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Bei der Feuerwehr ist das Maß voll!

Bei der Feuerwehr  ist das Maß voll!

Zu diesem Verkehrsunfall rückten Kameraden der Feuerwehr Zittau in der Vergangenheit zum Klienebergerplatz in Zittau aus. Foto privat

Alternativer Text Infobild

Kameraden der Feuerwehr Zittau beseitigten in diesem Fall Sturmschäden in der Gartenanlage „Kummersberg“. Foto: privat

Das Maß ist voll! In einem offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Zittau und die Stadträte aller Fraktionen der Stadt Zittau haben die Kameraden der Ortsfeuerwehr Zittau – Abteilung I/Innenstadt auf die unzumutbaren Zustände in ihren Reihen hingewiesen.

Zittau. In dem Schreiben heißt es unter anderem, „dass es an der Feuerwache keine ausgewiesenen Parkplätze für Feuerwehrangehörige gibt. Im Alarmfall werden die Fahrzeuge der Einsatzkräfte meist in Doppelreihe auf der Franz-Könitzer-Straße abgestellt – der Paragraf 35 der Straßenverkehrsordnung räumt in diesem Fall Sonderrechte ein. In diesem speziellen Fall können Fahrzeuge allerdings nur für den Zeitraum des Einsatzes dort kurzfristig geparkt werden.“ 

Laut den Kameraden ist ein dauerhaftes Parken während der Dienstvorbereitung, des Dienstes oder der Einsatznachbereitung nicht gestattet. Daher wurden in den letzten Jahrzehnten zehn bis 15 Parkkarten durch das Bürgeramt der Stadt Zittau zur ausschließlichen Nutzung durch die Angehörigen einer Feuerwehr, unter anderem an die Kameraden der Abteilung I, durch den diensthabenden Zentralisten der Feuerwehr, bei Bedarf eine Parkkarte für den Bereich ,O’ der Zittauer Innenstadt temporär und gegen Unterschrift für den Dienst, den Jugendfeuerwehrdienst, die Vorbereitungsarbeiten usw. ausgehändigt. Die Stelle des Zentralisten sei allerdings zum 1. Januar 2020 eingespart worden.

Anfang des Jahres ist den Kameraden durch den Ortswehrleiter Hagen Klausch mitgeteilt worden, „dass die zentrale Ausgabe von Parkkarten an die Feuerwehr für Parkplätze in der Innenstadt – wie bisher gehandhabt – ab sofort nicht mehr weitergeführt wird. Parkmöglichkeiten bestünden unter anderem an der Turnhalle Ottokarplatz. Ebenso wäre es möglich, die kostenpflichtigen Parkplätze in der Nähe der Wache zu nutzen – allerdings ohne Erstattung der Kosten. Deshalb haben wir für Kameraden der Abteilung personalisierte Parkkarten beantragt, um unsere ehrenamtliche Tätigkeit für die Bürger der Stadt Zittau weiterhin durchführen zu können.“ 

Zitat in der Ablehnung des Bescheides: „Es geht lediglich darum, das Fahrzeug in unmittelbarer Nähe der Wache abzustellen, um die anfallenden Aufgaben wahrzunehmen. Der Wunsch, Zeit, Weg und Geld zu sparen, ist jedoch nicht ausreichend, um Ausnahmen von verkehrsbezogenen Verboten zu erteilen.“ 
Für die Kameraden fühlt sich das „wie ein Schlag ins Gesicht an und trifft unser ehrenamtliches wie auch finanzielles Engagement für die Stadt Zittau mit Füßen und wertet es völlig ab. Wir sind kein Tischtennis-Club oder der örtliche Geflügelzüchterverein, der zur Aufwertung des Vereinslebens eine Vergünstigung einfordert, nein im Gegenteil, wir sind die Feuerwehr der Stadt Zittau, die gerufen wird, um ihren Bürgern in Notlagen zu helfen, Sachwerte zu schützen und andere Gefahrenlagen abzuwehren. Um dies leisten zu können, hat jede Kameradin und jeder Kamerad einen hohen Anteil seiner Freizeit aufgewendet, um sich das Wissen anzueignen, diese Arbeiten ausführen zu können.“

