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Zu nah am Fluss: Verzögerung durch Hochwasserschutz

Zu nah am Fluss: Verzögerung durch Hochwasserschutz

Edeka-Expansionsleiter Jan Hasek steht hier auf der Fußgängerbrücke, die verlegt werden, und vor dem alten Diska-Gebäude, das dem Neubau weichen soll.

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Eine Ansicht mit Verfallsdatum: Der bisherige Diska-Komplex soll dem geplanten Edeka-Neubau weichen.

Die gute Nachricht: Für den neuen Edeka wurde das letzte große Hindernis aus dem Weg geräumt. Dies bleibt allerdings nicht ohne Folgen auf den weiteren Fortgang des Projektes.

Bischofswerda. Ruhig fließt die Wesenitz an diesem grauen Maivormittag durch ihre Aue im Bischofswerdaer Süden. Nach der lang anhaltenden Trockenheit habe auch die Regenfälle in der Nacht vom Montag zum Dienstag kaum zum Anschwellen des Gewässers geführt. Doch dieser Eindruck kann täuschen: Zuletzt gelangte der Fluss im Juli 2021 in den Bereich einer Warnstufe, auch wenn Bischofswerda im Vergleich zum Oberland damals glimpflich davonkam.

Dass der Hochwasserschutz bei Planungen jeglicher Art eine wichtige Rolle spielt, bekommt jetzt auch Edeka zu spüren. Haben doch die Untere Wasserbehörde des Landratsamtes Bautzen und die Landestalsperrenverwaltung mit ihren Forderungen zum geplanten Bau eines neues Edeka-Marktes anstelle des bisherigen Diska an der Stolpener Straße ein deutliches Zeichen gesetzt. Demnach reicht der geplante Baukörper in den so genannten Gewässerrandstreifen und damit zu nahe an die Wesenitz heran. „Die Bedenken der Behörden beziehen sich zum einen direkt auf den Hochwasserschutz, zum anderen auf die Erreichbarkeit des Gewässers“, erklärt Maik Hübschmann. Er ist Prokurist des in Dresden ansässigen Ingenieurbüros K. Langenbach, das von Edeka mit „der Klärung der aufgetretenen Probleme“ beauftragt wurde. Und das offenbar erfolgreich: „Wir haben mit der LTV und der Wasserbehörde einen für alle Seiten tragfähigen Kompromiss gefunden“, kann der Prokurist berichten. 

Dieser besteht einerseits darin, dass neue Auf- und Abfahrten zu der Berme, die den Fluss für Unterhaltungsmaßnahmen erreichbar macht, gebaut werden. Die Berme selbst soll neu profiliert und dadurch durchlässiger gemacht werden. Zum anderen wird die Fußgängerbrücke, die derzeit vom Parkplatz zwischen Edeka und Beethovenstraße in Richtung Freibad führt, in Richtung Stadtzentrum verlegt. „Bei der Festsetzung dieser Maßnahmen legen die Behörden ein Hochwasser zugrunde, wie es statistisch einmal in 100 Jahren vorkommt“, so Maik Hübschmann. „Mit der Zusage, diese Auflagen zu erfüllen, ist das Vorhaben nunmehr genehmigungsfähig.“

Das lässt auch Jan Hasek aufatmen. Und doch ist die Freude beim Regionalleiter Expansion der Edeka Grundstücksgesellschaft Nordbayern-Sachsen-Thüringen nicht ungetrübt: „Die Erfüllung dieser Forderungen hat uns in unserem Zeitplan ein Jahr zurückgeworfen“, erklärt er. Und auch hinsichtlich der Kosten werde man die zusätzlich erforderlichen Arbeiten spüren. 

Und doch überwiegt das Positive: „Es ist wichtig, dass die dafür zuständigen Behörden auf den Hochwasserschutz achten und uns die nötigen Hinweise geben. Schließlich geht es ja um die Sicherheit.“ Nun müssen noch „einige Genehmigungen beantragt werden“, bevor der Startschuss für die etwa 15 bis 18-monatige Bauphase fallen kann. Ein Datum für die Fertigstellung des neuen Edeka-Marktes zu nennen, ist Jan Hasek unter diesen Umständen noch nicht möglich. Was er aber bereits kann, ist einen Ausblick auf den entstehenden Markt zu geben: „Er wird eine Verkaufsfläche von 2000 Quadratmetern haben und ist damit im Bischofswerdaer Land beispiellos. Die Gesamtfläche mit Nebenflächen und Verkaufsflächen von Fremdanbietern beläuft sich auf mehr als 2600 Quadratmeter.“ Zu diesen Fremdanbietern sollen auch die schon im bisherigen Diska-Markt ansässige Schiebocker Fleischverarbeitung und die Bäckerei Zimmermann gehören, die ihren Kunden bereits an ihren Schaufenstern signalisieren: „Wir bleiben hier.“ 

Dessen ungeachtet wird es im künftigen Edeka auch einen selbst betriebenen Backshop geben. „Die endgültigen Verhandlungen führt der Betreiber des Marktes als selbstständiger Unternehmer“, macht Jan Hasek allerdings ebenso klar. Er selbst könne daher keine definitiven Zusagen geben. Dasselbe gilt auch für den Erhalt der Arbeitsplätze des bisher bei Diska beschäftigten Personals. „Das ist ein gutes Team, und ich glaube nicht, dass es da Probleme gibt“, erklärt er jedoch auch. Dass es diesbezüglich Verunsicherung gibt, zeigte das spontane Herantreten einer Beschäftigten an Jan Hasek im Zuge eines Termins mit Oberbürgermeister Holm Große am vergangenen Dienstag.

Der OB selbst schätzt die nunmehr eingetretene Situation positiv ein: „Wir wissen ja alle, wie lange schon um einen Vollsortimenter in der Nähe des Stadtzentrums gerungen wird. Dieses Vorhaben befindet sich jetzt auf der Zielgeraden. Der Bebauungsplan muss jetzt noch einmal angepasst und gleich nach der Sommerpause vom Stadtrat die erneute Auslegung beschlossen werden.“ Parallel wolle die Stadtverwaltung an der Stellungnahme für die Baugenehmigung arbeiten, ein separat vom Landratsamt zu betreibendes Verfahren. Und auch die geforderte Verlegung der Fußgängerbrücke passt Holm Große recht gut „in den Kram“: „Dies entspricht unseren städtebaulichen Vorstellungen einer direkten Anbindung an die Innenstadt.“ 

Uwe Menschner / 24.05.2022

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