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Zum Fest beschert er Hoffnungsmomente

Zum Fest beschert er Hoffnungsmomente

Briegel-Darsteller Jan Mixsa bringt als Regisseur für alle ab vier Jahren das diesjährige Puppentheaterstück „Die Weihnachtsschmiede im Wald“ auf die Bautzener Bühne. Foto: RK

In Gestalt des grünen Busches Briegel tobte er jahrelang gemeinsam mit Bernd das Brot und Chili das Schaf über die Mattscheiben der Nation, um die kleinen und größeren Zuschauer vom Kinderkanal KIKA bei guter Laune zu halten. Dann wurde es ruhig um die von Jan Mixsa verkörperte Figur, während er sich selbst den Herausforderungen des Theaters widmete. In dieser Mission verschlug es ihn nun ans Bautzener Spreeufer.

Hallo Herr Mixsa, eine Frage vorab: Darf ich Du zu Ihnen sagen?

Jan Mixsa: Damit habe ich kein Problem, sehr gern.

Wie ich deiner Vita entnehmen konnte, stammst du aus hiesigen Gefilden und bevor es dich zum Fernsehen verschlagen hat, musstest du dich zunächst in anderen Bereichen des Lebens behaupten. Wie kam das?

Jan Mixsa: Weil ich zu Schulzeiten vor der Wende kein Pionier war und auch nicht in die FDJ eintrat, wurde aus meinen Plänen, das Abitur abzulegen und zu studieren, vorerst nichts. Deshalb arbeitete ich zunächst als Gärtner, Krankenpfleger und Zimmermann. Nach der sogenannten Wende zog es mich dann nach Hamburg und von dort nach Berlin. Es folgten Fachabitur, Studium und einige Theaterjahre im Festengagement. In dieser Zeit kam es auch zur Kooperation mit dem KIKA.

Dort hast du seit dem Jahr 2000 den grünen Busch Briegel verkörpert.

Jan Mixsa: Das ist richtig. Vielen bin ich sicherlich aber auch noch als Tobi Tüftel bekannt, dessen Gesicht die SWR-Fernsehreihe „Olis wilde Welt“ lange Zeit prägte. Das war der Freund des Löwen mit dem grünen Haar. Beide Rollen vermisse ich sehr. Auf dem im Handel erhältlichen DVD-Material kann man noch sehen, was wir damals so gezaubert haben. Auf den runden Scheiben sind auch die Geschichten von Briegel, Chili und Bernd erschienen. Der grüne Busch, den ich mir einst selbst ausgedacht habe, verkörperte beispielsweise in der TV-Produktion „Brot im Orient-Express“ einen Detektiv. Auch für diesen Film hatten wir uns namhafte Komiker vor die Kamera geholt. Einer von ihnen war Norman Cöster, ein deutscher Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur. 

Zusammen mit Tommy Krappweis taucht er auch heute noch hin und wieder in der KIKA-Nachtschleife auf. Ich hingegen bin mittlerweile neben meinen zahlreichen Theateraktivitäten seit einigen Jahren als One-Man-Ensemble für alle Lebenslagen auf Achse – vor allem zu Weihnachten. 

Das bedeutet, du feierst das Fest der Liebe auch diesmal nicht bei dir daheim?

Jan Mixsa: So ist es. Wenn andere Familien gemütlich unterm Weihnachtsbaum die Geschenke auspacken, bin ich zwischen Ingolstadt und dem Harz in einer ganz besonderen Mission unterwegs. Dann statte ich Kinderonkologien und Kinderheimen einen Besuch ab. Vor meinem jungen Publikum schlüpfe ich in verschiedene Rollen und versuche auf diese Weise, den Kleinen eine Freude zu machen. Meist sind es Jungen und Mädchen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, die richtig Pech hatten. In dem Zusammenhang musste ich feststellen, dass wir in Deutschland auf einem hohen Niveau jammern. Wenn man aber das sieht, weiß man, was Leid bedeuten kann. Ich überrasche die Kinder mit allem was möglich ist. Dazu gehören mitunter die einfachsten Dinge, aus denen eine Figur entsteht, die eine Geschichte erzählt. Das muss bereits Jahre vorher geplant werden, weil sich die Einrichtungen darum reißen. 

Wer hilft dir dabei oder stemmst du alles aus eigener Kraft?

Jan Mixsa: Dahinter verbirgt sich eine Benefizgeschichte, die von Freunden unterstützt wird. Wir wollen die Kinder wenigstens für einen Moment lang glücklich machen. Mitunter kommen diese aus ganz ärmlichen Verhältnissen. Unabhängig davon habe ich im Anschluss oft noch einen Auftritt als Weihnachtsmann zu erledigen. Kurzum: Weihnachten bedeutet für mich, nicht in erster Linie beschenkt zu werden, sondern anderen etwas zu geben.

Zeit zum Schlemmen während der Feiertage bleibt da scheinbar nicht?

Jan Mixsa: (lacht) Ein Stück Brot und ein Stück Käse – das ist mein Festtagsessen auf dem Weg zwischen den einzelnen Stationen, die ich zu bewältigen habe. Nein im Ernst: Ich war noch nie großartig der Weihnachtsfeierer. Aber vielleicht ändert sich das irgendwann. Insgeheim wünsche ich mir das auch.

Wie jedoch verhält es sich bei dir mit dem Jahreswechsel?

Jan Mixsa: Am Silvesterabend und in der Neujahrsnacht gebe ich zusammen mit anderen Künstlern traditionsgemäß ein Konzert, das es inzwischen in verschiedenen Ausführungen gibt – mal mit Band und mal zu zweit als Liederabend mit Piano und Gesang. 

