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Anlaufpunkte für junge Menschen

Anlaufpunkte für junge Menschen

In Cunewalde ist damit begonnen worden, im früheren Gemeindeamt Räume für einen künftigen Jugendtreff herzurichten. Foto: Valtenbergwichtel e.V.

Cunewalde/Bautzen. In der Gemeinde Cunewalde bekommen junge Leute ein zweites Zuhause. Die evangelische Kirchgemeinde und der Valtenbergwichtelverein halten vorerst im ehemaligen Gemeindeamt an der Hauptstraße einen Jugendclub vor. Allerdings nur für die Zeit, wie im Gebäude der Alten Kirchschule Handwerker den Ton angeben. Nach dem Ende der Sanierungsarbeiten sollen die Besucher des Jugendtreffs umziehen. Das geht aus dem Kurzkonzept hervor, das jüngst den Cunewalder Gemeinderäten vorgestellt wurde. „Die Kirchgemeinde möchte zum einen Jugendlichen einen Ort bereitstellen, an dem sie sich treffen und entfalten können und somit die Arbeit der Vereine und der Feuerwehr im Ort ergänzen, die naturgemäß eine konkretere Zielstellung haben“, erklärte Pfarrer Friedemann Wenzel. „Zum anderen sind wir bestrebt, den Jugendlichen, die das klassische kirchliche Curriculum mit der Konfirmation abgeschlossen haben, eine anschließende Beheimatung in der Kirche zu bieten.“ Der Jugendclub verbinde auf diese Weise Elemente der klassischen Jungen Gemeinde und der offenen Sozialarbeit.

Bei den Bürgervertretern sei man damit auf offene Ohren gestoßen, so Candy Winter vom Valtenbergwichtelverein. „Es gab sehr viel positives Feedback und auch Unterstützungsangebote. Indes hat der Bürgermeister die Räume der alten Gemeindeverwaltung zur Verfügung gestellt.“ Dort soll am Sonntag, 7. April, von 14.30 bis 17.30 Uhr ein Tag der offenen Tür stattfinden. Mit ihm erfolgt der Startschuss. Alle Interessierten sind schon jetzt dazu herzlich willkommen geheißen.
Bis es allerdings soweit ist, gibt es noch allerhand zu tun. So müssen Möbel und Gebrauchsgegenstände in das Gebäude gebracht beziehungsweise muss nicht Brauchbares ausrangiert werden. Bereits am zurückliegenden Wochenende waren die künftigen Jugendclubmitstreiter ordentlich am Räumen.
Doch wenn erst einmal der Einzug erledigt ist, kann es losgehen mit der eigentlichen Jugendclubarbeit. Das Angebot richtet sich vorrangig an Kinder und Jugendliche der Oberschule. Es kann jedoch bis zum Abschluss der Berufsausbildung in Anspruch genommen werden. „Die Leitung übernimmt dabei ein Team, dem Jugendliche unter und über 18 Jahren, ein hauptamtlicher Mitarbeiter der Kirchgemeinde, ein Mitarbeiter der Jugendarbeit des Kirchenbezirks sowie Vertreter des Valtenbergwichtelvereins angehören“, weiß Friedemann Wenzel. „Das Leitungsteam tagt bei Bedarf, mindestens jedoch viermal jährlich.“
Und so soll das Ganze funktionieren: Die Kirchgemeinde richtet am Dienstag aller zwei Wochen ihr Jugendclubangebot aus – und zwar in der Zeit von 17.00 bis 20.00 Uhr. Die Partner vom Valtenbergwichtelverein hingegen kommen donnerstags zum Zuge. „Unsere Besucher sollen die Angebote maßgeblich selbst bestimmen und gestalten“, meint Candy Winter. „Wir werden darüber hinaus auch Bildungsinhalte vermitteln. Zudem kochen und essen wir zusammen. Es wird einen Tischkicker, Billard und andere Beschäftigungen in den Räumlichkeiten geben.“

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In Bautzen an der Pchalek-Straße können sich Jugendliche seit dem vergangenen Sommer unter einem Dach versammeln. Foto: RK

