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Neue Chance für die Bahn Horka-Lodenau!

Neue Chance für die Bahn Horka-Lodenau!

Schon kurz hinter der Abzweigung von der Niederschlesischen Magistrale nimmt die Natur die Gleise der Strecke Horka-Rothenburg-Lodenau-Priebus bereits in Beschlag. Foto: Oliver Rettig

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Geschäftsführer Gerhard Curth (links) und Betriebsleiter Andreas Franzke von der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE) stellten sich in Seifhennersdorf der Presse. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Unerwartet hat der Streckeneigener der stillgelegten Bahnstrecke Horka-Rothenburg-Lodenau von neuen Chancen für einen Betrieb der Strecke gesprochen. Nun ist die Politik am Zug!

Seifhennersdorf / Horka / Rothenburg. Im Ratskeller von Seifhennersdorf sitzen Pressevertreter, die Bürgermeisterin des Ortes und Aktivisten des Interessenverbandes zusammen, der die Nebenstrecke nach Herrnhut wieder aktivieren möchte. Der Hauptfokus liegt so auch auf dieser Verbindung sowie der von Seifhennersdorf nach Eibau, die einen Lückenschluss darstellen würde,nachdem der Ort heute nur eine Verbindung über das tschechische Rumburg (Rumburk) und weiter über Zittau bis ins ebenfalls tschechische Reichenberg (Liberec) hat. Der Abschnitt der „Mandaubahn“ nach Eibau wie auch die Bahn über Herrnhut werden von der Deutschen Regionaleisenbahn GmbH (DRE) verwaltet, die in den Ratskeller eingeladen hat.

Doch die Rede ist ebenso von den Oberlausitzer Strecken Neukirch-Neustadt (Sachsen), Löbau-Niedercunnersdorf ... und Horka-Lodenau. Was in Seifhennersdorf eher am Rande eine Rolle spielen sollte, entpuppte sich beim Besuch durch den Niederschlesischen Kurier jedoch als heißes Eisen. Letztlich hatte die DRE ja auch mit dem Hinweis eingeladen: „Angesichts der derzeit stattfindenden allgemeinen Diskussion, z.B. über die Wiederanbindung der ländlichen Räume an das Schienennetz, möchte Sie die DRE über die sich hieraus ergebenden Perspektiven ihrer Strecken in der Oberlausitz informieren.“ DRE-Geschäftsführer Gerhard J. Curth nahm auch gar kein Blatt vor dem Mund und gab dem Niederschlesischen Kurier so zu Protokoll: „Von dieser Strecke werden wir noch einiges hören!“.

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Die Abzweigung der Nebenstrecke in Horka ist für eine Zukunft gerüstet. Foto: Oliver Rettig

Seifhennersdorf war also gewissermaßen erst einmal das Fanal, mit dem die Öffentlichkeit für vielfältige neue Optionen in der Regon sensibilisiert werden sollte. Curth ist seit 1991 Präsident des deutschen Bahnkundenverbandes. „Und eben dieser hat nach der Bahnreform eine eigene Eisenbahn gegründet, um den sich abzeichnenden Kahlschlag zu schmälern“, umreißt er die Gründungsgeschichte vom DRE.

Dessen erste Aufgabe sah er also zunächst in der Sicherung des Bestandes, ehe dieser eines Tages gänzlich verloren und eben nicht mehr reaktivierbar ist. „Wir haben nach unserer Gründung mehr als 100 Strecken untersucht und davon 32 selbst übernommen, um sie wieder zu entwickeln. Etwa 20 Strecken haben wir entwickelt und der Rest ist noch in der Entwicklung“, fasst er den Stand der Dinge zusammen.

