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Sechsjährige dürfen hier Motorrad fahren

Sechsjährige dürfen hier Motorrad fahren

Bevor die Elektrobikes von Kindern über den Parcours gelenkt werden, kontrolliert Andreas Mühle die Technik jedes einzelnen Motorrads. | Foto: kk

Schnell, leise und ganz ohne Anstrengung durch das Lausitzer Seenland fahren, ist angenehm. Andreas Mühle stellt dafür seit einigen Jahren den Trikke zur Verfügung und hat seit dieser Saison E-Motorräder für Kinder im Programm.  

Lohsa. Auf dem Arbeitstisch im Hof steht eins der kleinen Motorräder. Andreas Mühle bereitet es für den Einsatz auf dem neuen Elektroparcours für Kinder am Dreiweiberner See vor. Insgesamt sechs Kinderbikes hat er von einem Geschäftspartner in Wien gekauft. Zuvor waren die kleinen Elektromotorräder fünf Jahre am Wiener Prater im Einsatz gewesen.

Und seit wenigen Tagen können sie von Kindern am Stand Lohsa gefahren werden. Dafür hat Andreas Mühle extra ein 35 Meter langes Rennoval mit Unterstützung anderer Lohsaer angelegt. Die Bikes selbst sind so leicht, dass schon Sechsjährige darauf fahren können. Helm und Nackenschutz bekommen die jungen Motorsportler vor Ort. „Nur eine Kapuze sollte sich jeder mitbringen oder kann sie vor Ort kaufen – es ist hygienischer“, sagt Andreas Mühle.

Angetrieben werden die gerade mal 20 Kilogramm schweren Zweiräder von einem 750-Watt-Elektromotor der Strom aus einem 36-Volt-Akku erhält. Die Geschwindigkeit ist stufenlos zwischen vier und 22 km/h regelbar. Scheibenbremsen und klappbare Fußrasten sorgen für die Sicherheit der jungen Piloten. Zusätzlich hat der motorsportbegeisterte Lohsaer alle Motorräder mit einem fernbedienbaren Schalter ausgestattet. „So kann ich jederzeit alle Bikes gleichzeitig abschalten und beim Sturz eines Fahrers alle stoppen“, erklärt er.

Andreas Mühle hat sich schon vor Jahren der Elektromobilität verschrieben. Er selbst ist begeisterter Motorsportler. Im Alter von 14 Jahren begann der heute 59-Jährige mit Motoball – einem Sport, bei dem auf Motorrädern Fußball gespielt wird. Zum Training gehörte damals auch das Warten und Reparieren der Maschinen und Motoren. Damit war der berufliche Werdegang für Andreas Mühle klar. Als Mechaniker arbeitete der gebürtige Dresdner später sogar beim Sportwagenhersteller Melkus.

Nach der Wende baute der jetzt in Lohsa Lebende Solaranlagen und begann sich für Elektromobile zu interessieren. Der Zufall wollte es, dass Andreas Mühle das elektrische Trikke erstand. Das Gefährt hat deutlich kleinere Räder als ein herkömmliches Fahrrad, wird im Stehen gefahren und per Gewichtsverlagerung gelenkt. Entwickelt wurde der Trikke in Brasilien, die Patentrechte hat eine US-amerikanische Firma und gebaut wird es in China.

Zwei Jahre, unzählige Briefe, Prüfprotokolle, Umbauten und Anpassungen hat es gebraucht bis Andreas Mühle die deutsche Straßenzulassung des Trikke in den Händen hielt. Seitdem dürfen Besitzer eines Moped-Führerscheins die maximal 20 km/h schnellen Fahrzeuge auf den Radwegen der Lausitzer Seen lenken. Die Schwierigkeiten bei der Zulassung ergaben sich, weil es für dieses von einem Elektromotor angetriebene Trikke keine passende Kategorie gibt.

Zwei Jahre war das Lausitzer Seenland Musterregion zur Erprobung des bisher in Deutschland einmaligen Fahrzeugs. „Wir sind in dieser Zeit immer unfallfrei gefahren“, erklärt Andreas Mühle. Er hoffte, dass das Trikke danach sachsenweit für die Benutzung auf Radwegen zugelassen wird. Doch statt einer Musterzulassung für Sachsen hätte er jedes einzelne Fahrzeug gegen eine Gebühr in Sachsen zulassen müssen. Da dies nicht den Vorstellungen des E-Mobil-Enthusiasten entspricht, hat er vorerst eine Verlängerung der Zulassung im Lausitzer Seenland erwirkt.

Unterstützt wird er bei seinem Vorhaben von den Bürgermeistern, deren Gemeinden an den Geierswalder See grenzen und Udo Witschas – früherer Bürgermeister von Lohsa und jetzt erster Beigeordneter des Bautzener Landrats. Auch Brandenburger Gemeinden im Lausitzer Seenland haben Zustimmung signalisiert. Doch ewig will Andreas Mühle nicht mehr warten. „Im September ziehe ich Bilanz und entscheide, ob ich mit dem Trikke weiter mache oder nicht“, sagt er. Die diesjährige Saison ist damit gesichert.

Katrin Kunipatz / 22.05.2016

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