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Auch die Tierhaltung unterliegt Trends

Auch die Tierhaltung unterliegt Trends

Tierheimleiterin Rosemarie Zille (links) mit Schulpraktikant Eddy und den beiden Auszubildenden Jenny (Mitte links) und Ria, die die Katzengeschwister Molly und Dolly im Arm tragen, im neu erstellten Kleintierbereich. Foto: tsk

Das Tierheim Horka ist im neuen Jahr mit einem neuen Kleintierbereich noch besser auf Neuankömmlinge eingestellt. Dennoch bleiben natürlich noch einige Wünsche offen.

Horka. Zwei Mitarbeiter einer Kodersdorfer Firma stehen an der Tür und bringen gerade einen Stubentiger vorbei, der es sich im Schutze des Gewerbegebietes und mancher mitleidiger Zeitgenossen dort bequem gemacht hatte. Wohl auch um einer späteren Schar weiterer Kätzchen vorzubeugen, hat der Chef die beiden mit dem possierlichen Anhang nach Horka geschickt und gleich 150 Euro für die Aufnahmegebühr im Tierheim mitgegeben.

„So eine Konstellation ist nicht unüblich“, betont die Leiterin Rosemarie Zille. Die Gemeinden nähmen sich streunenden Haustieren nämlich nur an, wenn Menschen diese nicht durch Anfütterungen quasi schon an sich gebunden hätten, womit man sich quasi selbst für das Tier zuständig erklärt. Die öffentliche Hand trägt bei eigener Zuständigkeit erst einmal 150 Euro, was sich aus fiktiven 30 Tagessätzen à fünf Euro errechnet.
„Die 150 Euro Annahmegebühr sind im Tierheim im Grunde schon wieder weg, wenn sie über den Tresen gehen“, rechnet Rosemarie Zille vor. Nach Abzug der Steuer fielen meist erst einmal 92 Euro für eine Kastration an. Und dann habe das Tier auch noch nichts gefressen, geschweige denn, dass es entwurmt, parasitenfrei und geimpft sei.

Immerhin gibt es auch für den Neuankömmling aus Markersdorf nun einen bequemen Platz, denn für in Terrarien lebende Kleintiere und auch Katzen gibt es seit Ende letzten Jahres einen neuen Raum im Obergeschoss. Nach Bedarf kann man dort flexibel auf die Gewichtung verschiedener Tiergruppen reagieren. Grund für den Ausbau ist dennoch erst einmal die allgemeine Zunahme von Exoten.

Einst hatte Rosemarie Zille mit einer Tierpension angefangen, aber Anfang der 90er Jahre hatte der gesellschaftliche Wandel auch vor der Tierhaltung keinen Halt eingelegt. Auf den Polenmärkten wurden quasi über Nacht im großen Stil Hundewelpen angeboten, die meist aus fragwürdigen Quellen stammten.

Kein Wunder, dass viele der Tiere letztlich im Heim landeten. Tierkrankheiten oder fehlende Erziehung der Vierbeiner waren dafür die Gründe. Mittlerweile nähmen dem Trend der Zeit nun Exoten zu. Mit Fördermitteln vom Freistaat in Höhe von 10.000 Euro und 1.000 Euro Eigenmitteln konnte die Erweiterung im Obergeschoss vorgenommen werden.
Für das Jahr 2018 hat man sich in Horka noch eine kleinere Renovierung des Tiervereinsheims vorgenommen und auch ein Geräteschuppe müsse bald her. Die Angst vor Diebstählen in der Gegend macht auch Rosemarie Zille Angst.

Doch bevor nun die neue Bewohnerin aus Kodersdorf erstmals im Katzen-, Exoten- und Kleintierraum schlafen darf, sind die beiden Auszubildenden Jenny und Ria schon einmal die Treppe nach oben gestiegen und haben die bereits hier einquartirten und im Juli 2017 geborenen Kätzchen Molly und Dolly in den Arm genommen, die auf dem Foto zu sehen sind. Molly und Dolly sind nämlich die beiden Kandidaten dieser Woche, die ein dauerhaftes Heim suchen. Die beiden sind freundlich, aufgeschlossen, verspielt und mit ihren ausgeprägten Instinkten bestimmt auch gute Mäusefänger.

Wer sich für Molly und Dolly interessiert – die beiden Schwestern sollen auf keinen Fall getrennt werden – sollte direkt ins Tierheim Horka, Kirchsteg 15, kommen oder einen Termin vereinbaren unter den Telefonnummern 035892 / 5419 oder 0173 / 1849758.

Übrigens: Auf Katzen muss der Besitzer ein besonderes Auge werfen. Denn vor allem sie kehren oft nicht nach Hause zurück. Rund 61 Prozent der 2017 bei der Tierschutzorganisation Tasso, mit der auch das Tierheim Horka zusammenarbeitet, erfassten entlaufenen Tiere sind Katzen. Aber auch Hunde entwischen häufiger als manch einer denken mag. Auf sie entfallen 39 Prozent. Andere Tiere wie Frettchen, Vögel oder Schildkröten machen nicht einmal 0,4 Prozent der vermissten Tiere aus. Auffällig bei der Betrachtung der Zahlen aus dem Vorjahr ist, dass Hunde im Vergleich eine wesentlich höhere Chance haben, schnell wieder nach Hause gebracht zu werden. Denn von den insgesamt rund 70.300 Hunden und Katzen, die im Jahr 2017 mit der Hilfe von Tasso wieder nach Hause gebracht werden konnten, sind 45 Prozent Hunde. Obwohl Katzen zwar etwa 61 Prozent der vermissten Tiere ausmachen, machen sie nicht einmal 55 Prozent der zurückvermittelten Tiere aus. „Es ist einfach so, dass Hunde häufiger gefunden werden. Oft wird uns ein Tier schon als Fundtier gemeldet, bevor die Vermisstenmeldung bei uns eingeht“, weiß Tasso-Leiter Philip McCreight. „Das liegt natürlich daran, dass freilaufende Katzen zunächst einmal nicht ungewöhnlich sind. Weiterhin können sie sich natürlich auch leichter verstecken und sind eher scheu, statt auf Menschen zuzugehen, wie viele Hunde es tun würden. Ein großes Problem, das diesen Effekt verstärkt, ist aber auch, dass noch immer viele Wohnungskatzen nicht gekennzeichnet und registriert werden“, erläutert McCreight.

Vor allem die Kennzeichnung mit einem Transponder, umgangssprachlich auch Chip genannt, der vom Tierarzt immer häufiger auch in Horka unter die Haut des Tieres injiziert wird, ist schnell erledigt und bietet ein Tierleben lang die Sicherheit, dass das Tier wieder seinem Halter zugeordnet werden kann. Dazu muss lediglich die individuelle Nummer des Transponders zusammen mit den Halterdaten bei Tasso hinterlegt werden, was kostenlos möglich ist. Im Ernstfall steht dort sogar eine 24-Stunden-Notrufzentrale zur Verfügung, um die Fund- und Vermisstenmeldung aufzunehmen, Suchmeldungen zu erstellen und an unsere mehr als 25.000 ehrenamtlichen Suchhelfer weiterzugeben.

Till Scholtz-Knobloch / 13.01.2018

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