„Wohnstube der Stadt“ in Planung

Umstrittener Blickfang: Über die Zukunft des Mediaturms trifft das Gestaltungskonzept für den Altmarkt allerdings keine Aussage. Foto: privat
Bischofswerda. Der Bischofswerdaer Stadtrat hat auf einer seiner jüngsten Sitzungen ein Nutzungs- und Gestaltungskonzept für den Altmarkt beschlossen. Dieses benennt Entwicklungsziele für den zentralen Platzbereich der Innenstadt und entstand im Zusammenwirken zwischen der Stadtverwaltung, dem Planungsbüro Schubert aus Radeberg, zahlreichen Akteuren aus der Stadtgesellschaft sowie interessierten Bürgern. Der „Oberlausitzer Kurier“ stellt die wichtigsten Inhalte vor.
Wie ist die Ausgangssituation?
Der Altmarkt als zentraler Platz der Bischofswerdaer Innenstadt wurde letztmals 2006/2007 grundlegend umgestaltet. Damals stand „die Sichtbarmachung des ehemaligen Grundrisses des alten Rathauses“ im Mittelpunkt der Überlegungen. So entstand die begehbare Ausgrabungsfläche im nördlichen Teil des Marktes. Ebenfalls in dieser Zeit entstand der Mediaturm, ein 12,27 Meter hohes Stahlskelett mit einer hängenden interaktiven Stahlskulptur, der allerdings schon bald seine multimediale Funktion einbüßte und heute von den meisten Bischofswerdaern als Fremdkörper angesehen wird. Die Ausgrabungsstätte hat sich laut dem vom Planunsbüro Schubert niedergeschriebenen Konzept zu einem Tummelplatz für Vandalen entwickelt, außerdem seien die Erläuterungen ungünstig angebracht und schlecht lesbar. Die Situation sowohl des fließenden als auch des ruhenden Verkehrs ist demnach unbefriedigend und wirkt sich negativ auf die Aufenthaltsqualität aus. Die Bushaltestelle ist nicht barrierefrei und wird dies aus Gründen des Denkmalschutzes auch künftig nicht sein. Die Oberflächenbefestigung stellt für Personen mit eingeschränkter Mobilität ein Problem dar, wobei hier bereits Verbesserungen erzielt wurden. Der Altmarkt ist nur rudimentär begrünt, sodass kaum verschattete Sitzmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Handlungsbedarf 1: Verkehr
Der größte Handlungsbedarf wird von den Akteuren hinsichtlich des Verkehrs gesehen. „Die Reduzierung des Kfz-Verkehrsaufkommens am Altmarkt zugunsten des Rad- und Fußgängerverkehrs ist ein Hauptanliegen der Aufgabenstellung sowie auch ein wichtiges Anliegen der Bewohner“, heißt es in dem Konzept. Der Durchgangsverkehr, der rings um den Platz geleitet wird, stelle eine Barriere dar. Zudem werde trotz angeordneter Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h oft zu schnell gefahren. Die vorgeschlagene Variante sieht vor, die Zufahrt von der Bautzener Straße komplett und die Ausfahrt zur Herrmannstraße durch einen Poller temporär zu schließen, wodurch der Altmarkt nicht mehr komplett umfahren werden kann. An der nordöstlichen Platzecke könne dadurch ein beruhigter Bereich mit Flächen für Außengastronomie entstehen.
Handlungsbedarf 2: Begrünung
Hierbei sind laut dem Konzept mehrere Zwänge und Nutzungskonflikte zu beachten. So müsse die Zugänglichkeit für die Markthändler gewährleistet sein. Aber auch Veranstaltungen dürfen nicht behindert werden. Hinzu kommen die Belange des Denkmalschutzes, der die Freihaltung von Sichtachsen fordert. Die Vorzugsvariante sieht „eine Kombination aus Pflanzung von Großbäumen im Randbereich der Platzfläche und dem Aufstellen von mobilen Pflanzkübeln“ vor. Dies ermögliche eine hohe Flexibilität bei unterschiedlichen Platzanforderungen.
Handlungsbedarf 3: Entsieglung
„Versiegelte Oberflächen heizen sich gerade in den Sommermonaten erheblich auf und speichern die Wärme, das macht sich auch auf dem Altmarkt in Bischofswerda bemerkbar und wird daher bemängelt“, stellen die Konzeptautoren fest. Vorgeschlagen wird daher die „Entsiegelung von Teilbereichen in Kombination mit Regenwasserrückhaltung und -versickerung“, was am besten durch Baumrigolen erreicht werden könne. Deren Bau sei jedoch sehr anspruchsvoll, insbesondere hinsichtlich des Grundwasserschutzes. Die Entsiegelung im Zentralbereich des Altmarktes wird aus Gründen der Begehbarkeit abgelehnt.
Handlungsbedarf 4: Barrierefreiheit
Der Altmarkt ist in Teilflächen sehr grob gepflastert, was zu Problemen bei der Nutzung durch Rollstuhlfahrer, aber auch mit Kinderwagen führt. Eine Verbesserung konnte bereits durch das Auffüllen der Fugen durch Splitt erreicht werden. Längerfristig schlägt das Konzept vor, „in Teilbereichen des Marktplatzes das vorhandene Kopfsteinpflaster durch gesägtes Natursteinpflaster zu ersetzen und damit gut begehbare Wegeachsen zur Platzmitte auszubilden.“
Wie lautet das Resümee?
Das Nutzungs- und Gestaltungskonzept ist nicht als kurzfristig umzusetzende Handlungsanweisung zu verstehen. Vielmehr soll es der Stadt Bischofswerda dabei helfen, Fördermittel für künftige Umgestaltungsmaßnahmen zu akquirieren. Daher sind keine kurzfristigen Aktivitäten zu erwarten, außer eventuell der Installation von versenkbaren Pollern an den Zufahrten Bautzener- und Herrmannstraße, die als „kurzfristige Maßnahmen“ deklariert sind. Auch das Aufstellen von Pflanzkübeln und mobilen Sitzmöbeln sei kurzfristig möglich. Das Konzept enthält auch keine Empfehlungen zum Umgang mit der Ausgrabungsstätte „altes Rathaus“ und dem Mediaturm, da hierfür breiter angelegte Diskussionen in der Stadtgesellschaft sowie das Einverständnis des Künstlers erforderlich seien.