Curth hatte bei der Bahnreform in der entsprechenden Kommission des Bundesverkehrsministeriums gesessen, während er auch jetzt dem aktuellen „Zukunftsbündnis Schiene“ im Bundesverkehrsministerium angehört und Kundeninteressen auch der Provinz gegen die Krake des alles überragenden Fernverkehrs oder des Outsourcings vertritt. Man merkt ihm an, dass hier auf einem kleinen Träger selbstgewählt große Verantwortung lastet, die auch organisatorisch schwer zu stemmen ist.
Rothenburgs Bürgermeisterin Heike Böhm hatte im Vorfeld des Termins bestätigt, dass es aktuell bereits eine Tuchfühlung mit der DRE gegeben habe und sie eine Wiederbelebung der Strecke gerne mit anschiebe. Dass sie nun jedoch aufgrund eines Urlaubs erst einmal zwei Wochen nicht erreichbar ist, erfährt Gerhard Curth vom Niederschlesischen Kurier und seufzt: „Ach, ist das ärgerlich“. In der Politik ist jede Woche eben besonders wertvoll.

Horkas Bürgermeister Christian Nitschke bekundet auch aus Horkaer Sicht Sympathie für eine Reaktivierung der Strecke, meint aber am Telefon: „... vorausgesetzt, ein solches Vorhaben rechnet sich“.
Die Chancen dafür sieht Curth in Zeiten des aufgrund des Klimawandels im Aufwind stehenden Bahnverkehrs als durchaus vorhanden, zumal die Förderung der Lausitz nach dem Kohleausstieg Gelder freimachen könnte.
„Durch die Erweiterung der Polizeihochschule und der Oberschule“ wäre in Rothenburg steigender Bedarf erkennbar. Daraus darf jedoch geschlossen werden, dass bei einem Betrieb nicht zwangsläufig auch Fahrzeiten zum Abend gesichert wären.
Eben weil die Strecke von der DRE nicht aufgegeben worden sei, ist zumindest eine moderne Abzweigung auch von der Niederschlesischen Magistrale in Horka Wirklichkeit geworden. Eher behindert zunehmend Buschwerk die Trasse. „Aufwendige Arbeiten entstünden eher nicht durch kleinere Bäume, sondern wenn z.B. Brombeersträuche durch ihr verzweigtes Wurzelwerk die Trasse in Beschlag nehmen“, betont DRE-Betriebsleiter Andreas Franzke, während Gerhard Curth anfügt, dass in der Praxis vor allem Nachbarschaftsprobleme zu lösen seien oder die Sicherung von Bahnübergängen.

Ein Treffen mit Vertretern aus dem Landkreis und den anliegenden Gemeinden solle hier alsbald zeigen, was nötig wäre und möglich ist. Ein wesentlicher Faktor dabei wird natürlich die Frage sein, wie sich die Zukunft des Flughafengeländes darstellen wird. Aktuell fehle eben für die Anschlussbahn insbesondere ein aktiver Kunde.

Dass ein Betrieb eines Tages jedoch wie einst über Lodenau und Steinbach hinaus, über Sänitz (Sanice), Leippa (Lipna Luzycka) nach 22,9 Streckenkilometern gar Priebus (Przewoz) in Polen erreicht, erscheint jedoch fast zu visionär. Von Priebus aus liegen in Richtung Sagan (Zagan) für einen Anschluss Richtung Nordosten heute teilweise neue Schienen – wohl weil das Militär in diesem Raum Ambitionen hat – doch zwischen der Neiße und Priebus haben Metalldiebe schon deutliche Lücken in den Schienenstrang geschlagen. Gerhard Curth weist zudem darauf hin, dass entlang der Trasse bereits die Neißebrücke von einem Wasserwerk genutzt wird und eine neue Neißequerung immense Investitionen nach sich ziehen würde.

Aufgrund bisheriger Erfahrungen mit der Bahnreform dürften sich regionale Netze künftig jedoch autarker entwickeln. Sogar bilateral werde dies einfacher werden, doch Polen sei im Gegensatz zu Tschechien eben auch kein traditionelles Bahnland. So dürfte eine Reaktivierung wohl allenfalls bis Lodenau realistisch sein. Curth betont: „Rückbau ist nicht unser Metier. Wir haben in Thüringen z.B. eine Strecke, wo auf den letzten Kilometern Draisinenfahrten möglich sind.“ Damit deutet der Geschäftsführer auch eine touristische Idee an, die vielleicht von Lodenau bis Steinbach interessant sein könnte.

Till Scholtz-Knobloch / 24.11.2019

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