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Eine Heimstatt für die zeitgenössische Kunst

Eine Heimstatt für die zeitgenössische Kunst

Romy Pietsch bringt den Besuchern gern die in wechselnden Ausstellungen dokumentierte zeitgenössische Kunst näher – sobald dies wieder möglich ist.

Alternativer Text Infobild

Schloss Königshain wird als im „schlichten französischen Barockstil“ errichtet beschrieben. Ihm steht eine große Zukunft bevor.

Große Vergangenheit, große Zukunftspläne: Schloss Königshain kann als Musterbeispiel für eine gelungene Nutzung historischer Gemäuer dienen.

Königshain. Carl August Gottlob von Schachmann (1725 bis 1789) war ein gebildeter und weit gereister Mann, als er sich von 1764 bis 1766 auf dem Gelände des väterlichen Rittergutes sein eigenes Schloss erbauen ließ. 
Nicht protzig, aber doch repräsentativ sollte sie sein, die neue Wohnstatt des Gutsbesitzers. Und so entstand eine im – wie es heutige Kunsthistoriker beschreiben – „schlichten französischen Barockstil“ errichtete dreiflügelige Anlage, die einen markanten Ehrenhof ausbildet. So weit erst einmal nicht ungewöhnlich. 
Doch Schachmann war nicht nur Gutsbesitzer, sondern auch Naturwissenschaftler. Und so ließ er seinen Besitz mit Blitzableitern ausstatten – angeblich den ersten überhaupt in der Oberlausitz. 

Dauerausstellung für Schachmann

„Carl August Gottlob von Schachmann soll künftig in der öffentlichen Wahrnehmung unseres Schlosses wieder eine größere Rolle spielen“, sagt Romy Pietsch. Sie ist die für Königshain zuständige Mitarbeiterin des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbundes, der Anfang 2020 die Bewirtschaftung des Ausstellungsteils von der Gemeinde Königshain übernommen hat. 

Eine Rückkehr zu den Wurzeln, hatte doch der Verbund, dem neben den Schlössern Königshain und Krobnitz auch die Museen in Markersdorf und Reichenbach angehören, in den Neunzigerjahren hier seinen Sitz. Die Gemeinde sei nun auf den Museumsverbund zugegangen mit dem Wunsch, den Schlossbetrieb auf professionellere Füße zu stellen. 

Und dafür gibt es durchaus schon konkrete Vorstellungen. Die erste sieht vor, dem berühmtesten Schlossherrn – eben Carl August Gottlob von Schachmann – eine Dauerausstellung zu widmen. Sein Leben bietet zweifellos genügend Stoff dafür. Denn schließlich war Schachmann nicht nur Gutsbesitzer und Wissenschaftler, sondern auch Visionär. So schaffte er als erster Gutsherr in der Oberlausitz die Fronpflicht der Bauern ab.

„Um dafür den nötigen Platz zu gewinnen, ist eine Umstrukturierung des Hauses erforderlich“, weiß Romy Pietsch. Die entsprechenden Planungen befinden sich noch in der Anfangsphase. Ab 2025, wenn Schachmann seinen virtuellen 300. Geburtstag feiert, soll die Ausstellung Besucher empfangen.

Zentrum für zeitgenössische Kunst

Die zwei anderen wichtigen Säulen der künftigen Arbeit im und mit dem Schloss stehen bereits zumindest im Rohbau. „Königshain soll sich als Zentrum für zeitgenössische Kunst etablieren“, beschreibt Romy Pietsch die zweite Säule. Und in dieser Hinsicht hat das Barockschloss durchaus schon einen guten Namen, finden doch hier regelmäßig Ausstellungen von Künstlern aus der Region, aber auch darüber hinaus statt. Derzeit beleben Arbeiten des Senftenbergers Gerhard Lampa (gestorben 2010), seiner Witwe Barbara Seidl-Lampa sowie dem beiden in Freundschaft verbundenen Michael Horwath das Schloss. „Aufgrund seiner Bauweise fällt zu jeder Tageszeit ein anderes Licht in die Räume, was den Gemälden ständig einen neuen Charakter gibt“, schwärmt Romy Pietsch. Deshalb sind auch die Abendführungen in der Jahreszeit mit den längeren Tagen so beliebt. 

Der Via-Regia-Verein pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der Kunststation Kleinsassen (bei Fulda, Hessen) und tauscht mit dieser regelmäßig Stipendiaten aus, die auf dem Schlossgelände wohnen und ihre Arbeiten ebenfalls öffentlich präsentieren. Und nicht zuletzt stehen in diesem Zusammenhang die Bemühungen der Stiftung für Kunst und Kultur in der Oberlausitz um ein Depot, in dem die Nachlässe Oberlausitzer Künstler sicher für die Nachwelt verwahrt werden. Um diese 2013 erstmals öffentlich vorgestellten Pläne war es zwischenzeitlich still geworden, der Strukturwandel eröffnet jedoch auch für Kunst und Kultur neue Möglichkeiten. 

Ort der Begegnung und des Austauschs

Und so steht die Schaffung des Depots, das laut Romy Pietsch auch den Museen des Landkreises Görlitz zur Verfügung stehen soll, in der „Kulturstrategie“ der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH. Das Schloss soll in diesem Zuge zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs zwischen und mit den Künstlern werden. Die dritte Säule besteht im Ausbau bereits vorhandener Angebote – beispielsweise dem Heiraten im barocken Ambiente, dem Führungsprogramm sowie einer touristischen Informationsstelle. Baulich ist das Schloss in Ordnung, lediglich an der Barrierefreiheit muss noch gearbeitet werden. 

Freilich besteht der Königshainer Gutskomplex nicht nur aus dem Barockschloss, sondern aus einer Vielzahl teils genutzter, teils leer stehender Gebäude. Dazu zählen unter anderem der öffentlich zugängliche Steinstock, das vermutlich älteste Profangebäude der Oberlausitz, sowie das nicht zugängliche Wasserschloss. Hinzu kommt der ebenfalls als regional bedeutsam geltende Park. Dies alles im Rahmen eines Gesamtkonzeptes mit Leben zu erfüllen, dürfte eine Aufgabe für Jahrzehnte sein. 

Uwe Menschner / 09.01.2021

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