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Auf der Spur der Shaolinmönche

Auf der Spur der Shaolinmönche

Klein, aber oho! Insgesamt fünf Mitglieder der Kampfkunstschule „Goldener Drache“ nehmen an den Oslo Open in Norwegen teil. Wegen des großen Andrangs wird künftig nicht nur in Niesky, sondern auch in Görlitz trainiert. Foto: privat

Niesky/Görlitz. Jahrhunderte alt ist die Kampfkunst der Shaolinmönche. Seit rund dreieinhalb Jahren versucht man in der Kampfkunstschule „Goldener Drache“ den Vorbildern aus Fernost nachzueifern. Inzwischen mit so großem Erfolg, dass ein fünfköpfiges Team (plus Betreuer) aus Niesky in Kürze an den Oslo Open im Kung Fu teilnehmen wird. Nur eine kleine Finanzspritze fehlt noch, um die Reise abzusichern.

Dass es so schnell gehen würde, hätten Isabel und Alexander Bastian selbst nicht gedacht. „Wir haben zuletzt bei den internationalen Meisterschaften in Wolfsburg schon gemerkt, dass einige unserer Sportler richtig gut dabei sind. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, in Zukunft an Wettkämpfen im Ausland teilzunehmen.“ Dies solle den jungen Leuten im Verein die Augen öffnen, Vergleichsmöglichkeiten mit der internationalen Elite bieten und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung voran bringen.

Die Erwartungen an den hochkarätig besetzten Wettkampf in Norwegens Hauptstadt sind aus Nieskyer Sicht indes eher bescheiden. „Die unter Zehnjährigen dürfen laut norwegischer Gesetze noch nicht gerankt werden, deshalb bekommen sie alle eine Medaille. Bei den über Zehnjährigen könnte – wenn alles gut läuft – schon eine Bronzemedaille drin sein“, hofft Isabel Bastian auf einen optimalen Verlauf des Wettbewerbs.

Ihre Nieskyer Mannschaft besteht aus fünf Sportlern – der Jüngste vier Jahre, die Älteste 33. „Wir hätten gern noch mehr mitgenommen. Aber zum Einen ist es nicht immer leicht, sich einen Tag schulfrei zu nehmen. Zum Anderen haben manche Eltern in der heutigen Zeit auch Terrorangst und wollen ihre Kinder keinem Risiko aussetzen. Das verstehen wir als dreifache Eltern natürlich.“

Auch der Verein selbst betritt Neuland mit der vom 11.bis 13. November stattfindenden Wettkampfreise. „Wir müssen sehen, ob wir mit der veranschlagten Zeit auskommen,wie wir mit unseren Trainingswaffen die Kontrollen an den Flughäfen passieren können und ob das Budget, das wir uns gesteckt haben, ausreichend ist“, erläutert die stellvertretende Leiterin der Kampfkunstschule die Unwägbarkeiten. Apropos Budget: Noch immer fehlen rund 400 Euro, die für die Flugtickets verwendet werden sollen. Wer die Nachwuchssportler vom „Goldenen Drachen“ unterstützen will, kann sich unter Tel.(03581) 8 77 41 68 oder E-Mail jinlong@t-online.de melden.

Die Nieskyer Sportler treten in Oslo im Taolu an, das auf deutsch soviel heißt wie Formenlauf. Im Sanda, dem chinesischen Kickboxen, nimmt dieses Mal noch niemand teil.Was sich aber bis zum nächsten internationalen Wettkampf durchaus ändern soll. „Wir haben einige sehr ehrgeizige Sportler in unseren Reihen“, stellt Isabel Bastian die Haupteigenschaft ihrer Schützlinge heraus. Allerdings bedauert sie, dass Kung Fu – was richtig eigentlich Wu Shu heißt – in Deutschland bisher nur ein Schattendasein fristet. Zu Unrecht, wie sie findet: „Diese Kampfkunst wird auf der ganzen Welt betrieben, bei Wettkämpfen sind neben den Chinesen  meist Russen und Iraner ganz vorn, selbst in Polen wird Wi Shu staatlich gefördert und Preisträger erhalten Prämien und Auftritte mit Regierungsvertretern. Dabei ist dieser Sport gut für die persönliche Entwicklung. Man lernt Respekt und (Selbst-)Disziplin und sich in schwierigen Situationen durchzusetzen.“

Dies ist übrigens die Hauptmotivation, weshalb Eltern ihre Kinder zum „Goldenen Drachen“ schicken. „Nicht selten sind es Mobbingopfer – egal ob körperlicher Gewalt oder in den sozialen Netzwerken. Die Eltern wollen dem durch das straffe Training bei uns entgegen wirken“, erläutert Isabel Bastian.

Zugleich kooperiere man mit der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind, die eine Außenstelle in Görlitz unterhält. „Da gibt es einige, die mit ihrem Körper nichts anzufangen wissen oder Schwierigkeiten haben, soziale Kontakte zu knüpfen. Hierfür kann unser Training hilfreich sein.“ Auch der Weiße Ring und die Opferhilfe Sachsen würden Interessenten schicken, die Kung Fu dann vor allem wegen dem Aspekt der Selbstverteidigung betreiben.

Wegen des großen Zulaufs wird bald nicht mehr nur in Niesky trainiert. Im Moment entsteht im Postgebäude am Postplatz 1 mitten im Zentrum von Görlitz eine weitere Trainingsstätte. „Unbewegliche haben bei uns natürlich anfangs Schwierigkeiten. Aber wer nicht allzu groß ist und dazu weiß, wie er seinen Körper einsetzen kann, der sollte es durchaus mit diesem Kampfsport probieren“, wirbt die Trainerin um neue Interessenten.

Frank-Uwe Michel / 09.11.2016

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