemühungen auf den Wirtschaftsaspekt der Historienspiele gelegt und erläutert, dass man bei richtiger Vermarktung dem Tourismus in der Stadt einen weiteren, nach unserer Meinung, riesigen Schub geben kann. Bei Kulturreisenden muss sich das Bewusstsein entwickeln, unbedingt nach Görlitz fahren zu müssen – in die Stadt der Historienspiele.“ In den Gesprächen mit dem Landrat und dem OB – auch bei einem späteren Termin im März 2016 – sei es nicht um das „ob“ gegangen, sondern um das „wie“. „Wir haben zum Beispiel darüber diskutiert, welche Änderungen es eventuell geben müsste, wie man die Zuschauertribüne auf dem Untermarkt stellen könnte, ohne die Touristenströme zu behindern und die umliegenden Restaurants in ihrem Geschäft zu beeinträchtigen, wie man sie vielmehr mit einbinden kann“, so Rueth. Überdies sei es darum gegangen, die Anwohn

r besser zu integrieren und zu informieren und die Stücke den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Im November 2016 besuchte Matthias Lietzmann die „Wolfsland“-Premiere. Am Rande der Krimi-Aufführung im Görlitzer Kino kam er mit führenden Kommunalpolitikern ins Gespräch – natürlich auch zum Thema Historienspiele. Unter anderem habe Siegfried Deinege ihm dabei einen Gesprächstermin für Januar 2017 in Aussicht gestellt – der bis jetzt allerdings noch nicht zustande kam.


In der Zwischenzeit hat offenbar auch der Verwaltungsausschuss des Stadtrates in nichtöffentlicher Sitzung über das Thema Historienspiele gesprochen und sich über die Finanzierung des Vorhabens ausgetauscht. „Es ist klar, dass man in den wirtschaftlichen Erfolg eines solchen Unterfangens erst einmal investieren muss. Wir hoffen, dass dem Stadtrat klar ist, welchen hohen Stellenwert diese Veranstaltungen vor allem für die Außendarstellung von Görlitz entwickeln können“, so Lietzmann, für den es erst dann Sinn macht, ein konkretes Finanzierungskonzept zu erarbeiten, wenn die Stadt ihren politischen Willen zur Wiederaufnahme der Historienspiele ausgedrückt hat. „Die Rahmenbedingungen müssen bekannt sein, unter denen dieses Spektakel stattfinden soll.“
Um diesen – laut Matthias Lietzmann, Uwe Gebauer und Herrmann Rueth – „kulturellen Leuchtturm“ für den Sommer 2018 in den Kulturkalender der Neißestadt zu hieven, müssten schon in Kürze Entscheidungen fallen. Dann könnte die Vermarktung beginnen, gezielt Busunternehmen und Reiseveranstalter angesprochen werden. Restaurants hätten alsbald die Möglichkeit, ihre Speisekarten mit Historienspiel-Spießen oder Jakob-Böhme-Schnitzeln zu ergänzen. Die Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH könnte Merchandising-Produkte in Auftrag geben. „Wir sollten alle Kräfte in der Stadt bündeln, um ein positives Ergebnis zu erreichen!“


Für die Erarbeitung eines neuen Stückes bleibt nach Angaben von Autor Herrmann Rueth nach einem positiven Bescheid der politischen Verantwortungsträger noch genügend Zeit. Auch um einen bekannten Schauspieler als „Zugpferd“ zu verpflichten sei es nicht zu spät. „Wichtig ist, dass man die Termine kennt, an denen er oder sie zur Verfügung stehen muss.“


Um das Ganze zu einem erfolgreichen Anfang zu führen, hoffen die drei Initiatoren baldmöglichst auf ein Gesprächsangebot aus dem Görlitzer Rathaus. „Wir sind guten Mutes und hoffen, zusammen etwas zu erreichen!“

Fran-Uwe Michel / 22.05.2017

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