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Was passiert, wenn das Boot plötzlich auf dem Stausee kentert?

Was passiert, wenn das Boot plötzlich auf dem Stausee kentert?

Eine auf der Bautzener Talsperre in Seenot geratene Segelbootcrew funkt SOS: Berufsfeuerwehr und DRK-Wasserwacht hatten im Mai 2017 diese Notlage zu meistern – in Form einer Übung. Foto: privat

In wenigen Wochen beginnt sie wieder: die Badesaison. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, trainieren DRK-Wasserwacht und die Berufsfeuerwehr Bautzen nun schon seit 2016 gemeinsam verschiedene Szenarien auf dem vor der Spreestadt gelegenen Stausee. Im Zuge der Übungen stellte sich allerdings heraus, dass Rettungsabläufe durchaus optimierbar sind. Dazu unterhielt sich der Oberlausitzer Kurier mit dem Leiter der Bautzener Berufsfeuerwehr Markus Bergander.

Herr Bergander, zuletzt haben Ihre Kameraden im vergangenen Frühjahr den Einsatz an einem gekenterten Segelboot geprobt. Sie selbst sagen, das war für Ihre Jungs ein völlig neues Metier. Als Knackpunkt erwies sich im Zuge des Trainings eine Situation, die Sie im Nachhinein auch noch einmal ausführlich ausgewertet haben. Was war passiert?

Markus Bergander: Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Übung von der Wasserwacht angefragt, organisiert und durchgeführt wurde. Da bei unseren Einsatzkräften zu diesem Zeitpunkt kaum Kenntnis zur Problematik eines gekenterten Segelbootes vorhanden war, sollten unter Anleitung der Wasserwacht die einzelnen Schritte der Rettung erklärt und umgesetzt werden. In dem zu trainierenden Szenario wurde im ersten Moment von einer Person ausgegangen, die ohnmächtig in dem Boot treibt. Diese Person wurde dann sinnvollerweise auf einer Trage von dem Segelboot in unser Rettungsboot übergeben. Allerdings gab es im Vorfeld eine Diskussion darüber, ob das Opfer angeschnallt werden sollte oder nicht. Man plädierte schließlich dafür, eine Fixierung der Person zu unterlassen.

Der Grund dafür, dass ein Anschnallen nicht in Betracht kam, ist ganz einfach zu erklären. Wenn die Trage mit der fixierten Person ins Wasser fällt, besteht für diese keine Möglichkeit, sich von ihr zu lösen und sich zu bewegen. Abgesehen davon sind Rettungen auf dem Stausee eine Situation, die durch die Einsatzkräfte entsprechend intensiv aus- und fortgebildet werden muss. Mit der Absolvierung des Sportbootführerscheins für die Einsatzkräfte wurde der sichere Umgang mit dem 2016 in Dienst gestellten Rettungsboot trainiert. Die Übungen mit der Wasserwacht und dem Seesportverein, aber auch eigene Ausbildungsdienste, erweitern das Wissen und die Handlungsabläufe zu dieser Problematik. Ziel ist es, die Handlungsabläufe kennenzulernen und unter Anleitung durchzuführen. Schwerpunkt wird nun sein, diese zu festigen und zu automatisieren.

Inwieweit ist Ihnen das bereits gelungen?

Markus Bergander: Wir stellen uns in diesem Bereich gerade neu auf. Aus Sicht der Feuerwehr konnten keine Defizite im Verlauf von der Alarmierung bis zur Ankunft an der Einsatzstelle festgestellt werden. Einzig die angesprochene Festigung und Automatisierung der Handlungsabläufe wurden in weiteren Ausbildungen trainiert.

In diesem Sommer soll am 17. Juni eine weitere Übung auf dem Stausee stattfinden. Wie bereiten sich die Kameradinnen und Kameraden darauf vor?

Markus Bergander: Die Beteiligung der Feuerwehr an dieser Ausbildung ist derzeit noch offen. Grundlegend trainieren die Einsatzkräfte der Feuerwehr regelmäßig die Handhabung und den Umgang mit dem Boot auf dem Stausee.

Wie schätzt die Berufsfeuerwehr selbst ihre Einsatzbereitschaft bezogen auf den Stausee ein?

Markus Bergander: Mit den Erfahrungen der Ausbildungen ist die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr in Bezug auf Handhabung und Ausstattung positiv zu betrachten.

Bei der Übung im Sommer 2017 wurde unseren Informationen zufolge eine Zeit von 20 Minuten gestoppt. Solange brauchten die Florianjünger vom Gerätehaus im Gesundbrunnen bis zum gekenterten Segelboot. Wie aber ließe sich das Ganze womöglich in einem kürzeren Zeitabstand bewerkstelligen?

Markus Bergander: Die 20 Minuten bis zum Eintreffen an der Einsatzstelle im Rahmen der Übung sind aus Sicht der Feuerwehr als positiv zu bewerten, betrachtet man nur einmal die einzelnen notwendigen Abläufe. Dazu zählen die Alarmierung, das Ausrücken, die Anfahrt der Slipstelle, das Zuwasserlassen des Bootes sowie die Anfahrt der Einsatzstelle auf dem Stausee. Seit dem dritten Quartal letzten Jahres kann dank der Zustimmung des Angelvereins Bautzen eine zusätzliche Zugangsmöglichkeit zur Talsperre im Bereich des Parkplatzes Strandpromenade genutzt werden. Dadurch ist der Einsatz des Rettungsbootes noch flexibler und durchaus schneller möglich.

Welches Equipment kommt im Fall einer Rettungsaktion auf dem Bautzener Stausee zum Einsatz?

Markus Bergander: Wir verfügen über ein motorisiertes Rettungsboot mit Bugklappe und Krankentrage, Überlebensanzüge für die Retter – insbesondere für Rettungen im Winter – und Schlauchboote.

Roland Kaiser / 18.03.2018

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