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Bischofswerda trennt sich von einem alten Bekannten

Bischofswerda trennt sich von einem alten Bekannten

Lenin lässt die Hüllen fallen: Schon in absehbarer Zeit könnte der in Stein gemeißelte und im Schiebocker Bauhof eingemottete Gründer des Sowjetreiches in eine Leipziger Dauerausstellung wechseln. 
Foto: Stadt Bischofswerda

Bischofswerda. Die Stadt wagt einen neuen Vorstoß, um sich ihres eingemotteten Lenin-Denkmals zu entledigen. In seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend hat der Verwaltungsausschuss einstimmig einer Schenkung an das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig zugestimmt. Damit endet der jahrelange Dornröschenschlaf der einst vom Schmöllner Steinbildhauermeister Manfred Wagner entworfenen Sandsteinplastik im Schiebocker Bauhof. Dort lagert die Skulptur vor Wind und Wetter geschützt unter einer Plane, nachdem sie kurz nach der Wende an ihrem einstigen Standort auf einen Tieflader gehoben und abtransportiert wurde. Damals trat die Sowjetarmee ihre Heimreise an. Zuletzt war 2014 ein Anlauf unternommen worden, den Sandstein-Lenin in andere Hände zu geben. Allerdings scheiterten damals Vertragsverhandlungen mit dem im Spreewaldort Burg ansässigen DDR-Museum – unter anderem aus versicherungstechnischen Gründen.

„Unser Haus sieht in dem Denkmal ein erhaltenswertes, zeithistorisches Zeugnis und ein außergewöhnliches Werk der Bildhauerkunst“, erklärte Daniel Kosthorst. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, zu der das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig zählt. „Das Denkmal sollte möglichst in den Besitz der Stiftung übergehen, damit es dauerhaft präsentiert werden kann.“
Über die Modalitäten haben sich die Stadt und die Messestädter scheinbar bereits verständigt. „Alle mit der Schenkung in Verbindung stehenden Kosten sind durch den Erwerber zu zahlen“, lässt sich der Beschlussvorlage entnehmen. Das wurde dem Oberlausitzer Kurier seitens der Interessenten bestätigt. Allerdings müsse die Schenkung auch tatsächlich zustandekommen. Oberbürgermeister Holm Große will jetzt zeitnah die entsprechenden Verträge aufsetzen lassen, teilte Rathaussprecher Sascha Hache mit. Die Stadt verspricht sich von dem Umzug der Lenin-Skulptur einen nicht zu unterschätzenden Marketingbeitrag für Schiebock. Denn im neuen Domizil soll mit einer Infotafel auf den Herkunftsort Bischofswerda aufmerksam gemacht werden.
Aus Leipzig hieß es indes auf Anfrage: „Das Denkmal wird sobald wie möglich durch eine ausgewiesene Kunstspedition abtransportiert. Nach derzeitiger Planung soll es in die neue Dauerausstellung des Zeitgeschichtlichen Forums integriert werden.“ Diese gilt schon jetzt als deutschlandweit anerkannt. Deren Eröffnung ist für Herbst 2018 vorgesehen.

Auf Schiebocks Lenin aufmerksam geworden waren die Messestädter bereits im vergangenen Jahr. Damals wurde ein weiteres Mal lebhaft darüber diskutiert, Lenin innerhalb von Bischofswerda wieder aufzustellen.        

Roland Kaiser / 20.09.2017

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