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„Wir sind derzeit in einer Ganz-OK-Phase“

„Wir sind derzeit in einer Ganz-OK-Phase“

Elise Leder konnte während eines SAEK-Projekts am 23. November bei der Premiere des Zauberlehrling-Films im Görlitzer Kino die Produzentin Ingelore König interviewen. Foto: SAEK Görlitz

Die Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanäle (SAEK) haben am 28. November im Görlitzer Rathaus im Rahmen einer Feierstunde das 20-jährige Bestehen am Standort Görlitz gefeiert. Die Produkte der Görlitzer SAEK sind auch die, die medial die größte Resonanz finden.

Görlitz. Seit 2014 hat sich das Aufgabenspektrum von Olav Giewald, dem Studioleiter der Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanäle (SAEK) in Görlitz unverhofft erweitert. „Täglich bin ich dabei, zunächst eine ganze Reihe von Kommentaren in unserem Youtube-Kanal zu prüfen“, bekundet er und hofft, nicht auf beleidigende, rechtlich oder ethisch fragwürdige Kommentare zu stoßen, die man dann schon mal zu löschen hat. Doch diese Mehrarbeit ist eben auch Ausdruck eines großen Erfolgs.

Die SAEK, die dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiern, haben im Freistaat mehrere Standorte, wobei Görlitz 1997 neben Zwickau, Leipzig und Chemnitz zu den Pionieren gehörte. In vielen Projekten vornehmlich mit Jugendlichen arbeiten die SAEK daran, eine der heutigen Zeit entsprechende Medienkompetenz zu vermitteln. Unter anderem von Jugendlichen im Rahmen von meist Schulprojekten erstellte Filmproduktionen werden über Youtube der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – und zwar deutlich erfolgreicher als an den anderen Standorten.

„Das geheimnisvolle ist, dass selbst ich als Leiter nicht schlüssig erklären kann, woran unser Erfolg liegt.
Es begann 2014 damit, dass einer unserer Filme auf einmal die Klickzahlen in unserem Profil nach oben katapultierte“. Der von Schülern gemachte Film „10 Arten von Schülern auf Klassenfahrt“ ist seither nahezu 3,4 Mio. Mal angeklickt worden und wurde über 1.900 Mal kommentiert. „Keine Ahnung, ob Youtube den damals quasi als besonders sehenswert eingestuft und am Rand der Homepage selbst beworben hat oder ob uns irgendeine vielzitierte Verlinkung auf einmal so viel Interesse geliefert hat“, sagt Olav Giewald und zuckt mit den Schultern.
Pate für den Erfolg solcher und ähnlicher Produktionen stand damals die erfolgreiche Fernseh-Comedyserie von Michael Kessler „Kesslers Knigge“. Nach dem fulminanten Erfolg 2014 hätten sich die Klickzahlen auch erst einmal wieder nach unten beruhigt, doch mit einer gewissen Regelmäßigkeit gibt es nun immer wieder deutliche Wellen nach oben. Das SAEK Görlitz, dessen Wirkungsgebiet von Zittau bis Rietschen und von Löbau bis an die Grenze reicht, ist scheinbar als zuverlässiger Lieferant von Qualität erkannt und „gelistet“. Der unerwartete „virale Netzerfolg“ – er ist nun ständiger Begleiter der Arbeit.

Dabei hatten die SAEK bei ihrer Gründung 1997 zunächst ein ganz anderes Profil. Gemeinsam von der Landesmedienanstalt, Privatsendern in Sachsen, wie auch vom Freistaat getragen, stand zunächst die reine Nachwuchsförderung im Zentrum der Arbeit.

Und das für immerhin 11 Jahre. Görlitz war in den frühen Jahren ein reiner Radiostandort für die SAEK mit eigener Frequenz. Zwar gab es auch damals bereits Schulprojekte, doch mit dem Jahr 2008 kam erst ein medienpädagogischer Anspruch und die Erstellung von Video- und TV-Formaten in Görlitz hinzu. Seither ist auch Olav Giewald für die SAEK in Görlitz tätig.

Sachsen leistet sich mit den SAEK ein ohnehin recht ambitioniertes Gebilde, zumal dieses dezentral alle Regionen des Landes mitnimmt. Artverwandte Projekte wie die „Medienwerkstatt“ in Thüringen wirken von der Landeshauptstadt Erfurt aus, die ihre Mitarbeiter erst übers Land schickt, während in Mecklenburg-Vorpommern der „Medientraktor“ ebenfalls aus der Zentrale erst hinaus in die Provinz tuckert. In den westdeutschen Bundesländern liegen Aufgaben der Vermittlung von Medienkompetenz üblicherweise wie in Niedersachsen ebenso zentral bei den Landesmedienanstalten. Hingegen sind Beiträge im Webradio heute eher zu einer Nische geworden, die immerhin sporadisch mit eigenen Beiträgen am Montag ab 17.00 Uhr bestückt wird. Doch Medien mit Interaktionsmöglichkeiten ziehen heute stärker, zum Beispiel gab es so bereits einen Workshop zur Programmierung von PC-Spielen.

Die ab 2005 einst erfolgreiche Kinderradioredaktion „Görlitzer Quasselstrippen“ löst da fast schon nostalgische Gefühle aus. Aber auch den einstigen Radioausbildungscharakter kam die Görlitzer SAEK nach. Aus der Jugendredaktion ging mit Louisa Noack eine heute etablierte Redakteurin hervor, die man von 89.0 RTL, Radio Brocken, dem MDR-Fernsehen oder dem Nachrichtenradio MDR aktuell kennt.

Olav Giewald schaut zum Monitor und kommt noch einmal auf den heutigen Erfolg im Netz zu sprechen. „Wir haben etwa 10.000 Klicks am Tag“, fügt er noch hinzu und ein Blick über seine Schultern verrät: Die SAEK Görlitz haben weit über 27.000 Abonnenten, die ständig über neue Beiträge aus Görlitz informiert werden. Und wie sieht es aktuell aus? Gelassen schmunzelnd sagt Olav Giewald: „Wir haben – so denke ich – derzeit eine Ganz-OK-Phase. Steuern kann man das sowieso nicht“, meint er. Stimmt eigentlich nicht ganz, denn die neugierigen Abonnenten darf man auch nicht enttäuschen. Auch ein Klick im Internet ist Ausdruck eines erst erkämpften Vertrauens.

Über die Arbeit und Geschicht der SAEK am Standort Görlitz kann man sich seit dem Festakt am 28. November übrigens in einer Ausstellung im Flur des Görlitzer Ratssaal informieren.

Till Scholtz-Knobloch / 04.12.2017

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