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Patenter Senior mit dem Patent 
für einen stilvollen Abschlag

Patenter Senior mit dem Patent 
für einen stilvollen Abschlag

Für den Markteintritt hat Roland Reichelt eine Spezialmaschine für die Serienreife entwickelt, die etwa 40 Prozent der Handarbeit ersetzt. Foto: Steffen Linke

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Roland Reichelt fertigt seine Golftees je nach individuellen Wünschen in verschiedenen Größen an. Foto: Steffen Linke

Von wegen im Alter die Füße hochlegen, seine Rente genießen und sich tagtäglich um die Enkel kümmern. Roland Reichelt aus Zittau ist mit 65 Jahren als selbstständiger Miniaturschnitzer beruflich noch einmal voll durchgestartet. Mit großem Engagement und vielen Ideen im Kopf. 

Zittau. „Ich bin ein leidenschaftlicher Unternehmer. Es ist mir ein Bedürfnis, in diesem Alter noch zu arbeiten“, sagt er schmunzelnd. Seinen körperlichen Zustand beschreibt der Inhaber der Manufaktur Roland-Design mit topfit: „Es zwickt wirklich nirgendwo in den Gelenken. Ich bin seit 30 Jahren weder krank noch beim Arzt gewesen.“ Selbst einen Fahrradunfall vor noch gar nicht allzulanger Zeit überstand Roland Reichelt, „als ich über die Motorhaube eines Autos gestürzt bin.“ An seinem Fahrrad sei Totalschaden zu verzeichnen gewesen. „Ich bin zum Glück unversehrt geblieben“, sagt er. Der Herr älteren Semesters arbeitet eigentlich, wie er betont, rund um die Uhr, ohne auf Pausen zu achten, egal ob in der Woche, an den Wochenenden oder an Feiertagen: „Das Pensum fällt mir nicht schwer, obwohl es mir auch manchmal unheimlich ist.“ Roland Reichelt hatte sein Leben lang viele Patentideen, „die ich teilweise verschenkt bzw. zum freien Stand der Technik – also für andere – freigegeben habe.“ Unter anderem für Bindemittelkissen, um Fliesen und Paneelen zu befestigen. Oder für Ankerstelldübel zur Befestigung und zum Lösen von Gegenständen jeweils ohne Werkzeuge. Darüber hinaus gab es viele Folgepatente bis in den Schwerlastbereich hinein wie zum Beispiel Traglasten für Tonnen.

Roland Reichelt ist in dieser Hinsicht familiär auch ein bisschen vorbelastet. Denn schon sein Onkel hatte einst die Kuhtränke erfunden. Auch sein Vater war jahrelang in der Forschung und Entwicklung tätig. „Somit blieb es nicht aus, dass wir uns zu Hause rege ausgetauscht haben“, erzählt er. Er selbst hatte sein erstes Patent schon mit acht, neun Jahren: „Privat durften aber zu DDR-Zeiten keine Patente angemeldet werden.“ Von seinen weiteren Erfindungen im Neuererwesen habe selbst die Nationale Volksarmee profitiert. „Ich habe einen Motor für Zweitakter entwickelt, der den Benzinverbrauch um 20 Prozent verringerte“, berichtet er. 

Roland Reichelt hat sich nun als Miniaturschnitzer im Gewerbezentrum Zittau, Rathenaustraße 18A, mit einem Büro und einer Werkstatt eingemietet, um dort Golf-Tees herzustellen. In Größenordnungen von circa 70 Millimeter bis etwa zehn Zentimeter. Von kleinsten Teebriefchen aus Holz bis hin zu Turnier- und Sammlersets. Im Wert von drei Euro netto bis 50.000 Euro in einzelnen Fällen. 
Ein Tee im Golfsport ist ein kleiner Stift aus Holz oder Kunststoff bzw. einer Verbindung aus beiden Werkstoffen, der beim Abschlag in den Boden gesteckt wird und auf den dann der Ball aufgelegt werden darf. Der Ball liegt somit erhöht und ist einfacher zu spielen. 

Zu seinem Kundenklientel zählen unter anderem ausgewählte Golfclubs, Hotels sowie Privatkunden aus Asien und der USA. „Ich habe mir durch spezifische Sendungen im Fernsehen weltweit Kontakte aufgebaut“, erklärt er. Der Vertriebsaufbau würde jetzt losgehen, befindet sich sozusagen in der Startphase. Roland Reichelt bereitet dazu auch internationale Ausstellungen vor. Der Start soll nächstes Jahr in Prag erfolgen. Diese Exposition soll in acht Großstädten der Welt präsentiert werden. „Momentan sondiere ich Marketingfirmen, die mir bei der Umsetzung meiner Strategie helfen“, sagt er. Die Musterkollektionen seien bisher in reiner Handarbeit gefertigt worden. Für den Markteintritt hat Roland Reichelt eine Spezialmaschine für die Serienreife entwickelt, die etwa 40 Prozent der Handarbeit ersetzt. In die computergesteuerte Maschine legt der rührige Unternehmer Holzzuschnitte ein, die dann zu Schnitzrohlingen gefertigt werden. Im Nachhinein arbeitet Roland Reichelt Details und Feinheiten per Hand aus. Je nach Kundenwünschen erfolgen auch 24 Karat-Vergoldungen. Separate Spezialanfertigungen in Elfenbein bleiben nach wie vor das Produkt reiner Handarbeit. Mit prüfendem Blick „überwacht“ der 65-Jährige immer wieder den Arbeitsablauf. „Dass ich mich vom Vertrieb bis zum finalen Erzeugnis um alles selber kümmere, hat mir den Vorteil gebracht, dass ich recht schnell auf Ergebnisse zurückblicken kann, die ich früher in 25 Jahren nicht erreicht hätte“, betont er. 

Bei einer europäisch ausgerichteten Handwerksmesse in Jablonec bewertete ein Gremium von Innungsmeistern unter allen ausgestellten Innovationen den Golftee von Roland Reichelt mit dem ersten Preis. Es ging dabei auch um handwerkliche Umsetzungen. „Mir ist es gelungen, innerhalb kürzester Zeit die Schutzrechte des Golftees zu einem regelrechten Schutzrechtpaket auszuweiten. Ich habe also nicht nur eine Anmeldung in petto, sondern mehrere. Das zeigt, dass ich wirtschaftlich auf dem richtigen Weg bin“, sagt er. Roland Reichelt wird wohl solange arbeiten, „bis mich der Herrgott einmal zu sich in den Himmel holt“, glaubt er. Und wie schaltet er von seinem Berufsleben zwischendurch mal ab? „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, antwortet er. 

Steffen Linke / 03.11.2019

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