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Der lange Weg zur Regionalliga-Reform

Der lange Weg zur Regionalliga-Reform

Die Karte zeigt die von der Arbeitsgruppe projizierten vier Regionalligen mit Anzahl der Herrenmannschaften in ihren Gebieten. Karte: Till Scholtz-Knobloch

Region. Der gescheiterte Aufstieg des Meisters der Regionalliga Nordost (NOFV) 1. FC Lokomotive Leipzig gegen den Meister der Regionalliga Nord, TSV Havelse, in die 3. Liga hat das Dilemma des engen Flaschenhalses auf dem Weg zurück nach oben für die vielen Traditionsvereine im Fußball-Nordosten weiter verschärft.

Denn während die Meister der Regionalligen West (Nordrhein-Westfalen) und Südwest (Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen und Baden-Württemberg) jeweils direkt aufsteigen, stellen die Regionalligen Nord, Nordost und Bayern im Rotationsprinzip einen Direktaufsteiger, während die beiden anderen Meister jeweils den letzten Aufsteiger ausspielen. Nach frustrierenden Jahren des Verschiebens einer Lösung für vier Direktaufsteiger – also vier statt fünf Regionalligen – hatte sich aus Initiative von ambitionierten Nordostklubs kürzlich die Initiative „Aufstiegsreform 2025“ gebildet, um zu vier Regionalligen mit Direktaufsteigern zu kommen.

Doch wie eine Mehrheit auf dem DFB-Bundestag im November organisieren, wenn der Leidensdruck nur im Nordosten in gleicher Weise wahrgenommen wird? Die Initiative versucht dies mit tiefgreifenderen weiteren Strukturreformen, wodurch zwar keine anderen Regional- oder Landesverbände im DFB, dafür jedoch ambitionierte Klubs aus dem Altbundesgebiet mitziehen, die ebenso fürchten, zu lange im „Amateurlager“ herumzudümpeln.

Der hessische Fußballverband lehnt so auch einen Zusammenschluss mit dem Nordosten ohne Mecklenburg-Vorpommern ab. Hintergrund für einen entsprechenden Vorschlag aus dem NOFV-Gebiet war es, dem Bemessungskriterium im DFB näher zu kommen, dass aufstiegsgleichberechtigte Ligen eine angeglichene Anzahl von Mannschaften in ihrem Einzugsgebiet haben. Der extrem mitgliederarme Landesverband Mecklenburg-Vorpommern mit seinen nur 622 Seniorenmannschaften würde hierbei durch Hessen mit 3.208 Seniorenmannschaften ersetzt werden. Bei vorgeschlagenen 20 Mannschaften in einer neuen Regionalliga dürfte man davon ausgehen, dass 13 Nordostvereine (ohne Greifswald) mit sieben Klubs aus Hessen die neue Regionalliga Ost bilden würden. Direktaufsteiger in diese könnten die Meister der drei Oberligen Hessen, Nordost-Nord (ohne Mecklenburg-Vorpommern) und Nordost-Süd sein. Bei der letzten Reform hatte der NOFV abgelehnt, dass das Einzugsgebiet der NOFV-Oberliga Nord zusammen mit dem Norddeutschen Fußballverband eine erweiterte Regionalliga Nord bildet, während der Süden des NOFV-Gebietes mit Bayern zu einer Regionalliga Südost zusammengeschlossen worden wäre. Diese Möglichkeit hätte vier Direktaufsteiger möglich gemacht, wobei in einzelnen Jahren somit sogar zwei Aufsteiger aus dem NOFV-Gebiet denkbar waren. Das Gebiet des NOFV sollte jedoch aufgrund gewachsener Traditionen nicht zerrissen werden.

Laut Tommy Haeder, Geschäftsführer des Chemnitzer FC und Sprecher der Reform-Initiative, sei man in den Gesprächen Anfang Juni nun übereingekommen, eine bundesweite Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen. Diese soll aus je drei Vereinsvertretern pro Regionalliga sowie aus Vertretern der jeweiligen Träger bestehen. Beim DFB-Bundestag im November soll die Arbeitsgruppe ein Mandat erhalten, um im ersten Halbjahr 2026 einen außerordentlichen Bundestag einzuberufen, bei dem eine Ligareform dann beschlossen werden könnte. Er sieht es als wichtig an, dass die Ergebnisse der Arbeitsgruppe dann auch tatsächlich umzusetzen sind. Ob der Beschluss bereits im November 2025 oder erst im März 2026 fällt, sei zweitrangig – da die Neuregelung ohnehin frühestens zwei Jahre später greifen würde. Der DFB hatte nach einem Treffen im April signalisiert, bei Bedarf als neutraler Vermittler zur Verfügung zu stehen. Nun brauche es noch einen neutralen Moderator, so Haeder. Mittlerweile unterstützen 28 Vereine aus ganz Deutschland das Vorhaben. Sollte eine Einigung jetzt oder über einen außerordentlichen Bundestag nicht möglich sein, bleibt die bestehende Aufstiegsregelung mindestens bis 2030 – dann gibt es den nächsten regulären DFB-Bundestag.

