Alles kommt raus
Der Görlitzer Flüsterbogen Foto: Till Scholtz-Knobloch
Kommentar. Die vergangenen Tage wurden in Dresden von der Erinnerung an die Bomben auf die Stadt vor 75 Jahren bestimmt. Als Kind hatte ich angenommen, dass ich damit nichts zu tun hätte. Wie sollte ich auch, stammt meine Familie doch teils aus Niederschlesien – und war beim Angriff gerade ein paar Tage schon auf der Flucht an Dresden vorbei – und teils aus Niedersachsen? Doch ausgerechnet mein hannoverscher Großvater musste sich dann auf dem Totenbett die Last von der Seele reden, er habe 1945 mitgeholfen, die Leichenberge aufzuschichten. Niemand aus der Familie wusste bis dahin, dass er als Soldat damals überhaupt in Pirna war. Am Ende kommt eben doch alles raus!
Genau dieser Gedanke beschlich mich dieser Tage beim Erhalt einer Pressemitteilung. Der Landkreis Bautzen stellt am Freitag, dem 21. Februar um 13.00 Uhr im Landratsamt Bautzen, Bahnhofstraße 9 in Bautzen das neue Kammermusikfest Oberlausitz vor! Gab es da nicht im letzten Ärger um das vor allem von Görlitz aus in den Ring geschmissene Lausitzfestival, das mit immensen Summen große Akteure an die Neiße, aber eben auch an andere Orte der Oberlausitz als Strukturbonbon lockt? Bei den ersten Aktivitäten war der Kreis Bautzen nicht einmal informiert.
Und nun kommt ein neues Festival wohl ohne öffentliche Fördergelder, aber mit privaten Sponsoren daher. Festivalintendant Dr. Hagen W. Lippe-Weißenfeld, Enkel des letzten Baruther Rittergutsbesitzers, beteuerte gegenüber dem Niederschlesischen Kurier, dass er die Abhängigkeit von der großen vermeiden wolle und aus der Initiative aus der Region heraus agieren wolle.
Man muss ihm wünschen, dass er nicht in politische Spielchen hineingezogen wird. Denn für den Kreis Bautzen könnte das Geschenk auch mit Botschaft gen Görlitz so verstanden werden: „Wir machen unser Ding, macht Ihr Euer Ding“.
