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Caribou, Dürrenstein, Königsbrücker Heide ...

Caribou, Dürrenstein, Königsbrücker Heide ...

Besucher sind in und an der Königsbrücker Heide bei Führungen willkommen, wie hier mit Madame Rosa (Bildmitte). Foto: Archiv

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Sümpfe bilden einen wichtigen Bestandteil der Landschaft in der Königsbrücker Heide, insbesondere in der Nähe der Pulsnitz.

Die Wildnis vor den Toren Dresdens spielt bald in derselben Liga wie die berühmtesten Schutzgebiete der Welt. Die entsprechende Überprüfung verlief erfolgreich.

Königsbrück.
Das Naturschutzgebiet (NSG) Königsbrücker Heide entwickelt sich zu einem Wildnisgebiet von europäischem Rang. Eine entsprechende Evaluation durch Europarc, den Dachverband der nationalen Naturlandschaften, verlief laut dem Leiter der NSG-Verwaltung, Dr. Jürgen Stein, höchst positiv.

Die angestrebte Schutzkategorie I b („Wilderness Area“) ist die zweithöchste der von der International Union of Conservation and Nature (IUCN) vorgenommenen Klassifizierungen. Ihr gehören solch bedeutende und international bekannte Schutzgebiete wie der Caribou-Park in Kanada oder Dürrenstein, das größte Urwaldgebiet Mitteleuropas in Österreich, an.

Kernzone wird konzentriert

Und bald also auch die Königsbrücker Heide. Zuvor allerdings muss noch die Rechtsverordnung über das Naturschutzgebiet angepasst werden. „Die Kernzone, in der sich die Natur komplett selbst überlassen bleibt, konzentriert sich dann im Zentrum des NSG und wird von 75 auf 80 Prozent der Fläche vergrößert“, erklärt Jürgen Stein. Derzeit gleicht die entsprechende Karte noch einem Flickenteppich, und ausgerechnet in der Mitte des Gebietes befindet sich noch eine Managementzone, in der menschliche Eingriffe möglich sind. Der Entwurf der überarbeiteten Rechtsverordnung soll im März zur Anhörung der Träger öffentlicher Belange freigegeben und danach öffentlich ausgelegt werden. Die Verabschiedung ist im vierten Quartal vorgesehen.

Der Moorwald Röhrsdorf (67,5 Hektar) und der kleine Schindelteich (3,5 Hektar) wurden in das NSG integriert. Selbiges strebt der Verwaltungsleiter auch für das Areal der früheren Panzerschule Röhrsdorf an. Allerdings befindet sich eine 11,5 Hektar große Teilfläche in Privatbesitz. Ein Bebauungsplan, der sich noch immer in der Phase der Aufstellung befindet, sieht die Entwicklung eines Gewerbegebietes vor. „Das ist für uns eine große Kröte. Vielleicht lässt es sich überprüfen“, appelliert Dr. Jürgen Stein an die Königsbrücker Stadträte, denen er unlängst die neuesten Entwicklungen rund um die Königsbrücker Heide vorstellte.

Besucher sind willkommen

„Kernzone“ bedeutet nicht, dass der Mensch komplett ausgeschlossen bleibt. Schließlich zählen auch „Naturerlebnis“ und „Bildung“ zu den Zielkategorien der NSG-Verwaltung, die neben der Königsbrücker Heide auch die Gohrischer Heide im Landkreis Meißen unter ihren Fittichen hat. So zählte man im Jahre 2017 4300 Besucher bei Führungen, davon 3147 auf den beliebten Bustouren, die mitten durch das NSG führen. Zu den bereits etablierten „Schaufenstern“ am Rande des Schutzgebietes, wie dem Turmpfad (zum 32 Meter hohen Haselbergturm), dem Biberpfad oder dem Heidewaldpfad soll als eine Art Pilotprojekt bald ein „Wildnisweg“ zur früheren Ortslage Steinborn führen. „Wenn wir damit gute Erfahrungen sammeln, können wir das erweitern“, stellt Jürgen Stein in Aussicht. Weitere Vorhaben bilden der Ausbau des Radweges zwischen Cosel und Zeisholz (Gemeinde Schwepnitz) sowie die Inbetriebnahme der Wildnisschule Stenz. Einen Wermutstropfen stellt für den Schutzgebietsleiter das gastronomische Angebot rings um die Königsbrücker Heide dar: „Wenn wir uns für Besucher öffnen und diese willkommen heißen wollen, dann gehören natürlich auch entsprechende Bewirtungs- und Übernachtungskapazitäten dazu.“

Ein Gürtel rings um das NSG

Ein weiteres großes Vorhaben bildet die geplante Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes (LSG) „Königsbrücker Heideland“, das sich wie ein Gürtel rings um das NSG herum erstrecken soll. Es dient als Pufferzone und sichert den Erhalt der vorhandenen Kulturlandschaft. „Für die Bevölkerung ist das kaum mit Einschränkungen verbunden“, versichert Jürgen Stein. Das Betreten, Befahren (auf den ausgewiesenen Straßen) und Pilze Sammeln sei im LSG uneingeschränkt möglich. Allerdings gebe es schon Auswirkungen auf kommunale Planungen, die im Vorfeld zu prüfen seien. Und: Es biete die Möglichkeit, Wildwuchs im Bereich der Windkraftanlagen einzudämmen, die auf den Standort Cosel-Nord konzentriert werden sollen: „Eine entsprechende Übereinkunft mit dem Regionalen Planungsverband wurde bereits erzielt.“

Wie in der gesamten Westlausitz, so hat der Junisturm „Paul“ auch in der Königsbrücker Heide große Mengen an Bruchholz hinterlassen. Jürgen Stein beziffert dies auf 10 000 Festmeter. So weit öffentliche Wege betroffen sind, sei dieses weggeräumt worden bzw. soll dies demnächst geschehen. In der Pulsnitzaue und in der Kernzone erfolge jedoch keine Beräumung: „In der Aue würde dies mehr Schaden als Nutzen verursachen, und im Reservat wäre es geradezu widersinnig, das Totholz zu beräumen.“

Uwe Menschner / 21.01.2018

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