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Altmedikamente bald nur noch in Restmüll

Altmedikamente bald nur noch in Restmüll

Alle zwei Monate ist bei der Carolus Apotheke in Zittau solch ein Sack mit Altmedikamenten zusammengekommen. Doch Apothekerin Sigrid Augustin weist darauf hin, dass das kostenlose Rücknahmesystem Ende des Jahres ausläuft. | Foto: fum

Fast in jedem Haushalt gibt es Altmedikamente – Pillen oder Flüssigkeiten, die zu viel verschrieben wurden oder deren Verbrauchsdatum überschritten ist. Bisher nahmen einige wenige Apotheken diese Präparate zurück. Doch damit ist zum Jahresende Schluss.

Zittau. Seit ein paar Tagen hängt ein Schild an der Eingangstür der Carolus-Apotheke: „Es besteht nur noch bis zum 31. Oktober die Möglichkeit, Ihre Altmedikamente kostenlos bei uns zur Entsorgung abzugeben.“ Doch wie soll es dann weitergehen? In der Information der Apotheke heißt es: „Die Entsorgung erfolgt dann über Ihre private Restmülltonne.“ Doch Medikamente mit allen möglichen Wirkstoffen einfach in den Müll kippen? Wie war das doch mit Antibiotika, die schon so sehr in unsere Umwelt und Nahrung vorgedrungen sind, dass sie bei manchen Patienten gar nicht mehr anschlagen?

Sigrid Augustin, die Chefin der Carolus-Apotheke, erklärt die Zusammenhänge, wie es zum Auslaufen des Services mit den Altmedikamenten kam: „Bisher waren wir eine der ganz wenigen Apotheken in Zittau, die kostenlos Altmedikamente entgegen genommen und sie zur fachgerechten Entsorgung weitergeleitet haben. Die Kunden haben diesen Service sehr gut angenommen: Aller zwei Monate hatten wir einen großen Plastesack voll.“

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An der Eingangstür der Carolus Apotheke hängt seit ein paar Tagen dieser Hinweis. | Foto: fum

Das Sortieren danach sei natürlich mit einigem Arbeitsaufwand verbunden gewesen: Eine Kollegin musste alle abgegebenen Arzneimittel in die Hand nehmen, sie von der Verpackung befreien und nach den reinen Medikamenten, nach Flaschen und Verpackungsmaterialien trennen. „Aber das haben wir gerne gemacht. Zum Einen als Serviceleistung für unsere Kunden, zum Anderen, um der Umwelt einen Dienst zu tun“, erläutert Sigrid Augustin die Beweggründe. Seien die Tüten mit den sortierten Medikamenten voll gewesen, habe man bei Remedica angerufen, einem nach eigenen Angaben „umwelt- und verbraucherfreundlichen Rücknahme- und Entsorgungssystem für Altmedikamente“. Doch gerade Remedica macht der geordneten Rückführung nicht mehr gebrauchter Arzneimittel einen Strich durch die Rechnung. In einem Schreiben kündigt das Service-Team Ende Juli an, die Rücknahme und Entsorgung zum Jahresende 2016 einstellen zu müssen.

Grund sei das Fehlen der „notwendigen finanziellen Unterstützung vonseiten der produktverantwortlichen Industrie.“ In den vergangenen Jahren habe man die operativen Kosten des Systems selbst tragen müssen. Dies sei künftig nicht mehr möglich. Auch Sigrid Augustin sieht sich außerstande, mit ihrer Apotheke die Kosten für die fachgerechte Entsorgung zu tragen, denn dies sei durchaus kein Pappenstiel. „Wenn wir Laborabfälle entsorgen müssen, ist das eine richtig teure Angelegenheit“, begründet sie.

Beim Sächsischen Apothekerverband kennt man das Dilemma, hat bisher gut mit Remedica zusammengearbeitet, muss das Auslaufen des Rücknahmesystems zum Jahresende aber akzeptieren. Sprecherin Dr. Kathrin Quellmalz: „Wir haben leider keinen anderen Anbieter parat.“ Die Entsorgung über die private Restmülltonne sieht sie nicht als Problem: „Wenn der Inhalt der Tonnen in der Müllverbrennungsanlage landet, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Allerdings sollte man flüssige Medikamentenrückstände nicht in die Toilette schütten, auch nicht in die Biotonne.“ Auf einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Netz gestellten Internetseite werden als mögliche Entsorgungswege für Altmedikamente für den Landkreis Görlitz die Entsorgung über Recyclinghöfe in Niesky und Weißwasser sowie viermal jährlich über das Schadstoffmobil genannt. Darüber hinaus heißt es, die Entsorgung über den Hausmüll sei mit wenig Aufwand verbunden, gleichzeitig aber umweltbewusst und sicher. Der Regiebetrieb Abfallwirtschaft des Landratsamtes Görlitz informiert, dass das Schadstoffmobil im Bereich Görlitz, Löbau, Zittau über den Löbauer Betrieb der Veolia Umweltservice Ost GmbH & Co. KG, Tel. (03585) 4 73 70 zu erreichen ist.

Frank-Uwe Michel / 26.09.2016

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