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In Sorge ums Kosakenbüschel

In Sorge ums Kosakenbüschel

Auch wenn es auf dem Foto vielleicht so scheint: Zum Scherzen ist Bernd Rudolph (l.) und Falko Müller derzeit nicht zumute, wenn sie über das Kosakenbüschel reden.

Anwohner der Kamenzer Dittrichstraße befürchten, dass die kleine grüne Oase vor ihrer Haustür platt gemacht wird. Bislang hat noch niemand ihre Sorgen entkräftet.

Kamenz. Es ist ein teils sonniger, teils auch wolkiger Vormittag in Kamenz. Die Temperaturen sind angenehm, am frühen Morgen hat es ein wenig geregnet. Bernd Rudolph und Falko Müller stehen vor ihren Häusern und blicken sorgenvoll auf die gegenüberliegende Straßenseite. Dort erheben sich knorrige Kiefern, gewachsen, wie Luft, Wasser und Boden es ermöglicht haben, zwischen jungen Kastanien und Ahornbäumen. Ein Specht kündet durch wiederholtes stakkatoartiges Hämmern von seiner Anwesenheit. Dichtes Buschwerk überzieht den Boden und taucht die gesamte Szenerie in ein sattes Grün.

„Ein Refugium, ein Stück Natur, wie man es heutzutage innerhalb einer Stadt nur noch selten findet“, sind sich die beiden Männer einig. Bernd Rudolph und Falko Müller, beide Anwohner an der Dittrichstraße, kennen die kleine, nur einen Steinwurf von ihren Häusern entfernte grüne Oase schon seit vielen Jahren und möchten, dass sie noch lange erhalten bleibt. Doch genau dies treibt ihnen jetzt die Sorgenfalten ins Gesicht: Spätestens seit die Stadt Kamenz im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben über die lokale Presse mitteilen ließ, dass hier bald die Sägen kreischen werden, bangen sie um das auch als Kosakenbüschel bekannte Wäldchen.

Dabei müssten sie nach amtlicher Lesart eigentlich froh sein. Bewahrt sie doch die geplante Fällaktion auf dem bundeseigenen Grundstück vor ihrer Haustür – glaubt man der Mitteilung – vor großer Gefahr. Der Kiefernbestand ist demnach stark vom Borkenkäfer befallen. „Anliegende Straßen und Gebäude könnten gefährdet werden, da Schadholz von den Bäumen abbrechen kann“, hieß es darin. Doch Falko Müller schüttelt energisch den Kopf: „Ich bin selber durch das Wäldchen gegangen und habe 18 Bäume gefunden, die Anzeichen von Borkenkäferbefall zeigen“, erklärt er. „Die können meinetwegen auch gefällt werden. Aber doch nicht die uralten, gesunden großen Kiefern und die dazwischen gewachsenen Laubbäume.“ Denn damit würde der Lebensraum einer vielfältigen Flora und Fauna, zu der sogar der Pirol zählt, zerstört.

Was die Bundesanstalt genau plant, wissen Falko Müller und Bernd Rudolph freilich nicht. Von „umfangreichen“ Fäll-arbeiten ist in der Mitteilung die Rede. Was die Sorge der beiden Anwohner befeuert, liegt allerdings schon etwas weiter in der Vergangenheit: „Vor einiger Zeit wurden hier Vermessungsarbeiten durchgeführt und entsprechende Marken in den Gehweg vor unseren Häusern eingelassen“, berichtet Bernd Rudolph. Und Falko Müller fügt hinzu: „Alle Bäume des Wäldchens wurden in roter Farbe markiert, mit zahlreichen unterschiedlichen Zeichen, deren Bedeutung man nicht nachvollziehen kann.“ Die beiden Männer mutmaßen nun, dass der Borkenkäferbefall nur vorgeschoben wurde, um sich des Wäldchens „entledigen“ zu können, da man die Fläche anderweitig nutzen will: „Niemand führt teure Vermessungsarbeiten durch, nur weil er ein paar Bäume fällen will.“ Der Boden – da ist sich Falko Müller sicher – dürfte für eine Bebauung nur schlecht geeignet sein, da hier meterweise Schichten von altem Laub abgelagert sind. Was auch immer tatsächlich geplant ist: Bernd Rudolph und Falko Müller hätten sich gewünscht, dass die Bundesanstalt die Anwohner ebenso wie auch die Stadt Kamenz intensiver in die Planungen einbezieht und besser informiert: „Denn schließlich geht es ja hier um unser über Jahrzehnte gewachsenes Lebensumfeld.“ 

Nachtrag

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns auf Nachfrage eine Stellungnahme der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Darin erklärt Sprecher Thorsten Grützner: „Es werden circa 40 Bäume gefällt. Der Bundesforst hat die zu fällenden Bäume mit einem F markiert; die auszuästenden Bäume mit einem A. Unabhängig davon kennzeichnete die untere Forstbehörde des Landkreises die mit Schadinsekten befallenen Bäume mit einem roten K.“ Über Vermessungsarbeiten und eine eventuell geplante bauliche Nutzung des Areals sei der BfI nichts bekannt. 

Uwe Menschner / 23.05.2021

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