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„Jugendarbeit ist harter Standortfaktor“

„Jugendarbeit ist harter Standortfaktor“

Staatsministerin Eva-Maria Stange (links; SPD) erläuterte die Idee des Kleinprojektfonds und übergab einen Förderbescheid. Rechts von ihr Jens Zschernik, Vereinsvorsitzende Jana Lübeck & Harald Baumann-Hasske MdL (SPD). Foto: TSK

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Ministerin Stange versuchte sich mit ihrem SPD-Parteifreund Harald Baumann-Hasske sowie Jugendlichen im Jugendzentrum H.O.L.Z. in Niesky auch am Kickertisch. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Sachsens Kunstministerin Eva-Maria Stange möchte mit der Erleichterung bei der Beantragung von Mitteln für Jugendprojekte und einem neuen Fonds dazu beitragen, dass die jungen Leute dem Land erhalten bleiben. Die Übergabe von Fördermittelbescheiden in der Oberlausitz soll dafür als Signal verstanden werden. In Niesky eröffnete Stange ihre Fördermittelübergabetour beim Jugendring Oberlausitz.

Niesky. Staatsministerin Eva-Maria Stange hat im Rahmen der Kleinprojekteförderung von Kunstministerium und Kulturstiftung des Freistaats beim Jugendring Oberlausitz in Niesky einen Zuwendungsbescheid an das Projekt „Jugendklubkultour – Junge Kultur tourt durch den ländlichen Raum und vernetzt sich“  überreicht. Dieses Projekt erhält 3.000 Euro für die Veranstaltungsreihe mit Bands und DJs, die Jugendklubs aus der Region selbstständig planen und sich dabei untereinander vernetzen.

„Insgesamt haben wir den Kleinprojektefonds mit Mitteln in Höhe von 200.000 Euro aufgelegt und dabei ganz jugendgerecht auch keine Hürden durch Termine aufgebaut. Die Resonanz war riesig. Insgesamt lagen Anträge mit einem Finanzvolumen von fast 800.000 Euro vor“, so die Ministerin.

Dass der Jugendring Oberlausitz nun dabei ist, ist sicher auch dem direkten politischen Draht zu verdanken. Vereinsvorsitzende und vor kurzem noch Oberbürgermeisterkandidatin der Linken in Görlitz, Jana Lübeck, betonte gegenüber dem Niederschlesischen Kurier, dass die Anregung, einen Antrag zu stellen vom SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Baum aus Bad Muskau stammte. Bei der Übergabe des Projektmittelbescheides in Niesky war so auch die SPD neben der Ministerin selbst stark durch Kreisrat Ralf Brehmer sowie den Landtagsabgeordneten Harald Baumann-Hasske vertreten.

Mit dem Geld reicht die Kulturstiftung des Freistaats Sachsen an mehr als 40 kleinere Kulturprojekte vor allem in ländlichen Gebieten Geld in einer „schnellen und unkomplizierten Förderung“ aus. Mit sehr wenig Aufwand konnten sich Kulturprojekte in ganz Sachsen auf grundsätzlich bis 5.000 Euro, in Ausnahmefällen auch bis zu 10.000 Euro bewerben.

„Viele Projekte in Kunst und Kultur brauchen nur ein bisschen Geld, um eine große Wirkung zu erzielen. Vor allem im ländlichen Raum wollen wir solche Vorhaben stärker unterstützen. Mit dieser umgehenden Finanzhilfe versetzen wir die Akteure von Kunst und Kultur vor allem in der freien Szene in die Lage, schnell auf aktuelle Anlässe mit einem besonderen Projekt zu reagieren“, erläutert die Ministerin mit dem Hinweis, dass als „ländlicher Raum“ im Grunde alles außer Dresden, Leipzig und Chemnitz verstanden werde.
Thomas Baum ließ über eine Pressemitteilung wissen: „Gerade bei uns im ländlichen Raum gibt es so viele tolle Veranstaltungen und Kulturprojekte, die meist ehrenamtlich Engagierte auf die Beine stellen. Mit viel Herzblut und Engagement sind sie oft seit vielen Jahren dabei. Manchmal scheitern dann tolle Ideen an kleineren Beträgen, die fehlen.“

Zu den Mittelempfängern bei der ersten Auflage gehört in der Oberlausitz zum Beispiel auch das Projekt Gartenkultur im Kulturgarten auf dem Weichaer Hof in Weißenberg zum Tag des offenen Gartens am 25. August. Projektträger ist dort die Praxisgemeinschaft Weichaer Hof. Projektmittelempfänger ist aber auch z.B. mit einem ganz kleinen Zuschuss von 600 Euro die Tanzperformance „Mittendrin statt nur dabei“ in Spreewiese anlässlich des Jubiläums des Orts am 29. September; das Projekt organisiert der Heimatverein Spreewiese in Großdubrau. Das Jubiläumskonzert der Crostwitzer Blasmusikanten mit Gastkapellen aus Tschechien und Kroatien am 24. und 25. August hingegen wird mit 5.000 Euro aus dem Kleinprojektefond unterstützt.