Till Scholtz-Knobloch / 16.07.2025

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Kommentare zum Artikel "Der lange Weg zur Regionalliga-Reform"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Moglim schrieb am

    Die ganze Initiative wird scheitern, da es keine Möglichkeit gibt, Deutschland in vier gleich große bzw. starke feste Regionen einzuteilen, die dann auch noch etwas mit regionaler Identität zu tun haben. Das vorgeschlagene Modell mit Hessen zu Ost wird scheitern, da die Südhessen hier nur Nachteile haben.

    Wenn alle Kompromisse eingehen und der Einfluss der eigentlich überflüssigen Regionalverbände eliminiert wird, dann funktioniert nur ein Modell einer vierten Liga, bei der die vier Staffeln jedes Jahr neu eingeteilt werden. Dabei müssen die Mannschaften so vermischt werden, dass alle vier Gruppen gleich stark sind, jedes Team ausreichend Derbys hat und gleichzeitig extreme Reisewege ausgeschlossen werden (z. B Meppen vs Greifswald oder Lübeck vs München).

    Dann hätte jeder Viertligist ähnliche Voraussetzungen: Eine Mindestanzahl an Derbys, überschaubare Reisen in andere Regionen, ohne dass eine Region übervorteilt wird.

  2. Bohrmaschinenleo schrieb am

    Lieber Goaly,

    die von Dir genannten Vorschläge geistern ja in genau dieser Form durch viele Fußballforen und werden immer wieder weitergetragen. Dabei wird aber übersehen, dass genau diese Dinge lange vom Tisch sind und ja gerade zu der neuen Initiative geführt hatten, die der Text beleuchtet.
    Wir haben es hier ja mit einem ganz schwierigen Mehrheitsfindungsprozess mit 21 Landesverbände, Profi- und Amatuervertretern zu tun und bestimmte Dinge sind eben schon lange lange definitiv vom Tisch. Dazu gehört vor allem die Aufstockung auf 5 Aufsteiger, die der Profußball, der einst zähneknirschend von 3 auf 4 mitgegangen war, nicht mitmacht.

    Jede Reform kann nur über maximal vier Aufsteiger funktionieren! Beim Zuschnitt der heutigen Regionalligen war vom ersten Tag an die Regionalliga Südwest als "doppelte" Regionalliga konzipiert und doppelt gewichtet aufgrund ihrer hohen Zahl von Herrenmannschaften. Bei früher drei Aufsteigern zeigte sich dass darin, dass Südwest einen Direktaufsteiger hatte und die übrigen vier Meister zwei Relegationen spielten - das änderte sich mit vier Aufsteigern dann, so dass diese Doppelgewichtung etwas aus dem Blick geriet. Bei "Gleichbehandlung" würden die betroffenen Landesverbände sofort korrigieren und sagen: Nein, nicht 5, sondern 6 müssten dann aufstiegen - von uns also Meister und Vizemeister!

    Der NOFV hatte sich mit seiner starren Haltung und fehlender Bündnissuche mit anderen über die Jahre komplett isoliert, weil er mit dem Kopf durch die Wand wollte. Und so gesehen ist es doch sehr gut, dass die Vereine im Nordosten mit dieser Initiative nun Druck machen und versuchen andere mit ins Boot zu nehmen. Nur so findet man auch Stimmenmehrheiten. Der Text hatte dieses Dilemma sehr gut beschrieben. NOFV- und Sachsenpräsident Hermann Winkler hatte hier jahrelang im Grunde stets geschlafen. Vermutlich ging es ihm immer nur um den 1:1-ERhalt der Regionalliga Nordost. Der NOFV trägt ja nur die Regional- und Oberliga. Eigentlich ging es ihm also nur um den Erhalt eigener Macht.

    Im Grunde sind die Regionalverbände heute überflüssig. Die Landesverbände allein könnten den Amateurfußball viel besser vertreten und auch an anderen Stellen dieses ständige Patt in allem brechen. Die passen nicht mehr in die Zeit.

    Leo

  3. goaly schrieb am

    Schade eigentlich! Ich hätte mir wirklich mehr Resonanz von den Lesern Ihrer Zeitung auf meinen Kommentar zu diesem Thema gewünscht. Aber anscheinend ist das Interesse daran wohl zu gering, um darauf zu antworten.

  4. goaly schrieb am

    Vorschläge zur Fußball-Reform

    1.) Auf-bzw. Abstiegsregeln

    a) Aufstockung der 3. Liga von 20 auf 21 Mannschaften
    (Zwei Spiele mehr in der Saison pro Mannschaft).

    b) 5 Mannschaften aus der 3. Liga steigen zu Saisonende
    in die jeweilige Regionalliga ab.

    c) Alle fünf Regional-Meister steigen zur neuen Saison
    in die 3. Liga auf.

    2.) Fairer Wettbewerb

    a) Reserve-Mannschaften eines Vereins sollten maximal
    in der zugehörigen Regionalliga spielen.
    (bessere Chancen auch für kleinere Vereine).

    b) Damit wäre auch gewährleistet, dass zum Ende der Saison
    noch Spieler der 1. Mannschaft eines Vereins den Aufstieg
    in die 3. Liga beeinflussen könnten.

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