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Züge sollen nach Rumburg rollen

Züge sollen nach Rumburg rollen

Der bislang verwaiste Bahnhof Seifhennersdorf soll sich zu einer Drehscheibe im grenzüberschreitenden Verkehr entwickeln. Fotos: Uwe Menschner

Träumerei oder doch eine realistische Chance? Während zwischen Seifhennersdorf und Warnsdorf (Varnsdorf) noch immer keine Züge rollen, soll nun eine Studie zu einer noch gar nicht existenten Bahnlinie erstellt werden.

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Tschechien erhofft sich von dem neuen Abschnitt eine durchgehende Verbindung Reichenberg (Liberec) – Tetschen (Decin).

Seifhennersdorf. Der grenzüberschreitende Bahnverkehr zwischen Deutschland und Tschechien steht schon seit längerer Zeit im Fokus der Betrachtungen für ein zukunftsfähiges Schienennetz in der Region. Bereits seit Jahren bemüht sich die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH (DRE) um eine Wiederaufnahme des Verkehrs zwischen Seifhennersdorf und Warnsdorf, bislang allerdings vergeblich. Jetzt könnte allerdings eine andere Verbindung von der Stadt im „Zipfel“ in den Fokus rücken: Nämlich die nach Rumburg (Rumburk).

Bislang freilich existiert diese Verbindung nur auf dem Papier. Die List GmbH, welche im Auftrag des Freistaates Sachsen Verkehrsbauprojekte plant und realisiert, hat eine Machbarkeitsstudie für den Neubau der Strecke Seifhennersdorf-Rumburk ausgeschrieben. Diese stelle die infrastrukturelle Voraussetzung zur effizienten Verknüpfung der gegenwärtig bereits bestehenden Linien Reichenberg (Liberec) – Seifhennersdorf und Rumburg – Tetschen (Decin) dar, heißt es in der Begründung des Vorhabens. Wörtlich: „Die Tschechische Republik und der Freistaat Sachsen unterstützen diese Initiative und haben sich auf die Erstellung einer Machbarkeitsstudie verständigt.“ Im Rahmen der Studie sollen demnach „vor allem Linienvarianten und ihre technische, bauliche und betriebliche Machbarkeit“ untersucht werden. Auch eine erste Kostenabschätzung soll das beauftragte Planungsbüro vorlegen.

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In beispielloser Privatinitiative entstand in Warnsdorf (Varnsdorf) der Haltepunkt Pivovar Kocour. Hier ist derzeit noch Endstation.

In der Vorbereitung wurde bereits ein „Korridor“ für die künftige Trassenführung festgelegt, in dessen Zentrum der ehemalige Lkw-Grenzübergang steht. Hier soll auch die künftige Bahnstrecke die Grenze überqueren. Die Entfernung zwischen den Bahnhöfen von Rumburg und Seifhennersdorf beträgt etwa fünf Kilometer, der Höhenunterschied 27 Meter. Die Ausführung soll als eingleisige Nebenbahn erfolgen und auch den Güterverkehr ermöglichen. Die Neubaustrecke soll eine durchgehende Verbindung zwischen Reichenberg (Liberec) und Tetschen (Decin; über Bad Schandau) ermöglichen und im Stundentakt betrieben werden.

Eine vom ZVON erstellte Potenzialanalyse geht von circa 2000 Fahrgästen pro Tag aus. In die Untersuchungen soll auch der Bahnhof Seifhennersdorf einbezogen werden, für den sich der Auftraggeber einen Spurplan wünscht. Die Neubaustrecke Seifhennersdorf-Rumburg ist, obwohl öffentlich bislang kaum diskutiert, in Fachkreisen bereits seit längerem im Gespräch. Bereits im Frühjahr 2019 wies der Geschäftsführer des ZVON, Hans-Jürgen Pfeifer, in einer Präsentation darauf hin, dass im Rahmen einer Diplomarbeit „sinnvolle Betriebskonzepte“ erarbeitet worden seien. Die tschechischen Kollegen würden zur Realisierung des Projekts die Unterstützung der deutschen Seite suchen. 

Uwe Menschner / 16.07.2022

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Kommentare zum Artikel "Züge sollen nach Rumburg rollen"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. ralferle schrieb am

    wäre sehr gut für deutsche und tchesch. Bürger. leider ist für solche Vorhaben kein Geld seitens Deutschlands da für anderes möglich

  2. lausbub schrieb am

    Träumerei oder realistische Chance? Doch eher Träumerei. Eine Direktverbindung von Liberec nach Decin auf der Kursbuchstrecke 236 wäre schon heute möglich wenn die Trilex-Züge in Varnsdorf weiter nach Rumburk fahren würden. Dort gibt es nämlich nutzbare Gleise. Aber das geschieht gegenwärtig nicht, weil der ZVON in der Streckenausschreibung den Bahnhof Seifhennersdorf als Endstation vorsieht.

    Man sollte den Bürgern endlich die Wahrheit sagen: Seifhennersdorf wird vom Durchgangsverkehr weiterhin abgehängt bleiben und bestenfalls als Streckenast einzelne Fahrten bekommen. Der Netzausbau wird mit Gleisen auf tschechischem Staatsgebiet erfolgen, da man dort bereits vorhandene Infrastruktur nutzen kann. Dadurch lassen sich erhebliche Baukosten einsparen.

    Auch der ZVON wird in nicht so ferner Zukunft dem nachgeben und die Trilex-Züge über Varnsdorf nach Rumburk und weiter nach Sebnitz/Bad Schandau fahren lassen. Ganz einfach, weil auf dieser Verbindung das größere Fahrgastaufkommen zu erwarten ist.

    Es tut mir leid für die Seifhennersdorfer, die vielleicht mehr erwarten vom SPNV. Der Ort war im Altkreis Zittau neben der Kreisstadt der einzige mit Stadtrecht. Die zwei Straßengrenzübergänge nach Tschechien verleihen ihm aber nur eine geringe überregionale Bedeutung. Eine Aufwertung des Bahnhofs als Durchgangsstation ist eher unwahrscheinlich. Dazu sind bereits zu viele Tatsachen geschaffen worden, die für den Ausbau des Ostsachsennetzes Hindernisse sind. Bei den Politikern in Dresden reicht dieses Netz nur bis Löbau und Görlitz, manchmal bis Zittau. Die wissen gar nicht, dass es eine Kursbuchstrecke 236 überhaupt gibt.

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