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Mit 59-jähriger Jawa erfolgreich bergauf

Mit 59-jähriger Jawa erfolgreich bergauf

Kevin Lißner, Anna Freudenberg und Martin Riedel sind das Rennteam „Klassik Garage Neukirch“. Ihr größter Erfolg mit der Jawa 350 war der erste Platz beim Bergpreis Zschopau in diesem Jahr.Foto: Katrin Kunipatz

Historischer Motorsport hat es den Neukirchern Martin Riedel und Kevin Lißner angetan. Gemeinsam haben sie eine Jawa 350 wieder auf die Straße gebracht und starten damit auch beim Lückendorfer Bergrennen Anfang August.

Neukirch/Lausitz. Wenn Martin Riedel seine Jawa 350 anlässt, wird es laut. Richtig laut. Als das Motorrad 1957 gebaut wurde, gab es keine Vorschriften zum Lärmschutz. Und bei den Rennen, an denen der 35-jährige Neukircher teilnimmt, geht es ganz allein darum, schnell und gleichmäßig zu fahren. Am besten geht das natürlich bei Vollgas.

Motorräder faszinieren den Fahrschullehrer seit seiner Kindheit. „Schon mit zwölf habe ich mir – zum Leidwesen meiner Eltern – eine Rennstrecke im Garten aufgebaut und bin mitten zwischen den Hühnern gefahren“, berichtet Martin Riedel. Natürlich hatte er mit 15 den ersten Führerschein und fährt seitdem Motorrad. Die Faszination für die historischen Maschinen kam erst später.

Die heute weiß und blau lackierte Jawa hat der Neukircher beispielsweise vor acht Jahren als großen Haufen Einzelteile gekauft. Den Ausschlag für seine Entscheidung gab die beiliegende Original-DDR-Rennverkleidung. Bis die Maschine das erste Mal auf der Straße stand, vergingen aber noch einmal fünf Jahre. Richtig schick wurde die Java erst, als das Rennteam „Klassik Garage Neukirch“ mit Käppler und Pausch einen zuverlässigen Sponsor gewinnen konnte.

Seitdem sind Fahrer Martin Riedel, Mechaniker Kevin Lißner, Techniker Peter Czerwonka und Anna Freudenberg bei fünf bis sechs Rennen hauptsächlich in Sachsen und Thüringen unterwegs. Im ersten Jahr hatte das Team mit einigen Tücken zu kämpfen. Erst in der Nacht vor dem ersten Rennen wurden die letzten gerade frisch lackierten Teile an die Jawa geschraubt. Und am Renntag lief auch nicht alles perfekt. „Der Motor erzeugte so viele Vibrationen, dass sich ständig Schrauben lockerten oder sogar Teile abfielen“, sagt Martin Riedel. Seitdem hat er es sich zur Angewohnheit gemacht, vor dem Start alle Schrauben nachzuziehen.

Bei den Rennen mit den Motorrad-Oldtimern – egal ob Bergpreis oder Rundkurs – kommt es weniger auf die schnellste Zeit an. Sieger wird, wer die Strecke zweimal in der gleichen Zeit absolviert. Damit bei diesen Gleichmäßigkeitsrennen für alle die gleichen Bedingungen gelten, ist der Tacho abgeklebt. Der aktuelle Motor in der Jawa liefert je nach Witterung und Höhenmeter 25 PS aus 350 Kubikzentimetern Hubraum. „Bei günstigen Windverhältnissen sind 140 bis 145 km/h drin“, erklärt der Motorradpilot. Dafür braucht es natürlich auch ordentlichen Sprit. Das handelsübliche Benzin mit dem hohen Anteil Bioethanol bekommt den Motordichtungen nicht, deshalb verwendet Martin Riedel bei den Rennen Spezialkraftstoff mit mehr als 100 Oktan oder Flugzeugbenzin.

Im dritten Jahr konnte das Team Klassik Garage Neukirch bereits die ersten Erfolge verbuchen. Größte Überraschung war dabei der erste Platz beim Bergpreis Zschopau Ende Mai. Landschaftlich besonders schön war das Rennen um den internationalen Bergpreis in Südtirol. Selbst Anna Freudenberg, die sich im Team vor allem um die Organisation kümmert, schwärmt von der serpentinenreichen Strecke, die einen einzigartigen Blick ins Tal eröffnete. 600 Höhenmeter galt es, auf der fünf Kilometer langen Strecke zu überwinden. Peter Czerwonka hatte extra für das Bergrennen den Vergaser der Jawa neu eingestellt und so war Martin Riedel nach nur fünfeinhalb Minuten im Ziel. „Es ist ein guter Platz im Mittelfeld“, sagt er. „Mein Wunsch ist es, mich im nächsten Jahr weiter nach vorn zuarbeiten.“

Die nächsten Rennen für die Klassik Garage Neukirch werden das Internationale Bergrennen in Lückendorf Anfang August und das Oberlausitzer Dreiecksrennen Anfang September sein. Zwischendurch steht noch das Wiedaer Dreiecksrennen auf dem Plan. Neben der Jawa geht dann auch die restaurierte MZ Trophy Sport, Baujahr 1971, an den Start. In Arbeit vielleicht schon für die nächste Saison ist außerdem eine Kawasaki S1 aus dem Jahr 1971.

Und dann bereiten sich Martin Riedel und Kevin Lißner auf die Rallye Elbflorenz vor. Diese Ausfahrt auf vier Rädern ist für beide eine willkommene Abwechslung. Historisch bleiben sie trotzdem. Der Porsche 356 von Mechaniker Peter Czerwonka steht bereits auf der Starterliste und für den dunkelgrünen 6er-BMW warten die beiden Motorsportler noch auf eine Zusage. So richtig leise sind diese Autos ebenfalls nicht.

Katrin Kunipatz / 13.07.2016

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