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Noch nicht vom Schreck durch den Wolf erholt

Noch nicht vom Schreck durch den Wolf erholt

Angeführt von Schäferlehrling Vladimir Bosert (links) mit Hütehund Kira und Schäfer Felix Wagner wandert die Schafherde mit einigen Burenziegen von Förstgen aus auf die Göbelner Heide zur ökologischen Landschaftspflege. Foto: Bernhard Donke

Freitagfrüh, ein Frühlingstag wie er im Buche steht. Mit langsam beginnenden Sonnenschein kommen auch angenehm frühlingshafte Temperaturen auf. Die beiden Schäfer Felix Wagner und Schäferlehrling Vladimir Bosert der Naturschutzstation „Östliche Oberlausitz“ in Förstgen haben aber für das schöne annehme frühlingshafte Wetter heute keinen Sinn.

Förstgen. Sie sind mit dem ersten Austrieb der 350 Tiere zählenden Moorschnuckenherde der Naturschutzstation zur ökologischen Landschaftspflege im Biosphärenreservat beschäftigt.
Von Dezember vergangenen Jahres bis heute haben die Tiere im winterfesten Schafstall der Naturschutzstation in Förstgen verbracht und waren so vor Kälte, Schnee und dem Wolf geschützt.
Letzteres, so versichern die Schäfer, sind sie auch jetzt, wenn sie draußen auf den Weiden im Biosphärenreservat ihrer Aufgabe zur ökologischen Landschaftspflege nachkommen. „Wir haben uns ja noch nicht ganz von dem Schreck und Verlust erholt, den uns der Wolf im Oktober vergangenen Jahres zugefügt hat. Deshalb werden wir auch in dieser Weidesaison bis Dezember wieder alle Bereiche, wo die Tiere nachts untergebracht sind so absichern wie es der vorgeschriebene Weidenschutz für die Tiere vorsieht. In der Hoffnung, dass er seine Funktion erfüllt“, sagt Schäfer Felix Wagner. Keine leichte Aufgabe für den Schäfer und den Schäferlehrling, denn die Schafe, die das erste Mal seit Dezember des vergangenen Jahres wieder raus in die Freiheit wollen, wollen eben auch nicht so wie die beiden Schäfer.
Doch nicht umsonst stehen den beiden Schäfern die Hütehunde Maja und Kira zur Seite. Sie kennen ihre Aufgaben und treiben die Schafe so zu einer wanderungsfähigen Formation zusammen.

So geht es für Schäferlehrling Vladimir Bosert mit Hütehund Kira oder Schäfer Felix Wagner mit Maja über Boxberg-Tauer in die Göbelner Heide. Dort, wo die Schafe das Gras auf der Heide niederhalten sollen, damit das Heidekraut besser und ungehindert gedeihen kann. Der Rest der Schafherde, die Herde der Muttertiere mit ihren Lämmern, verbleibt noch bis Ende April, wenn die Lammzeit vorbei ist, im schützenden Schafstall. Erst dann kommen auch sie auf die Weiden im Biosphärenreservat.
Die Schäfer machen darauf aufmerksam, dass am Freitag, dem 26. April von 14.00 bis 17.00 Uhr der traditionelle Lämmertag mit dem „Tag des offenen Schafstalls“ in Förstgen begangen wird. Dort kann sich dann jeder über die Haltung informieren und mit den Wollknäuels auf Tuchfühlung gehen.

Bernhard Donke/Till Scholtz-Knobloch / 03.04.2019

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Kommentare zum Artikel "Noch nicht vom Schreck durch den Wolf erholt"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Erhard Jakob schrieb am

    Wenn sich die Schäfer, Förster, Jäger und Landwirte allgemein vom Schrecken erholt haben, folgt doch sofort der nächste.

    Vor ca. 100 Jahren wurde in Deutschland der letzte Wolf geschossen. Das war ganz sicher für die Bauern eine gute Nachricht.

    Deutschland und vor allem Sachsen ist so dicht besiedelt, dass der Wolf nicht hier her gehört. Wir sind ohne den Wolf 100 Jahre
    gut zu recht gekommen und wären auch noch viele weitere Hundert Jahre gut ohne den Wolf zu recht gekommen.

    Dass der Mensch nicht auf der *Speise-Karte* des Wolfes steht, ist ganz sicher richtig. Aber der Mensch steht doch auch nicht auf
    der Speise-Karte des Fuchses. Trotzdem sind früher viele Menschen von einem tollwütigen Fuchs gebissen worden und sind gestorben.

    Richtig ist, dass in unseren Breiten die Tollwut ausgerottet wurde. Aber auch die Masern galten bei uns als ausgerottet.

  2. Shaunfreund schrieb am

    Es ist unendlich schade, dass wegen der unkontrollierten Ausbreitung der Wölfe solche Tierhaltung zunehmend zurückgehen wird. Tierwohl wird seit langem zum Schlagwort, auch Kennzeichnungspflicht für Fleisch aus dem Laden spricht dafür. Und seitdem die Wölfe wieder da sind, haben viele aufgegeben oder halten die Tiere im Stall. Die Wölfe haben alle Herdenschutzmaßnahmen überwunden, die in Deutschland machbar und erlaubt sind.

    Vor ein paar Jahren habe ich noch die Tierhalter belächelt, die schrieben, man brauche Zäune wie in Wildgehegen, über 2,50 Meter hoch, Untergrabungsschutz und Strom darüber. Nun, diese Leute hatten Recht. Sogar in Anwesenheit des Schäfers mit Hütehunden wurden bereits Schafe gerissen, ebenso wie in Gegenwart von Herdenschutzhunden, die teilweise schwer verletzt und traumatisiert wurden! Das Freilandexperiment ist gescheitert. Wen soll es wundern. Deutschland leistet sich bei dichtester Besiedlung die größte Anzahl Wölfe pro Quadratkilometer. Beispiel Frankreich: 2018 12.500 gerissene Tiere aller Art. Auch die ach-so-wehrhaften Pferde, Rinder, Esel und Lamas.

    Wenn nicht sehr zeitnah eingeschritten wird, gibt es bald keine artgerechte Weidetierhaltung mehr. Schade, dass ein gut gemeintes, aber miserabel durchgeführtes Projekt so viel mehr Schaden anrichtet, als es jemals genutzt hat.

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