Grenzstein nahe Königswartha erstrahlt in neuem Glanz
Annemarie Rentsch und Hans-Joachim Gawor vom Königswarthaer Geschichtsverein zeigen den sanierten Grenzstein 108. (Foto: ksl)
Königswartha. Er steht direkt an der Bundesstraße B96 und leuchtet dank dem frischen Anstrich regelrecht in der Herbstsonne, doch von den meisten Autofahrern, die vorbeibrausen wird er vermutlich gar nicht wahrgenommen. Die Rede ist vom Grenzstein 108 der sächsisch-preußischen Grenze, der aus dem Jahr 1815 stammt und nun rekonstruiert wurde.
Der Königswarthaer Geschichtsverein RAK hat den restaurierten Grenzstein 108, zwischen den Ortsteilen Caminau und Wartha gelegen, vor Kurzem offiziell eingeweiht. „Ich gehe davon aus, dass es künftig keinen weiteren derartigen Grenzstein geben wird, der unter unserer Regie eine neue Bemalung erhalten wird“, erklärt die Vereinsvorsitzende Annemarie Rentsch.
Buch über Suche nach Grenzsteinen geschrieben und Film gedreht
Maßgeblich am Vorhaben beteiligt ist Hans-Joachim Gawor. Er und seine Frau Magda sind Gründungsmitglieder im Geschichtsverein. Der Königswarthaer hat sogar schon ein Buch über seine Suche nach Grenzsteinen geschrieben und einen Film gedreht, viele Vorträge gehalten und bereits mehrfach über die Ausschreibung „Landespreis für Heimatforschung“ durch das Kultusministerium des Freistaats Sachsen eine Auszeichnung erhalten, zuletzt 2023 von Staatsminister Christian Piwarz (CDU).
„Anfang Januar 2008, ein Jahr vor der Gründung unseres Königswarthaer Geschichtsvereins, begann ich mit der Suche nach Grenzsteinen der sächsisch-preußischen Grenze“, sagte Hans-Joachim Gawor bei der Einweihung an der B96. „Jetzt, nach fast 17 Jahren Ehrenamtsarbeit schließt sich der Kreis für mich.“ Inspiriert zur Suche hat ihn seine Frau mit der Broschüre „Grenzsteine zwischen Sachsen und Preußen“. Das war Weihnachten 2007.
Namensgeber der 1,6 Kilometer langen Straße Zum Grenzstein
Auch für den restaurierten Grenzstein 108 hat sie den Anstoß gegeben. „Er ist der Namensgeber der 1,6 Kilometer langen Straße Zum Grenzstein und der bekannteste Grenzstein entlang der gesamten Grenzlinie“, sagt Hans-Joachim Gawor. Tausende Menschen passieren ihn täglich auf dem Weg zwischen Bautzen und Hoyerswerda.
Entstanden ist dort nun ein netter Ort zum Verweilen, auch wenn der Verkehr auf der Bundesstraße zwischen Bautzen und Hoyerswerda mitunter ohrenbetäubend ist. Dennoch stehen dort nun eine Informationstafel und eine Bank. Auch einige Ständer sind errichtet, um mehrere Fahrräder abstellen zu können. Immerhin gibt es entlang der B96 auch einen Radweg, der rege genutzt wird.
Etwa 350 Meter entfernt vom Caminauer Kaolinwerk
Etwa 350 Meter entfernt in Richtung Bautzen liegt das Caminauer Kaolinwerk. Das Unternehmen hat die Sanierung gesponsert. Malermeister Werner Sporka und sein Team haben den Grenzstein originalgetreu nach Vorgaben von 1900 wieder bemalt. Es ist bereits sein dritter Grenzpilar in den vergangenen beiden Jahren. Jeder Stein ist ein Unikat mit den jeweiligen monarchischen Zeichen und Ziffern.
Seit 2018 hat Hans-Joachim Gawor mit zahlreichen Helfern alle 23 Wegweisersäulen in und um Königswartha erfasst sowie die meisten Entfernungsangaben darauf aktualisiert. Fast alle sind saniert – und diese Leistung gilt es nun zu schützen. Mitunter setzen äußere Einflüsse den Grenzsteinen zu, zum Beispiel Harvester, die unachtsam eingesetzt werden.
Sächsisch-preußische Grenze war fast 500 Kilometer lang
Knapp 500 Kilometer hat die sächsisch-preußische Grenze einst gemessen, verlief von Witka in Polen quer durch die Oberlausitz, traf bei Strehla auf die Elbe, zog sich weiter bis Schkeuditz und endete südlich von Leipzig an der heutigen Grenze zu Sachsen-Anhalt. Nach dem Wiener Kongress 1814/1815 trennte diese Grenze die Oberlausitz auf einer Länge von rund 190 Kilometern.
Dies war eine Strafaktion gegen das Königreich Sachsen, das – anders als die anderen deutschen Staaten – in den Befreiungskriegen sein Bündnis mit Napoleon Bonaparte nicht aufgegeben hatte. Bis Ende des Zweiten Weltkriegs blieb die Grenze letztlich erhalten.