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Über 100 Görlitzer Gesichter für 950 Jahre

Über 100 Görlitzer Gesichter für 950 Jahre

So sehen auch die Porträtfotos von Tessa Enright auch aus, wenngleich auf diesem Foto der Spieß einmal umgedreht ist. Tessa steht selbst vor der Linse. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Görlitz. Die US-Amerikanerin Tessa Enright ist in Kalifornien und im benachbarten Wüstenstaat Arizona aufgewachsen. „Trotzdem fühle ich mich in Görlitz sehr wohl“, sagt sie bei Kälte und Regen vor allem in Würdigung für den kulturhistorischen und architektonischen Reichtum der Stadt. Nach Görlitz kam sie, weil sie beim Studium in Dresden ihren deutschen Ehemann kennenlernte.

Ihre Aktion „Ich bin Görlitz“ wurde als ein offizieller Programmpunkt für das Jubiläumsjahr für gut befunden und ausgesucht. Mit einem Foto-/Interviewprojekt möchte sie dazu beitragen, der Welt ein freundliches und facettenreiches Gesicht zu vermitteln. Und das ist auch sonst ihre Mission. Wer in der Weltsprache Englisch z.B. als Tourist zu Görlitz googelt, stößt fast unweigerlich auf die junge Frau, die Übersetzungen und englischsprachige Audiotouren zu Görlitz anbietet und wohl die einzigen englischsprachigen Nachrichten zumindest in Kurzform über die geteilte Stadt an der Neiße in gewisser Regelmäßigkeit anbietet. In ihrem Blog berichtet sie in englischer Sprache über Ausflüge in die Umgebung und hat – ganz amerikanisch – auch für sich ein paar Mehrwerte in Form des Verkaufs von Görlitzdevotionalien in petto. Diese beweisen einen guten Blick für Ästhetik und sind in keiner Weise – wie so häufig bei lokaler Eigenwerbung – kitschig. Hier kann man nur vom unkomplizierten und pragmatischen amerikanischen Denken lernen.

Tessa Enrights Projekt besteht darin, dass sie über ihre Internetseite www.ichbingoerlitz.com Gesichter von Görlitzern vorstellt. Klickt man das jeweilige Gesicht an, findet man ein kleines Profil des Gezeigten.
„Die Aktion ist interessant, das teste ich auch“, habe ich mir gesagt und mich ohne Ankündigung, dass ich Redakteur bin, bei Tessa gemeldet. 2, 3 kurze Mails zur Verabredung und die Sache steht.

Da mein Arbeitsplatz in der Dresdener Straße ist, bestellt sie mich zum nahen Lutherplatz und händigt mir ein Formular aus, das ich unterschreibe und mit dem ich ihr die Bildrechte am gleich entstehenden Foto von mir überlasse. Die drei Fragen habe ich schon zuvor per E-Mail beantwortet. „Das ist lang, aber das passt dennoch noch“, urteilt sie und postiert mich mit Blick auf die Lutherkirche. Das war’s eigentlich schon. Ich kann nun bekennen, dass ich ein Foto von ihr mit identischer Perspektive auch für den Niederschlesischen Kurier machen möchte. Die Beantwortung der drei Fragen durch sie ist eigentlich nicht erforderlich, denn all das, was man von ihr wissen sollte, findet sich sowieso in den kurzen und präzisen Texten ihrer Internetseite.

Da ihre Nachrichten auf Pressetxte Bezug nehmen und diese quasi gestrafft in englischer Sprache präsentieren, ist das zwar kein eigenständiger Journalismus aber ein Service, den auch erst einmal jemand anbieten muss. Und so hat Tessa Enright eines schon jetzt geschafft. Mit einer übersichtlichen Menüführung, guten Fotos und Gefühl für die Schönheiten der Region einschließlich viel Görliwoodstolz dürfte sie schon so manchen Briten, Amerikaner, Australier oder Nigerianer – oder überhaupt die englischsprachige Welt – für ein paar Tage mehr nach Görlitz gelockt haben!

Übrigens: Die Aktion läuft gut. Zum Abschied sagt sie mir: „Dein Foto und Dein Text kommen vermutlich im Mai. Ich habe schon viele Porträts vorproduziert“. Ich werde also doch noch neugierig zum genauen Umfang des Ganzen und frage noch einmal nach.

„Ich möchte wenigstens zwei Menschen jede Woche dieses Jahr vorstellen. Also mindestens 104 insgesamt wären mein Ziel. Ich glaube dieses Ziel sollte erreichbar sein. Wenn sich aber mehr dafür interessieren, ist das auch schön. Dann kann ich eben öfter posten“, sagt sie mit Tatendrang und einem Lächeln. Kein Porträtierter wird übrigens mit Namen geoutet. Aber viele werden dennoch natürlich an ihrer Nase oder ihren Aussagen erkannt.

Till Scholtz-Knobloch / 03.04.2021

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