Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Wolfsstreuner 
kommt aus Polen

Wolfsstreuner 
kommt aus Polen

Ein Jährlingsrüde aus dem Ruszow-Rudel hält sich seit November 2016 bei Rietschen auf und sucht im Siedlungsbereich nach Futter, zum Beispiel an Komposthaufen. Foto: Lupus

Die Identität des „zahmen“ Wolfes im Raum Rietschen ist geklärt. Nach Angaben des Kontaktbüros „Wölfe in Sachsen“ handelt es sich dabei um einen „Überläufer“ aus dem polnischen Ruszow Rudel, der als Welpe von Menschen gefüttert wurde.

Rietschen/Lodenau. Seit Mitte November 2016 sind dem Wolfsmanagement, das seit Jahresbeginn 2017 nicht mehr „Wolfsregion Lausitz“ sondern „Wölfe in Sachsen“ heißt, wiederholt Sichtungen eines Wolfes bei Teicha – Neuhammer – Alte Ziegelei (Gemeinde Rietschen) gemeldet worden, der im Siedlungsbereich Futter sucht. Zunächst wurde das Tier im Laufe von zwei Wochen mehrmals zu unterschiedlichen Tageszeiten, jedoch häufig vormittags, im Siedlungsbereich beobachtet. Bei einigen Sichtungen befand sich der Wolf auf bzw. in unmittelbarer Nähe von bewohnten Grundstücken. Während in der ersten Dezemberhälfte nur noch sporadische Hinweise auf den Wolf eingingen, tritt er seit der zweiten Dezemberhälfte wieder vermehrt in Erscheinung, wobei er nun überwiegend abends und nachts im Siedlungsbereich unterwegs ist.

Seit dem Eingang der ersten Sichtungsmeldungen wird die Situation vor Ort durch intensives Monitoring beobachtet. Das Landratsamt Görlitz beauftragte dafür das Lupus Institut für Wolfsmonitoring und -forschung, das in Sachsen die Kernkompetenz für das Wolfsmonitoring besitzt. Außerdem wurde durch das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ die Informationsarbeit vor Ort verstärkt, um die Bevölkerung über das Tier aufzuklären. Die Anwohner wurden dazu aufgerufen, keinerlei Essensreste auf Komposthaufen oder in Siedlungsnähe zu entsorgen, um dem Tier nicht weiter Anreiz zu bieten, hier auf Nahrungssuche zu gehen. Vor Ort wurde außerdem mit einem Hund nach Nahrung gesucht, Genetikproben sichergestellt und verstärkt Fotofallen aufgestellt. Auf einigen Aufnahmen ist zu sehen, wie der Wolf Fressbares von Komposthaufen holt. Einige Anwohner haben zudem eigene Fotofallen platziert und leiten Wolfsaufnahmen an das Wolfsmanagement weiter.

Mit Hilfe einer genetischen Untersuchung konnte die Identität des Wolfes ermittelt werden. Es handelt sich um einen Jährlingsrüden aus dem polnischen Ruszow Rudel. Das Ruszow Territorium erstreckt sich überwiegend auf polnischer Seite direkt angrenzend etwa auf Höhe von Rothenburg. Nach Angaben polnischer Wissenschaftler ist dieses Tier als Welpe von Menschen gefüttert worden.

Durch den genetischen Abgleich konnte nachträglich außerdem geklärt werden, dass es sich um denselben Wolf handelt, der Anfang Juni 2016 dabei beobachtet wurde, wie er vom Vorhof eines Grundstücks im Rothenburger Ortsteil Lodenau die Schwarte eines dort zerlegten Wildschweins in das angrenzende Waldstück schleppte.

Nach den vorliegenden Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass der Wolf in der Vergangenheit bereits mehrmals Nahrung in der Nähe von Menschen erhalten bzw. gefunden hat und auf Grund dieser, für ihn positiven Erfahrungen, gezielt Siedlungen auf der Suche nach Fressbarem aufsucht.

Das Verhalten des Tieres ist für einen wilden Wolf ungewöhnlich und nur durch dessen Vorgeschichte zu erklären. Bislang hat das Tier keinen direkten Kontakt zu Menschen gesucht und geht einer direkten Begegnung aus dem Weg. Derzeit gibt es keine Hinweise auf ein sicherheitsrelevantes Verhalten gegenüber Menschen. Die Experten vom Kontaktbüro räumen aber ein, dass „ein solches Verhalten unerwünscht und für die Anwohner vor Ort nicht dauerhaft zumutbar“ sei. Deshalb beobachte man die Lage weiterhin intensiv. „Geeignete Maßnahmen“ seien bei einer Verschärfung der Situation nicht ausgeschlossen.

Redaktion / 23.01.2017

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel