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Senckenberg öffnet virtuelle Räume

Senckenberg öffnet virtuelle Räume

Bei aller Virtualisierung bleiben auch die reellen Angebote – wie hier das Vivarium – wichtig für die Arbeit des Senckenberg-Museums. Foto: Archiv/Düker

Das Görlitzer Senckenberg-Museum für Naturkunde ist dafür bekannt, auch gerne mal neue Wege auszuprobieren. So nimmt es jetzt auch an dem bundesweiten Pilotprojekt „Museum 4.0“ teil, das die deutsche Museumslandschaft ins digitale Zeitalter führen soll.

Görlitz. Wer die Ausstellung des Görlitzer Senckenberg-Museums besucht, kann sehr viel über den Wolf erfahren. Doch noch viel mehr bleibt ihm bislang verborgen.

„Wir zeigen in unserer Ausstellung einen Wolf als lebensechtes Präparat, doch in unseren Sammlungen haben wir noch 100 weitere Wölfe“, erklärt Direktor Dr. Willi Xylander. Schließlich bildet Isegrim einen wichtigen Forschungsschwerpunkt der Einrichtung. Und so lagern unzählige Felle, Skelette oder auch Kot- und DNA-Proben in den Regalen des Magazins, das für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich ist.

„Virtuelle Realität wäre eine Möglichkeit, den Besuchern auch diesen bislang verschlossenen Teil unserer Einrichtung zugänglich zu machen“, betont Dr. Xylander. Was noch vor wenigen Jahren als Science Fiction galt, gehört zumindest in technikaffinen Kreisen heutzutage schon fast zum Alltag: Sich mithilfe von Datenbrillen und -handschuhen in künstlich geschaffenen, also virtuellen Räumen so zu bewegen, als wäre es die Wirklichkeit.
Noch einen Schritt weiter geht die so genannte „augmented Reality“ (erweiterte Wirklichkeit), denn sie verknüpft real existierende Objekte mit virtuellen Räumen. Und so könnten die Besucher in gar nicht allzu ferner Zukunft durch die Sammlung des Senckenberg-Museums streifen und die dort gelagerten Präparate sehen, berühren, riechen und vielleicht sogar mit ihnen interagieren.

Doch das ist noch lange nicht alles. „Citizen Science“ (Bürger-Wissenschaft) bildet nicht erst seit den groß angelegten alljährlichen Vogelzählungen einen wichtigen Bestandteil naturkundlicher Forschungen. Im Rahmen von Citizen Science geben naturkundlich interessierte Laienforscher ihre Beobachtungsdaten direkt vor Ort in Datenbanken ein: Was habe ich wann, wo und unter welchen Umständen beobachtet? „So kann eine Fülle von Daten erhoben werden, die Rückschlüsse über Veränderungen der Umwelt erlauben“, betont Dr. Willi Xylander.

Und „ganz nebenbei“ wächst das Verständnis der Bürger für die Natur und die Vorgänge, die sie prägen. „Uns bietet Museum 4.0 die Möglichkeit, eine solche Plattform für kleine Organismen, die selten im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, zu schaffen“, blickt der Direktor voraus.

Bildet doch die Biologie des Bodens einen der Forschungsschwerpunkte des Görlitzer Senckenberg-Museums. Noch zahlreiche weitere Möglichkeiten der Anwendung digitaler Technik sind denkbar. Sie alle vereint das Ziel, das Verständnis wissenschaftlicher Forschung und natürlicher Vorgänge zu verbessern. Senckenberg Görlitz ist eine von deutschlandweit vier Einrichtungen, die zur Teilnahme am Pilotprojekt „Musem 4.0“ ausgewählt wurden – neben dem Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven, dem Deutschen Museum München und den Alemannischen Fasnachtsmuseen in Schwaben. „Wir wurden dazu eingeladen, weil wir uns schon seit 20 Jahren mit digitalen Medien beschäftigen und als einer der Vorreiter auf diesem Gebiet gelten“, so Dr. Xylander, der sich von der Teilnahme einen großen Schub für die Breitenwirkung der Museumsarbeit verspricht. Parallel vollzieht das Senckenberg-Museum den Umzug seiner Sammlungen und administrativen Bereiche in sein neues Gebäude an der Jakobstraße. Die Abriss- und Sicherungsmaßnahmen beginnen in diesen Wochen und Monaten.

Für die Jahresmitte 2018 rechnet der Direktor mit der Grundsteinlegung, und ab 2022 sollen 130 Mitarbeiter sowie 60 Studierende den Hörsaal, die Labore und das Depot nutzen. Die Ausstellung verbleibt in ihrem angestammten Domizil am Marienplatz.
 

Uwe Menschner / 04.10.2017

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