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Kriegt Pulsnitz den Museums-Trafo?

Kriegt Pulsnitz den Museums-Trafo?

Das Pfefferkuchenhandwerk – hier Martin Kotzsch von der Pfefferküchlerei Löschner – ist das Zugpferd der Pulsnitzer Trafo2-Bewerbung.

Steinig war der Weg innerhalb des Programmes „Trafo 2“ der Bundeskulturstiftung. Ein gehendes Brot war der Vorreiter für die Pfefferkuchenstadt.

Pulsnitz. Die Stunde der Wahrheit naht: Am 9. Dezember gibt die Kulturstiftung des Bundes bekannt, wer zu den Teilnehmern des Projektes „Trafo 2 – Modelle für Kultur im Wandel“ zählt und sich in diesem Zuge über 1,5 Millionen Euro freuen darf. Zu den 18 Bewerbern aus neun Bundesländern gehört auch die Stadt Pulsnitz – Feder führend für das hiesige Pfefferkuchenmuseum, für das Museum der Westlausitz Kamenz und für das Löbauer Haus Schminke. „Leben – Laufen – Lecker“ – so lautet der Titel des gemeinsamen Projektes, mit dem die Stadt Pulsnitz gemeinsam mit ihren Partnern das Zusammenwirken von haupt- und ehrenamtlichen Akteuren in der Museumsarbeit „revolutionieren“ will. 

Bereits 2017 hatte sich das Pfefferkuchenmuseum mit einem eher unkonventionellen Projekt unter der Bezeichnung „Pfefferkuchen goes Europa – The walking Bread“ erfolglos um den sächsischen Beitrag zum europäischen Kulturerbejahr 2018 beworben. Inwieweit der blödsinnige Titel hilfreich oder hinderlich war, ist nicht bekannt. Jedenfalls konnten die Akteure in der Pfefferkuchenstadt bei dieser Gelegenheit Erfahrungen mit einer solchen Bewerbung sammeln, die ihnen jetzt – hoffentlich – zu Gute kamen.
Das Ziel beschreibt die Pulsnitzer Bürgermeisterin Barbara Lüke wie folgt: „Für die Vielfalt der Kultureinrichtungen in der Oberlausitz, zumeist ehrenamtlich getragen, sollen neue Strukturen geschaffen werden, die den zunehmenden Problemen aus Überalterung, Rückgang des ehrenamtlichen Engagements und Bürokratisierung wirksam begegnen können.“ Oder anders ausgedrückt: Professionelle Museumsmacher greifen ihren ehrenamtlichen Kollegen hilfreich unter die Arme. Ein Beispiel für eine solche mögliche Zusammenarbeit gibt die Bürgermeisterin in Bezug auf das Bienenmuseum in Oberlichtenau: 
„Warum nicht mit einer kleinen fahrbaren Ausstellung, kuratiert vom Pfefferkuchenmuseum und unterstützt vom Museum der Westlausitz, ergänzt durch Ausstellungsstücke des Bienenmuseums, auf die Streuobstwiese in der Nähe von Kamenz fahren und dort ein Fest, eine Ausstellung und einen Anziehungspunkt schaffen?“ Mittlerweile ist dieses Projekt so weit gediehen, dass es auch unabhängig von Trafo 2 Realität werden kann: „Für 13.500 Euro konnte im Rahmen des Sächsischen Mitmachfonds bereits der kleine mobile Ausstellungswagen angeschafft werden.“

Doch zurück zum „großen Ganzen.“ Die drei beteiligten professionell geführten Einrichtungen haben die Themen so untereinander aufgeteilt, dass ein breites Spektrum musealer Arbeit abgedeckt werden kann. Das Pfefferkuchenmuseum steht für „Lecker“ – also für alles, was mit Lebensmitteln und deren Herstellung zu tun hat und ist damit Ansprechpartner beispielsweise für Mühlen oder für Initiativen zur Imkerei oder zur Bewahrung alter Obst- und Gemüsesorten. Das Museum der Westlausitz steht unter dem Synonym „Laufen“ für „die Landschaft im weiteren Sinne“ – also auch für die Häslicher „Prelle“ oder für die Keulenberg-Initiative. Und das Haus Schminke kümmert sich mit „Leben“ um den Menschen, seine Behausung und sein Zusammenleben. Diesem Bereich könnte – neben vielem Anderen – auch der Blaudruck zugeordnet werden. 

2018 verpasste die Bundeskulturstiftung den Ambitionen einen Dämpfer: Ehrenamtliche Institutionen sollten von der Förderung ausgenommen werden, das Konzept möglichst auf eine Einrichtung ausgerichtet sein. Das Konzept der Pulsnitzer und ihrer Partner war nun gerade das Gegenteil davon und setzte stark auf die „Ehrenamtler.“ Was tun? Barbara Lüke: „Es stellte sich heraus, dass der Transformationsbedarf beim Pfefferkuchenmuseum am Größten war.“ So wurde das Konzept noch einmal überarbeitet, wobei die Partner an Bord blieben. Die Stadt Pulsnitz übernahm die Trägerschaft für das Gesamtprojekt, der Stadtrat beschloss, für den Projektzeitraum – also von 2020 bis 2023 – die Zuschüsse für die Kultur und Tourismus gGmbH nicht zu kürzen, was eine Förderbedingung war. Erfolgreich? Das wird sich am 9. Dezember zeigen. Oder umsonst? Auf keinen Fall: „Wir werden nicht locker lassen, zur Umsetzung zu kommen“, versichert Barbara Lüke. Selbst wenn es mit dem Museums-Trafo nicht klappen sollte.

Uwe Menschner / 11.12.2019

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