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Biobauern der Region, vereinigt Euch!

Biobauern der Region, vereinigt Euch!

Dem Schaf sieht man es auf den ersten Blick nicht an, ob es „bio“ gezogen wurde oder konventionell. Der Trend ist aber unverkennbar.

Eine neue Internetplattform will Produzenten von Bio-Lebensmitteln bei der Vermarktung helfen. Die Oberlausitz könnte dabei zur Pilotregion werden.

Nebelschütz. Bio ist in – so heißt es oft. Die Verbraucher entscheiden sich immer öfter für Lebensmittel aus ökologischer und biologischer Produktion. Jedoch: Die Hersteller haben wenig davon. „Bei uns greifen in immer stärkerem Ausmaß dieselben Mechanismen, die auch den Absatz der konventionell hergestellten Produkte beherrschen“, erklärt Hubert Lange. Der Agraringenieur betreibt in seinem Heimatort Nebelschütz einen Bioladen, der „auch gleichzeitig die Funktion eines Dorfladens übernimmt.“ Von Wirtschaftlichkeit könne dabei allerdings keine Rede sein.

„Allein sind wir zu schwach“, ist Hubert Lange überzeugt, und meint damit die Produzenten ökologisch hergestellter Lebensmittel vor Ort, die – jeder für sich – mehr oder weniger erfolgreich versuchen, über die Runden zu kommen. „Dabei wird auch in diesem Segment die Vermarktung längst von großen, überregional agierenden Anbietern beherrscht, die sich mit den Großhandelsketten verbünden.“ Die Konsequenz: Um „mitspielen“ zu können, müsse man sich dem Druck und der Marktmacht der „wenigen Großen“ unterordnen und deren Bedingungen akzeptieren.

Hubert Lange hat sich auf die Suche nach Alternativen begeben und ist fündig geworden. Im weit entfernten Friedberg (Hessen) haben zwei Männer, die der ständig zunehmenden Konzentration auf einige wenige „Big Player“ etwas entgegen setzen wollen, die Internet-Plattform „La Scarabella“ gegründet. Unter dem Slogan „Der besondere Biomarkt“ sind sie auf der Suche nach Produzenten in ganz Deutschland (und darüber hinaus), denen sie bei der Vermarktung ihrer Erzeugnisse helfen wollen. „Viele Biobauern halten das Internet für böse“, sagt Folker Oldenburg, die eine „Hälfte“ des La Scarabella-Teams. „Doch es bietet auch Synergien, von denen wir profitieren können.“

Doch was unterscheidet sein Angebot von den zahlreichen bereits existierenden Onlineshops? „Wir sind kein klassischer Shop, sondern ein Beteiligungsportal“, erklärt Oldenburgs Kompagnon Achim Parbel. „Wir bieten unseren Partnern eine zusätzliche Möglichkeit, sich zu präsentieren.“ Dies geschieht im ersten Schritt mittels einer Firmenvorstellung auf der La Scarabella-Seite mit Verlinkung zur eigenen Homepage. Im Gegenzug machen die Partner ihre Kunden auf La Scarabella aufmerksam – so wächst nach der Vorstellung von Oldenburg und Parbel ein Netzwerk heran, zunächst regional, später deutschlandweit und mit einer Stärke, die den bislang noch Markt Beherrschenden Paroli bieten kann.

Denn: Tief stapeln die beiden nicht. „Wir wollen die Welt mit Bio-Produkten retten – oder doch zumindest einen Beitrag dazu leisten“, wie Folker Oldenburg erklärt. Der Markt für Bioprodukte in Deutschland hat nach seinen Angaben eine Größe von jährlich 11 Milliarden Euro erreicht, was etwa 7 Prozent des Gesamt-Lebensmittelmarktes entspricht. „Und von diesem Kuchen wollen wir uns eine große Scheibe abschneiden“, so der Mitgründer selbstbewusst. Mit „wir“ meint er natürlich nicht nur sich selbst und seinen Kompagnon Achim Parbel, sondern das gesamte Partnernetzwerk. In einer zweiten Stufe soll dann auch die Möglichkeit bestehen, die eigenen Produkte im Scarabella-Webshop zu vermarkten. „Aber nur, wenn der Partner das möchte“, wie Achim Parbel betont. Schließlich stellt eine überregionale Präsenz auch gewisse logistische Anforderungen, denen ein klassischer regionaler Anbieter allein kaum gewachsen sein dürfte. „Unsere Software gibt uns die Möglichkeit, auch bei der Distribution zu helfen und zu koordinieren“, so Parbel. Voraussetzung für die Aufnahme in den Shop ist ein anerkanntes Bio-Siegel, was für die bloße Präsentation noch nicht gefordert wird.

Der Blick auf die La Scarabella-Website zeigt derzeit ein noch recht überschaubares Partner-Portfolio. „Wir haben Ende Februar mit der Werbung begonnen und bisher 27 Zusagen“, erklärt Folker Oldenburg. Die Oberlausitz könnte somit zu einer Art Pilotregion werden, wenn die Bemühungen von Hubert Lange erfolgreich sind. Ein erstes von ihm organisiertes Forum für regionale Bio-Landwirte zeigte, dass durchaus Interesse an einer solchen zusätzlichen Vermarktungsmöglichkeit besteht. Der Nebelschützer Bürgermeister Thomas Zschornak (CDU) sieht den Ansatz von La Scarabella „im Einklang mit unseren Bemühungen, die Menschen für eine vernünftige und enkeltaugliche Lebensweise zu sensibilisieren.“ Einen ersten positiven Effekt gab es schon – im Nebelschützer Gemeindezentrum lernten sich Biobauern kennen, die bislang nichts voneinander wussten und sich in Zukunft öfter treffen wollen. „Solche regionalen Stammtische entsprechen durchaus unserer Intention und werden durch uns unterstützt“, betont Folker Oldenburg.

Uwe Menschner / 30.07.2019

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