„Kurti“ in Bautzen sorgt für Zulauf

Doch nicht nur in Cunewalde ist für junge Menschen ein Anlaufpunkt geschaffen worden. Einen solchen gibt es bereits seit dem vergangenen Sommer auch an der Bautzener Pchalek-Straße. OB-Referent Markus Gießler zufolge nutzen bereits mehrere Jugendliche das Angebot. Wie viele es inzwischen sind, ließ er offen. „Da es sich um einen selbstverwalteten Jugendclub handelt, werden nur vereinzelt Teilnehmerlisten geführt“, erläutert der Rathausmitarbeiter auf Anfrage. Zuletzt war ein auswertendes Gespräch für das Frühjahr vorgesehen. Das soll dem Vermieter und der Stadt, die den Club ab dem kommenden Sommer mitfinanzieren will, Klarheit darüber verschaffen, wie stark „Kurti“, so der Name des Treffs, mittlerweile nachgefragt ist. In den Reihen von Pro Chance, der mobilen Jugendarbeit Bautzen, die das Projekt mit begleitet, wird davon ausgegangen, dass inzwischen bis zu 60 Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Schichten allwöchentlich den Treffpunkt aufsuchen. Befürchtungen, wonach sich die jungen Leute nicht an die selbst verordneten Regeln halten könnten, haben sich nach Angaben von Sozialarbeiter Benno Auras im Nachhinein nicht bestätigt. Auch in den Reihen des Bürgerbündnisses gab es zunächst Bauchschmerzen in Bezug auf das selbstverwaltete Objekt. „Wir haben von Anfang an unsere Bedenken geäußert und dieses auch mit der Stadt und den entsprechenden Ausschüssen besprochen“, erinnert sich Stadträtin Karin Kluge. „Wir wollten uns aber nicht gegen den Club stellen oder ihn verhindern.“ Es gab die Befürchtung, dass der Jugendtreff möglicherweise auf Kosten der Sponsoren von verschiedenen Seiten politisch missbraucht wird. Und diese Sorge scheint keinesfalls abwegig zu sein. Benno Auras bestätigte inzwischen dem Oberlausitzer Kurier, dass beispielsweise vonseiten der Identitären Bewegung zumindest der Versuch unternommen wurde, vor Ort Einfluss auszuüben. „Wir sprechen regelmäßig mit den Jugendlichen unter anderem über das Verbot von politischer Werbung“, antwortete Markus Gießler auf die Frage, welche Erkenntnisse die Stadt dazu hat.

Zumindest scheint die BBBz-Bürgervertreterin nach einem Gespräch mit dem Vermieter BWB etwas beruhigter zu sein. „Mir wurde gesagt, dass es mit dem Club wohl gut läuft, und es gibt laut Aussage der Geschäftsführung keine Beschwerden von den Anwohnern. Bei einem Besuch der BWB wurden keine Vorkommnisse wahrgenommen.“ Inwieweit das so zutrifft, konnte der Oberlausitzer Kurier zunächst nicht selbst überprüfen. Wohl aber Benno Auras bestätigte dies auf Nachfrage. Allerdings wollte er nicht ausschließen, dass hin und wieder bei Feiern auch Alkohol von den jungen Leuten konsumiert wird. Dann jedoch werde in Gesprächen auf das Jugendschutzgesetz verwiesen.

Die Idee für einen weiteren Jugendtreff in Bautzen war vor mehr als drei Jahren während der damaligen Jugendideenkonferenz geboren worden. Seit dem Bezug der Räumlichkeiten einer früheren sorbischen Buchhandlung gilt tagsüber ein vorgeschriebener Lautstärkepegel von 60 Dezibel, was einem normalen Gespräch gleichkommt, und ab 22.00 Uhr ein Schallpegel in Höhe von 45 Dezibel, was wiederum den üblichen Geräuschen in einer Wohnung entspricht. Die Werte dürfen nach Auskunft des Vermieters nicht überschritten werden, denn daran war der Erhalt der Nutzungsgenehmigung geknüpft. Zudem gilt eine Hausordnung, die zum Mietbeginn gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeitet wurde. Künftig sind die Jugendlichen dazu angehalten, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst finanziell einzubringen. Erste Ideen für konkrete Aktionen seien entwickelt worden, so der OB-Referent. Miete und Nebenkosten will die Stadt künftig auf breitere Schultern verteilen.

Was die Ausgestaltung des dazugehörigen Freiluftareals anbelangt, gibt es ebenfalls bereits Pläne. So werden nach Angaben von Benno Auras im Rahmen der alljährlichen 48-Stunden-Aktion Sitzmöglichkeiten und eine Grillecke geschaffen. Dort können sich dann nicht nur die jungen Leute versammeln, sondern auch Bewohner der Nachbarhäuser – so die Überlegungen. Der Sozialarbeiter wirkt in Hinblick auf Club „Kurti“sehr zufrieden: „Ich bin von dessen positiver Entwicklung begeistert. Seine Außenwahrnehmung stimmt hoffnungsvoll.“

Roland Kaiser / 01.04.2019

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