Drei Görlitzer – im Weltall verschollen

V.l.n.r. sind Lester Balz, Juri Lorkowski und Theodor R. G. Schiemann die Macher des knapp zwanzigminütigen Science-Fiction-Films. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Eigentlich liegt die Vermutung nahe, dass ein in Görlitz produzierter Film der sich hier entwickelnden Filmindustrie entstammen muss. Lester Balz, Juri Lorkowski und Theodor R. G. Schiemann sind einen anderen Weg gegangen und haben ihr eigenes Ding durchgezogen. Die beliebten LEGO®- Klemmbausteine stehen im Mittelpunkt ihres Werkes.
Görlitz. Quasi mit Augenzwinkern hatte die Redaktion für den 22. August eine Einladung zur „Weltpremiere“ des Kurzfilms „Verschollen im Weltall“ bekommen. „Wir haben durch Bekannte auch ausländische Gäste bei der Premiere sicher dabei, also ist das Ganze schon eine Weltpremiere“, schmunzeln die beiden Jungs und der 51-jährige Lester Balz.
„Lester hatte einmal zur Herstellung von Mittelalter- und Fantasykostümen eingeladen, aber nur Juri und ich sind damals gekommen. Wir kannten Lester bereits durch Freundschaften der Eltern. Damals hat er uns ein Raumschiff gezeigt und wir kamen dann über Filme ins Gespräch“, berichtet der ebenso wie Juri 15-jährige Theodor Schiemann. Und so habe sich der Abend von Kostümen zur verbindenden Schlussfolgerung von Science-Fiction und Film gewendet, dass ein Drehbuch hermüsse. „Juri und ich haben uns sofort hingesetzt. Zwei Tage später haben wir Lester angerufen: Wir haben ein Drehbuch.“ Der war über die Eile baff, hielt aber Wort.
Lester Balz berichtet: „Ich habe schon an einigen Filmprojekten in verschiedenen Gewerken mitgearbeitet – unter anderem Ausstattung und Effekte. Nach Görlitz bin ich aber nicht wegen der filmischen Entwicklung gekommen, sondern aus rein privaten Gründen.“ Er habe sich in Görlitz zunächst quasi selbsttherapeutisch mit einem Filmprojekt über ein mit LEGO®-Steinen selbstgebautes Geisterhaus beschäftigt.
„Das Raumschiff hingegen war quasi die Erfüllung eines Jugendtraums von mir. Als Junge hatte ich zwei kleine Zimmer, eines für Ritter und Burgen von Playmobil, das andere mit den kleinen Steinchen zum Thema Raumfahrt. Die Sets dafür waren mir immer zu klein. Ich habe dann mit etwa 30 Jahren mit Second-Hand angefangen“, berichtet Lester Balz, der in Berlin den Kulturverein C-Base e.V. mitgegründet hat. „Der Klub schmückt sich mit der Geschichte, eine abgestürzte Raumstation unter Berlin-Mitte wie ein archäologisches Projekt zu rekonstruieren – ist also ein Treffpunkt für Science-Fiction-affine Menschen.“
Den Elan von Theodor und Juri hat er gerne aufgenommen, schon weil das für die Lebensentwicklung eine tolle Erfahrung sei, die Selbstbewusstsein vermittelt und die Fantasie fordert. „Beleuchten, Fotografieren, Filme, Musik und Schnitt – einmal die Woche haben wir uns jeweils für drei Stunden an die Arbeit gesetzt und am Ende kamen wir dann auf etwa 250 Stunden für knapp 20 Minuten Film“, berichtet Lester, der damit indirekt auch Lehrmeister heute verdrängter Sekundärtugenden wurde.
Theodor wuchs ebenfalls mit den kleinen Klemmbausteinchen auf, stellt aber klar, dass er eher ein „Draußen-Kind“ gewesen sei und nur bei schlechtem Wetter mit den Steinchen baute. „Ich habe eine extrem blühende Fantasie – manche würden das sogar einfältig nennen. Aber ich habe immer alles für möglich gehalten und versuche, Dinge mit Fakten abzugleichen“, erklärt er, was ihn am Projekt besonders bei Laune gehalten habe.
Juri ist es wichtig zu betonen, dass er und Theodor beim Projektstart vorletztes Jahr noch nicht so auf eine Charakterbildung geachtet hätten – was ja altersbedingt auch logisch sei. „Der zweite Teil soll das dann näher herausarbeiten – der ist nämlich schon lange mitgedacht“, klärt er mit Blick auf ein viel größeres Transportraumschiff, das schon auf dem Boden der Stube von Lester liegt, auf. Im ersten Teil sehe man unter anderem die Stadt der Außerirdischen, höre deren Stimmen. Es sei ein Abenteuer – natürlich mit einem Superhelden – entstanden, das viel mit Gewinnen und Verlieren zu tun habe. Es gibt technische Probleme und eine Kampfeinheit auf Abwegen, die wiedergefunden werden muss. Mehr wollen sie inhaltlich noch nicht verraten.
Die Premiere wird am Freitag, den 22. August, um 19.30 Uhr im Schloss von Ober Neundorf im Hofeweg 5 stattfinden. Einlass ist ab 19.00 Uhr. Anmeldungen sind bis zum 15. August per E-Mail erbeten an: lester@jawaka.net.
Das alles mit Rahmenprogramm: So wird die von Juri komponierte Filmmusik als Ouvertüre zunächst von Musikern live aufgeführt – mit einer Bratsche, zwei Geigen, zwei Gitarren und vermutlich auch einer Klarinette. Theo berichtet: „Ich kann etwas am Klavier klimpern“ – also improvisieren – „aber ich würde mich nicht als übermäßig musikalisch bezeichnen. Aber ich habe ein gutes Gehör und Taktgefühl.“ Juri hat das dann am Computer zusammengestellt; die Filmmusik ist elektronisch mit einem Kompositionsprogramm entstanden.
Lester als gute Seele des Ganzen, der den beiden Jungs möglichst viel Freiraum geben wollte, räumt ein, dass das entstandene Werk natürlich nicht klassisch kinogängig sei. „Es ging ja vor allem darum, Wissen und Spaß am Machen zu vermitteln.“
Juri bekennt letztlich auch: „Ja, man kann schon sagen, dass ich Blut geleckt habe. Ich habe schon manches Mal mit dem Gedanken gespielt, in den Filmbereich zu gehen – da ist ’Görliwood’ letztlich auch ein guter Standort für.“
Nach dem Film und der Vorstellung der Musik wird noch das „Making-of“ des Films gezeigt – ein guter Einstieg für eine anschließende Diskussion mit den ersten Zuschauern. Das Publikum kann also Fragen an die Regisseure stellen.
Hinweis: LEGO® ist eine Marke der LEGO Group, die dieses Projekt weder gesponsert noch autorisiert hat.