Wirst du damit auch in Bautzen zu erleben sein?

Jan Mixsa: 2018 leider nicht, da ich bereits mein ganzes Weihnachten und Silvester verplant habe. Aber vielleicht klappt es zu einem späteren Zeitpunkt, denn mit der Lausitz verbinde ich seit jeher mehrere Dinge. Zum einen hatte mein großer Bruder einen Patenonkel im Zittauer Gebirge, der mich als Kind sehr faszinierte, weil er das „R“ so rollte. Zum anderen begleitete mich während meiner Kindheit die Sagenwelt der Region. Zudem saß ein Freund meiner Eltern im „Gelben Elend“ in Bautzen ein. Das war schlimm. Deshalb galt die Stadt für mich stets als stark belastet. Nach der sogenannten Wende führte mich der Weg abermals dorthin – und zwar gemeinsam mit Norman Shettler, dem langjährigen Pianisten von Peter Schreier. Er führte eine musikalische Puppenschau auf. So verschlug es mich erstmals wieder ans Spreeufer. Und nun freudigerweise mit der Weihnachtsschmiede.

Die Inszenierung, die bis zum ersten Weihnachtsfeiertag und darüber hinaus als Puppentheater auf der Bautzener Bühne zu sehen ist, hast du selbst geschrieben. Gleichzeitig führst du Regie. Worum geht es in dem Stück?

Jan Mixsa: Es waren einmal ein Mann und eine Frau. Die hießen Karl und Tine. Sie lebten in einer kleinen Hütte am Wald. Darin gab es nur einen Raum. In der Mitte stand ein Amboss, an den Wänden hingen Hämmer und Zangen und neben dem Fenster stand ein kleiner Schmiedeofen, in dem ein Feuer brannte. Karl und Tine reparierten für die Leute aus den Dörfern alle möglichen Sachen. Töpfe und Pfannen zum Beispiel. Zudem abgebrochene Messer, verbogene Löffel und manchmal sogar große Blechbadewannen. Das einzige, das ihnen zum Glück fehlte, waren eigene Kinder. Eines Tages, kurz vor Weihnachten, klopfte ein Bär an die Tür des kleinen Hauses und fragte mit menschlicher Stimme, ob er einen Weihnachtsbaum bestellen könne, einen besonderen, einen lustigen, einen aus Topfdeckeln und Blechkannen, aus Wäscheklammern und Wagenrädern. Der Baum müsse so sein, dass man um ihn herum tanzen könne. Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten. Das Publikum soll selbst erfahren, für wen dieser Baum bestimmt ist. Ich habe unter anderem das Bühnenbild und die Puppen entworfen. Unterstützt werde ich von großartigen Kollegen.

Warum hast du dir dafür ausgerechnet Bautzen ausgesucht?

Jan Mixsa: Mein Vater besaß einst eine Schmiede auf einem Bauernhof, auf dem ich selbst aufgewachsen bin. Deshalb trägt das Stück diesen Titel. Das Ganze wiederum hat einen tieferen Bezug. Vor zwei Jahren gab es in einer kleinen Bautzener Galerie eine Ausstellung, die mein Papa selbst schon nicht mehr aufbauen konnte. Sprich: Es ist auch ein kleines Andenken an ihn, was direkt mit der Spreestadt in Verbindung steht. Darüber hinaus existiert hier nach wie vor eine urbane Struktur, und es muss noch so einiges an Pionierarbeit geleistet werden. Im Vergleich zu reichen und dekadenten Kommunen wie München, Wiesbaden oder Stuttgart fühlt man sich in Bautzen angekommen, weil ich mir sage, dort ist selbst menschlich einiges zu bewegen. Ich weiß Dinge hier sehr viel mehr zu schätzen als in einem großen reichen Städtchen. Des Weiteren finde ich die Menschen in der Lausitz sehr herzlich. Ich muss aber auch feststellen, dass ich eine gewisse Spannung in der Region verspüre. Das hängt mit den Fehlern zusammen, die mit der Wende gemacht wurden. Die daraus resultierenden Wunden scheinen bis heute nicht geheilt. Was mir in dem Zusammenhang besonders auffällt ist, dass wochentags besonders viele Senioren, Frauen und Kinder auf den Straßen der Stadt unterwegs sind, aber bei Weitem nicht so viele Männer. Denn fast 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR ist es noch immer so, dass die am Sonntagabend oder Montagmorgen in Richtung Westen zur Arbeit aufbrechen und erst am Freitag wieder zur Familie zurückkehren. Das ist aus meiner Sicht eine bittere Bilanz, bei der ich jeden verstehe, wenn er darüber sauer ist.

Dann wünschen wir uns doch gemeinsam, dass 2019 für viele Familien ein besseres Jahr wird. Welche Erwartungen knüpfst du persönlich an die kommenden Wochen und Monate?

Jan Mixsa: Gern würde ich als Briegel wieder auf die Mattscheibe zurückkehren, da es die Figur ist, die ich mir einst selbst ausgedacht habe und die mir ans Herz gewachsen ist. Unabhängig davon heiße ich alle Besucher herzlich willkommen, die sich im Bautzener Theater das diesjährige Weihnachtsstück ansehen möchten. Zudem wünsche ich den Lausitzern, dass sie weiter durchhalten und dass es für sie auch infrastrukturell weiter bergauf geht. Bleibt tapfer! Es ist sehr schön bei euch.

 

Roland Kaiser / 15.12.2018

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