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Die Wiedergeburt 
des Lausitzer Tabaks

Die Wiedergeburt 
des Lausitzer Tabaks

Christian Lissina in seiner Brennerei: Hier reift nicht nur edler Korn, sondern auch die Idee der Schlesischen Heidezigarre aus eigenem Tabak. Foto: Uwe Tschirner

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Die schlesischen Heidezigarren tragen Namen wie „Ruhetaler Kurze“ oder „Lady Mild“– inspiriert von Lissinas Flächen in Ruhetal und der schlesischen Vergangenheit der Region. Foto: Uwe Tschirner

Großdubrau. Christian Lissina ist kein gewöhnlicher Landwirt. Auf seinen Flächen in der Oberlausitz gedeiht nicht nur Champagnerroggen für edle Brände, seit 2023 auch Tabak – und daraus entsteht etwas Besonderes: die „Schlesische Heidezigarre“, handgedreht in Dresden und mittlerweile ein Geheimtipp unter Kennern.

Vom Korn zum Tabak: Eine ungewöhnliche Idee

Der Großdubrauer Urgestein, dessen Familie seit über 100 Jahren in der Region verwurzelt ist, begann zunächst mit dem Anbau alter Getreidesorten und der Brennerei. Also destillierte er Whisky und Korn – und kam schließlich auf die Idee, Tabak anzubauen. Die Region hat durchaus Tabak-Tradition: „Bis in die 70er Jahre wurde hier in jeder LPG noch Tabak angebaut“, erklärt der Landwirt. „Das war so ein bisschen der Hintergedanke. Das kannst du ja mal probieren.“
Die ersten Setzlinge pflanzte Lissina auf einem halben Hektar Moorboden, der sich als ideal für den Tabakanbau erwies.

Doch der Anbau war nur der erste Schritt. Die wahre Kunst beginnt nach der Ernte. „Jedes Blatt wird von Hand geerntet, auf Schnüre gefädelt und monatelang in der Scheune getrocknet“, erklärt Lissina. Anschließend fermentiert der Tabak vier Wochen lang in einem alten Rübenkeller – ein Prozess, den der Landwirt mit einem Fachbuch aus der DDR und eigener Experimentierfreude perfektioniert hat. „Das ist ein bisschen Betriebsgeheimnis“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Die fertigen Blätter gehen an die Dresdner Zigarrenmanufaktur von Roberto Garcia, einen kubanischen Meisterdreher. „Als wir unseren ersten Tabak dort vorstellten, hat Roberto im Freundeskreis Testrauchen gemacht“, erinnert sich Lissina. „Die Reaktion war eindeutig: Keiner wollte glauben, dass dieser Tabak aus der Oberlausitz stammt!“ 

Die schlesischen Heidezigarren tragen Namen wie „Ruhetaler Kurze“ oder „Lady Mild“– inspiriert von Lissinas Flächen in Ruhetal und der schlesischen Vergangenheit der Region. „Mein Wald lag einst unter schlesischer Verwaltung, davon zeugen noch Grenzsteine“, erzählt er. Eine besondere Geschichte verbirgt sich hinter der zarten „Lady Mild“. Christian Lissina erinnert sich: „Ich wollte unbedingt eine dünne Lancero-Zigarre im Sortiment haben. Als ich Roberto Garcia darum bat, winkte der kubanische Meisterdreher jedoch ab: Ne, bringe ich nicht. Habe ich nichtgelernt.’“
Lissina erzählt weiter: „Roberto erklärte mir, dass er diese spezielle Technik zwar nicht beherrsche – aber seine Mutter. ’Mama kommt aus Kuba zu Besuch und hat das ganze Leben lang Lanceros gedreht’, sagte er.
Die erfahrene Kubanerin zeigte ihrem Sohn schließlich die traditionelle Drehtechnik.
„Wenn Mama nicht gekommen wäre, wäre es schlecht gewesen“, gesteht Lissina heute. Dank dieser familiären Hilfestellung entstand schließlich die zarte „Lady Mild“ – eine Hommage an kubanische Handwerkskunst mit echtem Lausitzer Charakter.

Pro Jahr entstehen nur etwa zweihundert Stück der Premium-Zigarren. Erhältlich sind sie exklusiv in einem Tabakladen auf der Karl-Marx-Straße in Bautzen. Dazu gibt es einen besonderen Zigarrenbrand – ein Honigdestillat, das ein Jahr im Holzfass reift.
„Die echten Kenner kaufen sich zwei Zigarren und eine Flasche Brand, wenn sie sich einen besonderen Abend machen wollen“, verrät uns der Großdubrauer Tabakpionier zum Abschied.

Uwe Tschirner / 21.06.2025

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