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Verkehrsverbundsfusion: Marginalisierung der Fläche?

Verkehrsverbundsfusion: Marginalisierung der Fläche?

Wird ein auf Dresden ausgerichteter Verkehrsverbund künftig noch an seine ’entlegenen Winkel’ denken – so etwa an Steinbach, das von Rothenburg erreicht wird? Foto: Till Scholtz-Knobloch

Region. Auf der Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) wurde vor wenigen Tagen über den Fortgang der Gespräche zum möglichen Zusammenschluss mit dem Nachbarverkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON), der den östlichen Teil des Landkreises Bautzen sowie Stadt und Landkreis Görlitz umfasst, informiert. Nachdem der ZVON im vergangenen Jahr beschlossen hatte, mit dem VVO über eine Integration zu verhandeln, wurden weitere Gespräche geführt. Es ging um die zukünftige Rolle der Stadt Görlitz sowie Finanzierung und Absicherung der Mitarbeiter beider Verbünde.

In der letzten Sitzung des Kreistags Görlitz wurde der Antrag auf Auflösung des ZVON und Eingliederung in den neuen Zweckverband Verkehrsverbund Ostsachsen (ZVVO) mit knapper Mehrheit von 36-Ja- und 30-Neinstimmen bei acht Enthaltungen angenommen. AFD-Fraktionsvorsitzender Hajo Exner, der sich für den Erhalt des ZVON und „die verkehrspolitische Selbstbestimmung der Oberlausitz“ ausgesprochen hatte, zeigt sich enttäuscht: „Die Entscheidung des Kreistags respektiere ich, aber ich bedaure sie. Wir haben heute die Chance verpasst, eine eigenständige Perspektive für die Region zu erhalten.“ Der Gedanke, einen eigenständigen Verkehrsverbund „Oberlausitz“ durch die Landratsämter Görlitz und Bautzen als Alternative zu prüfen, wurde zu keinem Zeitpunkt von den Verwaltungen aufgegriffen, dennoch bleibe dies aus Sicht der AfD-Fraktion eine Option, „da eine sächsische Landesverkehrsgesellschaft, wie sie in den Koalitionsverträgen 2019-24 CDU/ SPD/Grün und 2024-29 CDU/SPD steht, anscheinend ein Lippenbekenntnis ist“, heißt es in einer Pressemitteilung der AfD. Interessen des ländlichen Raums dürften nicht hinter denen der Ballungsgebiete zurückstehen.

Im Landkreis Bautzen, der Anteil an VVO und ZVON hat, stimmten erwartungsgemäß nur drei AfD-Räte im Kreistag am Dienstag gegen die Fusion. Aufgrund bisheriger Teilung des Kreises wiegt dort das Argument, einen einheitlichen Tarif zu erhalten, schwerer. Die abschließende Entscheidung fällt in in der Verbandsversammlung des ZVON am Freitag und damit nach Redaktionsschluss. Es deutet alles darauf hin, dass ein einheitliches Oberlausitzer Verkehrsgebiet bei Erscheinung dieser Ausgabe beschlossen sein dürfte.

 

Update:

Wie erwartet fiel am 27. Juni die angenommene Entscheidung. Der Verkehrsverbund Oberelbe GmbH teilte eigenvermarktend mit: "Die Verbandsversammlung des Zweckverbands Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) hat heute beschlossen, dem Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) beizutreten. Damit setzt sich im Nahverkehr fort, was sich in der Wirtschaft, der Bildungslandschaft, aber auch in den Bereichen Wohnen und Freizeit seit langem abzeichnet: Die Vernetzung der Region nimmt zu. Dresdner ziehen aufgrund des attraktiven Umfelds ins Umland, Arbeitnehmer aus den Regionen pendeln nach Dresden. Die Hochschule Zittau/Görlitz sowie neue Bildungsstandorte in Hoyerswerda und Bautzen sind eng mit den Dresdner Hochschulen vernetzt und nicht zuletzt in der Freizeit sind regelmäßig tausende Ausflügler unterwegs, sei es zum Bummeln in attraktiven Städten oder zum Wandern in vielfältigen Landschaften. Mit dem Zusammenschluss von ZVON und ZVOE fügt sich ein weiterer Aspekt in diese Entwicklung ein. Das Ziel ist klar: ein gemeinsamer großer Verbund für ganz Ostsachsen. Profitieren werden davon vor allem die Fahrgäste, da für sie tarifliche Sonderregelungen entfallen und der öffentliche Nahverkehr noch einfacher wird. Zudem stärken wir unsere Position im Freistaat, da wir zukünftig die Interessen von 1,5 Millionen Bürgerinnen und Bürgern vertreten.

Bis zum Jahresende folgen die Beschlüsse in den Gremien des VVO. Für die Fahrgäste ändert sich dabei vorerst nichts. Erst in weiteren Schritten wird die neue gemeinsame Verbandsversammlung, bestehend aus Vertretern der Landeshauptstadt Dresden, der Großen Kreisstadt Görlitz und den Landkreisen Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Beschlüsse zu einem neuen gemeinsamen Tarif, einem noch besser abgestimmten Verkehrsangebot und weiteren Details fassen."

Till Scholtz-Knobloch / 01.07.2025

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