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Streetstyle mal auf „Sorbian“ getrimmt

Streetstyle mal auf „Sorbian“ getrimmt

Die Zweitplatzierten Christiane Dögel und Alexander Gaertner präsentieren ihren Wettbewerbsbeitrag „Katja.“

Ein Wettbewerb soll die traditionelle sorbische Volksmode dem Verstauben entreißen. Es gibt viel Zuspruch, aber auch Widerstände zu überwinden.

Bautzen. Die deutsch-sorbische Zweisprachigkeit ist ein Markenzeichen der Lausitz. Nur selten greift man – wenn es um Themen geht, welche die Sorben/Wenden betreffen – auf die englische Sprache zurück, und wenn, dann um einen Bezug zur „Moderne“ herzustellen. So lässt es sich wohl auch erklären, dass für einen unlängst zu Ende gegangenen Modewettbewerb die Bezeichnung „Sorbian Street Style“ gewählt wurde. Bestand doch das Ziel laut Mitinitiatorin Christa Bogusz, Direktorin des Sorbischen Museums Bautzen, darin, „ein lausitzspezifisches Textil- und Modedesign auf der Grundlage traditioneller Trachten und der Lausitzer Volkskunst zu entwickeln.“

Künstler aus ganz Deutschland, aber auch aus den benachbarten Ländern waren aufgerufen, mit ihren Entwürfen zu zeigen, wie sich die traditionelle sorbische Volksmode in die Moderne überführen lässt. Am Besten schaffte dies nach Auffassung einer Jury „Die Cottbuserin.“ Diesen Namen hatte die Leipziger Designerin Lea Kelm ihrem Entwurf gegeben, der deutlich erkennbar Formen, Motive und Farben sorbischer Trachten mit modernen Schnittmustern kombiniert.

Da die Schöpferin an der Preisverleihung nicht teilnehmen konnte, ließ sich nur wenig über die Hintergründe ihrer Arbeit in Erfahrung bringen. Anders als bei den Zweitplatzierten Christiane Dögel und Alexander Gaertner, die als freiberufliche Designer in Berlin arbeiten und ihren Wettbewerbsbeitrag „Katja“ nannten. „Man hat die Tracht als etwas sehr Verschlossenes im Kopf, dem wir eine gewisse Leichtigkeit geben wollen“, erklärte die aus Ribnitz-Damgarten stammende Christiane Dögel. Und ihr in Aschersleben gebürtiger Partner Alexander Gaertner fügte hinzu: „Es war uns wichtig, aus der kleinteiligen Geometrie der traditionellen Muster herauszukommen und mit diesen Elementen zu spielen.“

„Gespielt“ haben auch die Trägerinnen des Nachwuchspreises – die Dresdener Studentinnen Gisa Bigl, Lara-Marie Lipp, Marilena Stock und Saskia Trute: „Wir haben uns mit den Hauben beschäftigt und wollten sie modern interpretieren. Wir dachten, wir drehen die Haube einfach um und machen eine Cap daraus. Dafür wollen wir mit Leinen ein traditionelles Material verwenden.“

Für Jurymitglied Claudia Muntschick vom Sächsischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft sind all dies hoffnungsvolle Ansätze, um sich dem eigentlichen Ziel des Wettbewerbs anzunähern: „Die Tracht soll – in modernisierter Form – aus der Truhe heraus und wieder auf die Straße kommen.“

Für die Herstellung wünschen sich die Initiator(inn)en, dass diese auf nachhaltige Weise in heimischen Handwerksbetrieben erfolgt. Dass es auf diesem Weg auch Widerstände gibt, verschweigt Museumspädagogin Andrea Paulick nicht: „Neben vielen positiven Resonanzen haben wir auch Entrüstung erlebt von Menschen, die die Tracht mit viel Mühe und Liebe in ihrer ursprünglichen Form pflegen und bewahren wollen.“ Erinnerungen werden wach an das gescheiterte Projekt „Sorben 3000“, in dessen Rahmen sorbische Trachten mit elektrischen „Gimmicks“ versehen wurden, um sie dem Verstauben zu entreißen, das aber nur wenig Verständnis erfuhr. Solch radikale Eingriffe schweben den Mitwirkenden von „Sorbian Street Style“ freilich nicht vor.

Wie geht es nun weiter?

Vom 22. September bis zum 1. März 2020 können die eingereichten Entwürfe im Rahmen einer Ausstellung im Sorbischen Museum Bautzen betrachtet werden. Dazu kommen Kreationen etablierter Künstler und Designer sowie von sorbischen Gymnasiasten. Ein Katalog in Form eines Modejournals soll die Ideen zusammenfassen. Parallel begeben sich die Initiator(inn)en auf die Suche nach Partnern, mit denen sie gemeinsam die Produktion in Angriff nehmen können.

Uwe Menschner / 20.09.2019

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