Die Feuerwehrleute achten sehr wohl darauf, Geld sparen zu wollen. Mehrere Beispiele sind dazu in dem offenen Brief aufgeführt worden. So haben sich einige Kameraden schon selbst Einsatzhosen, Jacken, Bandschlingen und Stiefel beschafft, da schon seit langem nicht alles Benötigte zur Verfügung gestellt werden kann. „Im Alarmfall fahren wir mit unseren eigenen Fahrzeugen auf die Wache. Kosten für Kraftstoff, Verschleiß etc. werden von uns selbst getragen. Selbst eine steuerliche Entlastung durch das Finanzamt ist für ehrenamtliche Einsatzkräfte von Feuerwehren nicht vorgesehen“, so die Feuerwehrleute. Und: „Wir haben die von uns genutzten Räumlichkeiten auf der Feuerwache in unserer Freizeit auf eigene Kosten renoviert und zum Teil auch ausgestattet.“ Eigentlich fehlt es den Kameraden an allem: „Für 45 aktive Angehörige stehen aktuell 23 Funkalarm-Empfänger zur Alarmierung zur Verfügung; nach derzeit geltender Vorschrift müssten werktags von 6.00 bis 18.00 Uhr die dreifache Menge Personal wie besetzbare Plätze in den Löschfahrzeugen alarmierbar sein. Um der Realität näher zu kommen, müssen aber weitaus mehr als die rechnerisch fehlenden 13 Geräte beschafft werden, da ein großer Teil der Kameraden der Innenstadtwache außerhalb der Stadt arbeitet und im Alarmfall nicht unser erstausrückendes Fahrzeug besetzen kann.“ Junge Kameraden hätten deshalb noch keine Funkalarmempfänger ausgehändigt bekommen können – dass sich deren Motivation gegen Null bewegt, ist gelinde gesagt nachvollziehbar, heißt es. Und weiter: „Kameraden ohne Pieper werden nur per WhatsApp-Gruppe, über Telegram’-Messenger oder mit einem Anruf auf eigene Kosten der Kameraden über eine Einatzalarmierung informiert und zur Wache beordert, da es eine Sirenen-Alarmierung im Stadtgebiet seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.“ Reserve-Geräte seien ebenfalls nicht verfügbar. Der Ortswehrleiter sei im vergangenen Jahr über sechs Wochen nicht alarmierbar gewesen, da sein Funkalarmmelder zur Reparatur eingeschickt werden musste! Die Kameraden machen darauf aufmerksam, „dass sich dieser Mangel massiv auf die Einsatzbereitschaft und Ausrücke-Zeiten – vor allem in den Nachtstunden – auswirkt, da im Prinzip nur die Hälfte der Abteilung alarmiert werden kann. Gleichzeitig liegt ein hoher Einsatzdruck auf den Einsatzkräften, die alarmierbar sind und in der Regel auch einem Erwerbsleben in Vollzeit nachgehen sowie auch eine Familie haben.“ Weitere Mankos in dem offenen Brief beziehen sich unter anderem auf den Unfallversicherungsschutz, die Einstellungsbedingungen zur Neubesetzung offener Stellen in den Unternehmen bzw. Tochterunternehmen der Stadt Zittau zur Absicherung der Stärkung der Tageseinsatzbereitschaft der Feuerwehr sowie allgemein zur Ausrüstung. Selbst defekte Einsatzhosen etc. müssen auf eigene Kosten repariert, genäht, geflickt oder – wie auch immer – ertüchtigt werden, „um sie solange tragen zu können, bis sie uns buchstäblich vom Leib fallen.“ 

Die beschriebenen Zustände bei der Zittauer Feuerwehr sind ganz gewiss nicht tragbar. Oberbürgermeister Thomas Zenker hat auf der Jahreshauptversammlung der Kameraden vor wenigen Tagen davon gesprochen, dass das Haushaltsstrukturkonzept nicht haltbar ist. Vermutlich können durch personelle Strukturveränderungen in der Stadtverwaltung Zittau einige Dinge bei der Feuerwehr vorerst gerade gerückt werden. Deren Leiter Uwe Kahlert hat bereits entsprechende Signale von der Stadt bekommen, „dass die hauptamtlichen Kräfte in unseren Reihen erhalten bleiben und in die Ausrüstung investiert werden soll. Wir sehen uns auf einem zielführenden Weg, auch wenn dieser Prozess sicher etwas Zeit in Anspruch nimmt.“ 

Übrigens: Die Alarmierungszahlen und Einätze der Kameraden sind gegenüber 2015 mittlerweile auf das knapp fünffache im Jahr 2019 gestiegen. Das Einsatzspektrum reichte dabei von der Türöffnung, über ausgelöste Brandmeldeanlagen, Verkehrsunfälle, Ölspuren, Wohnungsbrände, Umwelteinsätze, Flächen- und Waldbrände bis hin zu Großbränden. 