Die Nutznießer des vom Jugendring Oberlausitz in Niesky getragenen Projekts Jungendklubkultour verteilen sich geografisch über das ganze Kreisgebiet. Beteiligt sind hierbei das Kutursofa Weißwasser, der Bunte Hund Zittau, der Jugendtreff „Europaeck Hain“ sowie die Jugendclubs in Kringelsdorf, Sandförstgen und Oderwitz. Neben der Vernetzung an Gedanken und beim materiellen Aufwand untereinander wird es auch eine Abschlussveranstaltung dieses Projekts am 1. November im H.O.L.Z. in Niesky sgeben.
Auch wenn es bei den einzelnen unterstützen Maßnahmen doch eher um kleinere Beträge geht, sei die Wirkung häufig beachtlich, meint Eva-Maria Stange. „Die Bearbeitung und Bewilligung der Anträge sollen schnell und verwaltungsarm ablaufen, damit die Mittel zügig dort ankommen, wo sie benötigt werden. Mit dieser umgehenden Finanzhilfe versetzen wir die Akteure von Kunst und Kultur vor allem der freien Szene in die Lage, schnell auf aktuelle Anlässe und auf besonderen Bedarf mit einem besonderen Projekt zu reagieren.“

Für Jens Zschernig vom „Flexiblen Jugendmanagement“ beim Jugendring Oberlausitz, der aus vier Kollegen besteht, kommt diese Strategie ganz recht, denn dieses sei nicht darauf angelegt fertige Angebote Jugendlichen vorzusetzen, sondern vermittelnd bei der Umsetzung von Vorschlägen Jugendlicher zur Seite zu stehen. „Wir, das Flexjuma, arbeiten gemeinsam mit Dir daran, der Jugend in deinem Ort oder dem kleinen Dorf nebenan die Möglichkeit zu geben, sich zu beteiligen oder Projekte auf die Beine zu stellen. Du kannst uns einfach anrufen, eine Mail schreiben oder uns bei Instagram sowie Facebook finden und wir werden Dich bei Deinem Vorhaben unterstützen“, steht in einer Handreichung, in der es eingangs heißt: „Dein Jugendclub hat Probleme oder noch schlimmer, Ihr habt keinen?“. Dort wo nichts außer einer Idee ist, kann nun also ein Angebot auch für andere junge Leute entstehen – unabhängig davon, ob ein Jugendklub im betreffenden Ort überhaupt existiert.

Für Rietschens Bürgermeister Ralf Brehmer ist diese Arbeit an der Wurzel existenziell: „Eine Frau aus Rietschen hat mir berichtet, dass sie in München trotz der vielen Hochkultur nicht richtig glücklich geworden ist. Sie ist zurückgekommen, gerade weil ihr die Geselligkeit in heimatlich verankerten Vereinen wie dem Karnevalsklub einfach gefehlt hat.“ Das Stichwort aufgreifend ging Stange noch einen Schritt weiter: „Es wird oft vom weichen Standortfaktor Kultur gesprochen, dabei ist das eigentlich sogar ein harter Standortvorteil“, sagte sie und nannte weitere Instrumentarien aus ihrem Hause wie Shuttlebusse für Minderjährige oder einen Musikinstrumentenfond, der Musikgruppen bei der Anschaffung seltener und damit teurer Instrumente unterstützt. Der Kleinprojektefonds sei, so die Ministerin, durch den Doppelhaushalt 2019/20 auch im kommenden Jahr bereits gesichert. Auffällig ist im Grunde nur, dass der Fonds flux im einsetzenden Wahlkampf aus dem Ärmel gezaubert wird – als quasi vergleichsweise günstiges Instrumentarium der Strukturpolitik. Aber Klappern gehört eben insbesondere zum politischen Geschäft.

Till Scholtz-Knobloch / 07.08.2019

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