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Wer trägt künftig Amtskette?

Wer trägt künftig Amtskette?

Die Amtskette des Görlitzer Oberbürgermeisters ist nicht allein politisch ein attraktives Ziel. Foto: Matthias Wehnert

Am 16. Juni sind die Wähler in Görlitz in einem zweiten Wahlgang aufgerufen zu entscheiden, ob Octavian Ursu (CDU) oder Sebastian Wippel (AfD) neuer Bürgermeister von Görlitz wird. Der neue Amtsinhaber kann sich bei öffentlichen Auftritten auch mit einer schmucken Amtskette präsentieren, die auf eine 123-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Görlitz. 1896 wurde als besondere Anerkennung der Stadt Görlitz durch den damaligen Kaiser Wilhelm II. die Erlaubnis erteilt, eine goldene Amtskette für das Stadtoberhaupt anfertigen zu lassen.

Für die Anschaffung einer solchen bewilligte die Stadtverordnetenversammlung damals 2.500 Mark. Juwelier und Gold- schmied Richard Höer, seinerzeit auf der Brüderstraße 18 ansässig, erhielt den Auftrag zur Anfertigung des goldenen Prachtstückes. Das Mittelteil der Kette zeigt das Wappen in Gold mit farbiger Emaille, auf einer Medaille von Friedrich Wilhelm III. von Preußen montiert.
Er war Herrscher während der napoleonischen Befreiungskriege. Zweireihig laufen geprägte Kettenglieder zu zwei Wappenschilden rechts und links zusammen, die jeweils den böhmischen Löwen tragen. Der Erste, dem die Ehre zuteil wurde, diese Amtskette zu tragen, war Oberbürgermeister Paul Büchtemann (1894-1906). Im Ersten Weltkrieg musste die Kette, außer dem Wappenteil, unter dem Motto „Gold gab ich für Eisen“ abgeliefert werden. Der damalige herzogliche Hofjuwelier R. Höer erwirkte beim Regierungspräsidenten in Liegnitz, dass die Kette in oxydiertem Silber ersetzt werden konnte, da gegossenes Eisen bei so kleinen Kettenteilen stahlhart würde und nicht zu verarbeiten sei. So wurde im Oktober 1917 die Kette in Silber ersetzt, wie sie heute noch existiert – mit dem goldenen Wappen der Stadt Görlitz.

Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde die Amtskette nur zu besonderen Anlässen getragen. Während der Zeit der DDR legte man keinen Wert auf monarchistische Auszeichnungen. Im Gegenteil, man erlaubte, dass zum Fasching ein Karnevalsprinz dieses wertvolle Stück tragen durfte, wobei das Wappen im bunten Treiben beschädigt wurde. Die Herstellerfirma Richard Höer lieh die Amtskette anlässlich des 100-jährigen Betriebsjubiläums für eine Ausstellung.

In diesem Zusammenhang reparierte die Goldschmiedefirma die beschädigte Kette. Danach wurde sie in den „Dornröschenschlaf“ versetzt. Seit der politischen Wende kam die repräsentative Amtskette wieder zu Ehren und wird seitdem zu verschiedenen offiziellen Anlässen vom Oberbürgermeister getragen.

Redaktion / 13.06.2019

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