Steffen Linke / 16.02.2020

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Kommentare zum Artikel "Bei der Feuerwehr ist das Maß voll!"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Frau S. schrieb am

    Als ich den Artikel las, war ich einfach nur entsetzt über das Vorgehen der Stadt mit einer ihrer wichtigsten Einrichtungen, der Feuerwehr.

    Ich bin ebenfalls der Meinung, wie in einem anderen Beitrag schon geschrieben, dass es höchste Zeit ist, den Beruf des Feuerwehrmannes viel mehr zu achten, sie sind "Helden", denn sie retten bei ihren Brand-Einsätzen Leben, unter Einsatz ihres eigenen Lebens.

    In anderen Ländern ist das eines der beliebtesten und angesehendsten Berufe! Bei der Situation in Zittau sind wir da weit weg, sogar sehr weit weg! Leider! Es wäre doch mal interessant zu erfahren, was denn die Stadt eigentlich mit der Abschaffung der Parkerlaubnis bezweckt? Warum ist kein Geld da für ordentliche Ausrüstung und Berufsbekleidung der Kameraden? Dann müssen die Feuerwehrleute die Sachen noch auf eigene Kosten reparieren lassen?? Ich dachte wirklich, ich lese nicht richtig!

    Herr Oberbürgermeister, wieso wird Geld zum Fenster rausgeschmissen für eine Bewerbung zur Kulturhauptstadt, die niemals eine Chance hatte im Vergleich zu den anderen Bewerbern, aber für Alarm-Pieper für Feuerwehrleute ist kein Geld zur Verfügung???

    Machen Sie es sich endlich zur Chefsache, dass die Feuerwehr ihre notwendige Ausrüstung hat und nicht immer wieder an die Öffentlichkeit gehen muss, um auf die Missstände in der Zittauer Wache aufmerksam zu machen! Ich finde es aber gut, dass sie das gemacht haben, denn so hat mal wieder die breite Öffentlichkeit erfahren, welche Einstellung die Stadt zur Feuerwehr hat!

    Liebe Kameraden der Feuerwehr, bitte informiert weiterhin öffentlich die Einwohner von Zittau, wenn sich nichts ändern sollte! Und Danke für Eure Arbeit!!!

  2. Massel schrieb am

    Mann hatte vor mehreren Jahren eine Feuerwehrabgabe, in Höhe von 20 Mark, leisten müssen, diese Abgabe sollte man heute wieder einführen und zwar von allen Bürgern. Da jeder in die Situation kommen kann die Feuerwehr zu brauchen. Alles andere ist Bürokratie, da kann man nichts dazu sagen.

  3. Horst schrieb am

    Es ist eine Schande für die Stadt so mit der Sicherheit der Bürger umzugehen

  4. Ghitana von Asmodis schrieb am

    Wenn man in die Vergangenheit blickt, dann hatte Zittau und die dazugehörigen Gemeinden, nicht nur eine Feuerkatastrophe.

    Vielleicht spart unser Oberbürgermeister etwas mehr in seinen Reihen und Räumen, soewie an seinen Prestigeprojekten. So wäre sicherlich genügend Geld für die Feuerwehr Zittau übrig.

  5. Kerstin Martin schrieb am

    Liebe Kameraden der Feuerwehr. Erst einmal vielen Dank für Ihren Einsatz trotz der misslichen Umstände. Ich bin voll Ihrer Meinung. So kann es nicht weitergehen. Die Stadt spart an falscher Stelle. Es ist eine Schande, dass nicht einmal Kleidung zur Verfügung steht. Und einfach so die Parkplätze einzusparen ist ein Unding. Es herrscht schon seit längeren eine Mentalität der Ignoranz in der Stadtverwaltung. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen ihre Meinung ändern. Denn es könnte auch mal passieren, daß sie selbst betroffen sind, wenn die Feuerwehr nicht einsatzbereit ist.

  6. Manja schrieb am

    Sparen an der falschen Stelle!!

    Spätestens dann, wenn einer der das Tot Sparen der Feuerwehr mitverschuldet hat, selbst in eine akute Notsituation gerät und die Kameraden der Feuerwehr nicht in der Lage sind so zu helfen wie es eigentlich möglich wäre, öffnen sich die Augen...

    In anderen Ländern wird die Feuerwehr hoch angesehen. Denn schließlich riskieren sie doch ihre Gesundheit. Zumal die Einsätze massiv angestiegen sind!! Warum die Stadt Zittau mit schlechtem Beispiel voran gehen muss, erschließt sich mir nicht. Sehr schade. Wir sollten froh sein, dass es dann doch noch den ein oder anderen Kamaraden gibt der trotz dieser Situation mit Herzblut dabei ist.

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