Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Tierpark Görlitz: Taki schlägt ein, Sturm Herwart auch

Tierpark Görlitz: Taki schlägt ein, Sturm Herwart auch

Kristin Breßler vom Görlitzer Tierpark ist mit der Entwicklung von Taki hochzufrieden. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Eigentlich wollte sich der Niederschlesische Kurier informieren, wie sich der Görlitzer Tierpark winterfest macht. Doch dann gab es ein paar Überraschungen.

Görlitz. „Es gibt viele Themen, aber winterfest? Unsere Tiere sind eigentlich alle so untergebracht, dass wir sie im Winter nicht umziehen lassen müssen“, betont Tierpark-Direktor Dr. Sven Hammer und will mir lieber den neuen Sympathieträger vorstellen. Das erst am 7. Oktober geborene und siebzehnte Fohlen des Eselpaares Camilla und Herbert hört auf den Namen Taki. Die Stute hat damit einen Namen aus der Heimat der Tiere in Südamerika erhalten. So ganz passend ist der Name noch nicht, denn Taki heißt übersetzt „Melodie“. Doch zum graziösen Gang der Stute, die mit 24 kg kerngesund zur Welt kam, fehlt noch etwas und das muss erst erlernt werden. „Unsere Besucher könnten denken, der in seinem Gehege aufgerichtete Erdhügel ist nur Unrat. Falsch, es ist alles durchdacht. Wir wollen Taki natürlich fit für ihre natürliche Umwelt machen“, betont SvenHammer. Und dazu gehört eben auch das gekonnte Erklimmen von Unebenheiten im Gelände. Da Taki so wohlgenährt ist, dürfte auch dem avisierten späteren Einsatz in einer tiergestützten Therapieeinrichtung der Region ab Sommer 2018 nichts im Wege stehen.

Bis dahin bleibt Taki natürlich erst einmal ein Star wie auch eine andere, öffentlich bislang wenig wahrgenomme Sensation im Tierpark. Wenige Schritte entfernt im Bauernhof kümmert sich Catrin Hammer gerade um die vielleicht spektakulärsten Tiere, die zugleich zu den Unauffälligsten gehören. Doch haben die Besucher erst einmal die Etruskerspitzmaus entdeckt, geraten sie oft in helle Verzückung.

Über 1.300 Herzschläge und etwa 900 Atemzüge in der Minute – die derzeit fünf Spitzmäuse des Naturschutz-Tierparks Görlitz haben einiges zu leisten. Und wer einen so turbulenten Kreislauf am Laufen halten will, der muss natürlich auch einen gehörigen Appetit aufbringen. Sage und schreibe 4,5 Gramm oder das 1,5-fache ihres eigenen Körpergewichts können die im Süden Europas und in Asien lebenden Nager verputzen, denn sie selber bringen etwa zwei bis drei Gramm auf die Waage.

Görlitz war bei der Beherbergung der Etruskerspitzmaus übrigens Pionier, Dresden und Karlsruhe haben später nachgezogen. Die Görlitzer Tiere kamen aus einer wissenschaftlichen Einrichtung, denn aufgrund der Größe kann man durch die dünne Schädeldecke quasi hindurchblicken, was die Gattung interessant für Forscher macht.
Catrin Hammer erklärt: „In der kalten Jahreszeit muss ich darauf achten, dass wir ihre Umgebung bei etwa 22 Grad Celsius halten, damit die Tiere nicht in einen „Torpor“ übergleiten“, einen Zustand der sich durch Lethargie einem Winterschlaf annähert, indem Stoffwechsel- und Energieumsatzprozesse auf ein Minimum gesenkt werden. Während eine umfassende Betreuung das verhindert, ist man am Ende gegen gewaltigere Kräfte der Natur dennoch machtlos.

Wenige Tage nach dem Besuch des Tierparks ist dessen Festigkeit in der kalten Jahreszeit dann doch angekratzt. Dabei hatte man sogar Glück im Unglück. Trotz massiver Schäden durch umgestürzte Bäume und Baumteile an Zäunen, Gehegen und Gebäuden gab es durch Sturm Herwart weder Verluste noch Verletzungen bei Mensch oder Tier.

Allerdings mussten die Gänsegeier evakuiert werden, da die gesamte linke Gehegeseite komplett zerstört wurde und offen war. Den Steinböcken blieb eine Evakuierung hingegen erspart. Mitarbeiter stellten sicher, dass bei den notwendigen kontrollierten Fällungen im Gehege, die Tiere nicht durch die zerstörten Zäune entweichen konnten. Glück hatten auch die Manule und Eulen: haarscharf an ihren Anlagen ging eine alte Fichte zu Boden. Weniger gut erging es allerdings der Kranichanlage, hier wurden Haus und Vorgehege komplett zerstört.

Die Aufräumarbeiten werden noch Wochen dauern. Am meisten wird die zerstörte Geiervoliere brauchen. Hier muss die gesamte Konstruktion neu gebaut werden. Dazu werden dringend Spenden benötigt. Unter dem Kennwort „Sturmschaden Geier“ freut sich der Tierpark über jeden Beitrag. Die Steinbockanlage bleibt vorerst allerdings für die Besucher geschlossen und die Geier müssen noch hinter den Kulissen bleiben.

Till Scholtz-Knobloch / 04.11.2017

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel