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Bautzener bekommen ihre Krone wieder

Bautzener bekommen ihre Krone wieder

Immer mehr Bautzener zeigen ein Herz für die Krone. Diese scheint die längste Zeit verwaist. In wenigen Monaten sollen dort wieder Besucher von Veranstaltungen ein- und ausgehen können. Foto: Archiv

Die Befürworter eines Krone-Probebetriebes brauchten einen langen Atem. Doch das Bemühen um eine zunächst befristete Wiedereröffnung des Hauses zahlt sich nun offenbar aus. Gegen den allgemeinen Trend wird die Stadt Bautzen in absehbarer Zeit um eine Kulturstätte reicher.

Bautzen. Im Ringen um die Wiederbelebung der seit zwei Jahren geschlossenen Stadthalle Krone ist ein wichtiges Etappenziel erreicht: Am Donnerstagabend vergangener Woche hat der Aufsichtsrat der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft BWB einstimmig einer Brandschutzertüchtigung des Hauses zugestimmt. Darüber hinaus gab er grünes Licht dafür, dass der neu gegründete Krone-Förderverein künftig die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten anmieten darf. Dazu zählt unter anderem der große Saal mit bis zu 1.000 Stehplätzen.

Seit 2019 gehört der Stadttochter die Immobilie zwischen Stein- und Töpferstraße. Ursprünglich gab es Vorstellungen in der Stadtverwaltung, das rund 9.000 Quadratmeter große Areal für Stadtentwicklungszwecke vorzuhalten. Allerdings kamen bereits vor dem Erwerb durch die BWB Stimmen auf, das Haus wieder für kulturelle Zwecke zu nutzen. In der Zwischenzeit gründete sich ein Verein, der sich um die Geschicke in der Stadthalle kümmern will. Nach den nunmehr bewilligten Sanierungsarbeiten wird er nicht nur eigene Events ausrichten, sondern vor allem sich darum bemühen, dass externe Veranstalter vor Ort ihre Stars auf die Bühne schicken. Außerdem ist vorgesehen, die Räumlichkeiten Unternehmen und Parteien zu überlassen, die in der Krone ihre Betriebsfeiern beziehungsweise Parteitage abhalten möchten. Ein entsprechendes Vermietungskonzept wurde erarbeitet. Bereits in den zurückliegenden Monaten gab es immer wieder Anfragen von Künstleragenturen, auf die der Verein nach dem Aufsichtsratsbeschluss nun zurückgreifen kann. Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere Ideen, die sich in Anbetracht der aktuellen Lage in Angriff nehmen lassen.

Vor diesem Hintergrund ist es für BWB-Geschäftsführerin Kirsten Schönherr ein großer Tag für die Bautzener und die Kultur in der Spreestadt. Kurz nach der Entscheidung des Aufsichtsrates schrieb sie auf Facebook: „Liebe Krone-Fangemeinde, der Aufsichtsrat der BWB hat gestern einstimmig den Weg für die Wiedereröffnung frei gemacht. Wir danken den Aufsichtsräten mit Matthias Knaak als Vorsitzender für das Vertrauen, den Mut und die Entschlusskraft, denn noch nicht alle offenen Fragen sind schon abschließend geklärt. Das alles ist nur möglich, weil der Förderverein mit Utta Winzer an der Spitze nun endlich Taten sehen will, die Halle mietet und die Stadt, insbesondere durch das Zutun von Robert Böhmer, einen finanziellen Beitrag leistet.“ Dabei seien die Stadträte von BBBz, CDU und FDP eine treibende Kraft gewesen. Selbst das Stadtoberhaupt habe sich am Ende für den Probebetrieb mit dem Verein ohne Wenn und Aber eingesetzt. Noch einmal Kirsten Schönherr: „An dieser Stelle sei einmal gesagt, dass die Bauabteilung der BWB mit ihrem Chef Kai Hübner Großartiges leistet. Ohne die kreative und zielorientierte Herangehensweise von Kai Hübner unterstützt durch das Architekturbüro Ehrlich wäre diese knifflige technische Aufgabe mit diesem Budget nicht zu lösen gewesen. Danke an alle fürs Daumendrücken.“

Entscheidung für Probebetrieb trifft auf breite Zustimmung

„Es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung und doch noch ein weiter Weg bis zur dreijährigen Probezeit“, stellte Freidemokrat Mike Hauschild klar. Auch er plädierte in der Aufsichtsratssitzung für die Brandschutzertüchtigung der Stadthalle. „Wir wünschen uns, dass die Krone ihren Platz in der Stadt findet und regelmäßig Gäste begrüßen kann.“

Unternehmer Holger Röpke beispielsweise fiebert dem Tag bereits entgegen, an dem die Stadthalle ihre Türen wieder für die Allgemeinheit öffnet. Er wünscht sich wie viele andere auch einen raschen Start. Dabei nimmt er durchaus auch Kompromisse bei der technischen Ausstattung in Kauf. „Die Krone gehört zu Bautzen“, sagte er. „Sie war immer ein Teil meines Lebens. Darum habe ich eine Schließung nie richtig verstanden.“ Holger Röpke hofft, dass der Neustart auf eine breite Akzeptanz stößt. Er spielte damit nicht nur auf die potenziellen Besucher von Veranstaltungen an. Vielmehr denkt der Geschäftsmann auch an Firmen, Parteien, Vereine, Behörden, die in Bautzen ansässige Berufsakademie oder andere Bildungseinrichtungen, die dem Haus entsprechend Leben einhauchen. Die Vorteile, die sich mit der Krone verbinden, liegen für ihn klar auf der Hand: „Es gibt in der Nähe nicht nur Parkplätze, eine Bushaltestelle sowie einen Taxistand. Auch Übernachtungsmöglichkeiten sind vorhanden. Da die Stadthalle im Zentrum liegt, haben viele Bürger zudem die Möglichkeit, sie zu Fuß zu erreichen.“ Unterm Strich zog er für sich folgendes Fazit: „Als heimliche Hauptstadt der Sorben wird sicherlich ein solches Gebäude auch benötigt.“ 

Veranstalter Toni Heide aus Niesky steht eigenen Angaben zufolge bereits in den Startlöchern, um den nun eingeleiteten Prozess mit zu begleiten. Er ist sich sicher: „Um dem Standort langfristig und nachhaltig Leben einzuhauchen, sind Einigkeit und der gemeinsame Wille aller gefragt. Wenn dies gegeben ist, wird Bautzen das bekommen, was es verdient – ein tolles, zentralgelegenes Veranstaltungsgebäude für seine Bürgerinnen und Bürger.“ Eines der Ziele sollte dabei sein, „mit einem generationsübergreifendem Eventangebot vor allem im Bereich von Konzert- und Tanzveranstaltungen einen deutlichen Mehrwert zu liefern und gleichzeitig die Lokation für offizielle Anlässe flexibel zu halten“. Auch andere Veranstalter wie Philipp Arlt haben mittlerweile ihr Interesse bekundet, vor Ort kulturelle Ereignisse für alle Altersgruppen zu organisieren. 

Klaus Wünsch, der schon zu früheren Zeiten, als die Krone noch der Berliner Onnasch-Gruppe gehörte, seine Operetten-Gala in der Stadthalle aufführte, ist der Ansicht, dass der Bühnenbereich mit geeigneter Lichttechnik ausgestattet werden sollte. „Bis dato musste man immer aufwendig und kostenintensiv eine Lichtanlage anmieten und aufbauen lassen. Unabhängig davon wünsche ich mir, dass die Miete vertretbar hoch ist. Dann muss nicht übertrieben viel auf den Eintrittspreis umgelegt werden.“

Einen kritischen Blick auf die Vorgänge um die Krone hat seit jeher Steffen Grundmann. Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Stadtrat vertritt die Auffassung, dass eine Veranstaltungshalle an diesem Standort ohne umfassende Investitionen keine Zukunft hat. Vielmehr plädierte der Bürgervertreter dafür, auf dem Areal zentrumsnahen, sozialen Wohnraum zu etablieren. Selbst Ideen, die mit der Berufsakademie in Verbindung stehen, begrüße er. Demnach vermag sich die Verwaltungsspitze, wie Oberbürgermeister Ahrens bereits im Dezember in einem Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier darlegte, offenbar den Bau eines Audimax-Gebäudes vorzustellen, in dem auch öffentliche Veranstaltungen über die Bühne gehen könnten. „Ich bin weiterhin dagegen, dass städtisches Geld für die Krone ausgegeben wird“, schob Steffen Grundmann hinterher. „Jedoch muss ich auch die Mehrheiten im aktuellen Stadtrat anerkennen.“ In dem Gremium bemühen sich aktuell mehrere Fraktionen darum, für den Förderverein Krone im Stadtetat ein Startkapital in Höhe von 50.000 Euro sicherzustellen.

„Ich bin zuversichtlich, dass wir das auch hinbekommen“, erklärte Matthias Knaak von der CDU. Mithilfe des Zuschusses sollen Utta Winzer und ihre Vereinsmitstreiter in die Lage versetzt werden, die Mietkosten in diesem Jahr stemmen zu können. Parteifreund Dirk Lübke fügte hinzu: „In der BWB setzen wir uns zudem für eine zügige Umsetzung der Brandschutzauflagen ein, damit der Probebetrieb genehmigungsfähig wird.“ Als nächster Schritt soll, wie es aus den Reihen der Christdemokraten verlautete, eine Tochter der BWB als Stadtbaugesellschaft gegründet werden. Matthias Knaak: „Diese betreibt mit Hilfe von Partnern das Vermietungsgeschäft. Sie dient darüber hinaus dem Erwerb, der Planung, Entwicklung und Vermarktung von Liegenschaften zur Verwirklichung städtischer Entwicklungsziele.“ 

Die AfD-Stadträte stehen ebenfalls hinter der Entscheidung, der Krone eine Chance zu geben. „Bautzen braucht einen großen Saal, denn Betriebe, Behörden, Parteien, Vereine und überregionale Unternehmen haben schon längere Zeit Bedarf dafür signalisiert“, brachte es Fraktionschef Sieghard Albert auf den Punkt. „Auch kulturelle Veranstaltungen, die bisher aus Platzgründen nicht realisierbar waren beziehungsweise mit großem Aufwand in der Schützenplatzhalle durchgeführt wurden, sind dann in der Spreestadt möglich.“ Und weiter: „Die Krone kann das neue kulturelle Zentrum Bautzens werden, wenn es entsprechend angenommen wird.“ Der AfD-Mann ist sich sicher: „Für viele Bautzener erfüllt sich damit ein Traum.“

Ideenkonferenz wird anberaumt

Um die Krone so schnell wie möglich wieder zu einem Teil der Lausitzer Kulturlandschaft zu machen, planen die Hausherren eine Ideenkonferenz. In die dürfen sich sowohl Veranstalter als auch interessierte Nutzer, Bürger und Mieter einbringen. 

Als einer der ersten hat Jürgen Lublow seine Teilnahme zugesagt. „Ich möchte insbesondere auf die Vielfältigkeit der Möglichkeiten hinweisen, die diese Halle mit ihren Räumen bietet beziehungsweise in der Vergangenheit geboten hat“, brachte der Regionalkoordinator des Sächsischen Verbandes für Jugendarbeit und Jugendweihe zum Ausdruck. „In diesem Zusammenhang werde ich natürlich konkrete Vorschläge unterbreiten. Wichtig ist, dass dieses Gebäude nicht abgerissen und plattgemacht wird, wie es ursprünglich vorgesehen war, sondern dass mit der nun vorgesehenen Wiederbelebung den Wünschen und Träumen der Bürger dieser Stadt entsprochen wird, allen marktwirtschaftlich denkenden Skeptikern zum Trotz.“ 

Ein genauer Zeitpunkt für die angedachte Zusammenkunft soll noch bekanntgegeben werden. Fest steht hingegen: Voraussichtlich im Laufe des Sommers sei damit zu rechnen, dass sich der Vorhang in der Krone nach jahrelanger Pause abermals öffnet, meinen Utta Winzer und Kirsten Schönherr übereinstimmend. Wer also die Wiedergeburt der Krone unterstützen möchte, könne sich ab sofort an den Förderverein wenden. Kontakt: foerderverein-krone-bautzen@gmx.de.

Roland Kaiser / 15.02.2020

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