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Corona macht fit für künftige Pandemien

Corona macht fit für künftige Pandemien

Inmitten der Pandemie haben die Kameraden der Ortswehr Nedaschütz/Prischwitz ein neues Feuerwehrfahrzeug in den Dienst stellen können. Auch sie mussten Einsatzlagen mit Mund-Nasen-Schutz bestreiten, um eine Ansteckungsgefahr zu minimieren. Pressefoto

Seit nunmehr über einem Jahr hält ein winziges Virus die Welt in Atem. Das wiederum hat Folgen, wie sich beispielsweise im Fall der Rettungs- und Einsatzkräfte zeigt. 

Region. Regierungen sehen sich zum Handeln gezwungen, um, wie immer wieder betont wird, das Gesundheitswesen in den jeweiligen Ländern nicht zu überlasten. In der Bundesrepublik werden in regelmäßigen Abständen auf der Grundlage eines an die Notlage angepassten Infektionsschutzgesetzes auf die jeweiligen Bundesländer zugeschnittene Rechtsverordnungen erlassen, die den Umgang mit der Pandemie regeln sollen. Nach einer Entscheidung des Bundestages bleibt es bis September auch erst einmal so. Vor der Bundestagswahl will er erneut zusammenkommen, um über die Zeit bis zum Jahresende zu befinden.

Handlungsfähigkeit war stets gegeben

Derweil hat Corona längst schon Spuren hinterlassen – so auch hierzulande beispielsweise bei den Rettungs- und Einsatzkräften. Die mit der Eindämmung des Erregers beschlossenen Maßnahmen wirken sich spürbar auf deren Arbeit aus. „Die Polizei des Freistaates Sachsen handelt entsprechend ihres gesetzlichen Auftrages zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie ist dazu ein erheblicher Aufwand an Kräften und Mitteln erforderlich, etwa zur Durchsetzung der Bestimmungen der gültigen Corona-Schutzverordnungen oder zur Absicherung von Versammlungen mit Themenbezug“, weiß Tim Schubert vom Landespolizeipräsidium. „Andere Aufträge wie die Absicherung von Sportveranstaltungen forderten in den vergangenen Monaten weniger Ressourcen.“ Das alles vor dem Hintergrund, dass sich bis Monatsbeginn circa 1.600 Bedienstete der sächsischen Polizei mit dem Virus infiziert haben. „Die allermeisten Infektionen sind glücklicherweise ohne große Komplikationen verlaufen. Darüber hinaus war eine Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen von Quarantänemaßnahmen betroffen. Die dadurch entstandenen Ausfälle konnten durch die hohe Einsatzbereitschaft der übrigen Bediensteten kompensiert werden.” 

Die Handlungsfähigkeit der Polizei sei daher zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. „Aktuell gilt es, eine Vielzahl von Versammlungen im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen abzusichern. Insbesondere die Kolleginnen und Kollegen der Bereitschaftspolizei sind hier stark gefordert. Tagtäglich stehen sie zunehmend kritischeren und aggressiveren Personen gegenüber. Neben Beleidigungen gibt es auch Angriffe auf Polizeibeamte durch Corona-Kritiker. Diese Situationen sind natürlich auch für unsere Kolleginnen und Kollegen belastend.” Doch wie wird damit in den Reihen der Ordnungshüter umgegangen? „Kritische Einsatzsituationen werden durch die Vorgesetzten mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen ausgewertet. Neben einer Aufarbeitung des Erlebten erhofft man sich dadurch auch wichtige Erkenntnisse für zukünftige Einsätze.“ Dass die Beamten schon vor der Virus-Krise hin und wieder Umgang mit infektiösen Menschen hatten, ist nicht neu. Tim Schubert muss dennoch einräumen: „Auf eine Pandemie von derartiger Tragweite war auch die Polizei nur bedingt vorbereitet. Bereits Anfang 2020 wurden daher mit dem Polizeiärztlichen Dienst abgestimmte umfangreiche Hygienekonzepte erstellt und der Vorrat an Hygieneschutzausrüstung massiv aufgestockt. Weiterhin wurden arbeitsorganisatorische Maßnahmen ergriffen, um das Infektionsrisiko am Arbeitsplatz zu senken.” Unterm Strich kann er ebenso feststellen, dass Corona eine Vielzahl von Entwicklungen entscheidend beschleunigt hat, zum Bespiel im Bereich der Digitalisierung. „Es ist davon auszugehen, dass die Polizei durch die gemachten Erfahrungen und die ergriffenen Maßnahmen auf künftige Pandemien deutlich besser vorbereitet sein wird.”

Pandemie kam unerwartet

Das wird bei den Kameraden der Bischofswerdaer Feuerwehr inzwischen ganz ähnlich gesehen. Auch sie waren von der Entwicklung vollkommen überrascht worden, obwohl allen Führungskräften die Grundlagen von pandemischen Lagen während ihrer Ausbildung beigebracht werden, wie es Gemeindewehrleiter Martin Pfitzner darlegt. „Dennoch ist diese Situation in der Praxis für alle Einsatzkräfte neu und unerwartet gekommen. Die Erfahrungen, die dabei gesammelt wurden, sind sicher auch wertvoll für die Zukunft, wenn zugleich niemand eine Pandemie dieses Ausmaßes wieder miterleben möchte.“ 

Martin Pfitzner vermag sich noch gut daran zu erinnern, wie alles seinen Anfang nahm: „Aufgrund der Kontaktbeschränkungen mussten vor allem die Kommunikationswege sehr schnell neu strukturiert werden. Die vor der Pandemie gewohnte Kultur von regelmäßig stattfindenden persönlichen Treffen musste zwangsläufig auf telefonische Absprachen und den Mailkontakt umgestellt werden. Das verlangte vor allem den Führungs- und Leitungskräften einen enormen Umstieg und erhöhten Aufwand ab. So ist es unheimlich aufwendig, den Kontakt mit allen Kameraden dauerhaft zu halten. Neue Medien wie Chatgruppen über das Smartphone erleichtern diese Arbeit nur teilweise, da nicht alle Kameraden in den jeweiligen Medien angemeldet und damit vertraut sind.“ Doch auch während eines Einsatzes waren die Kameraden dazu gezwungen, sich an bestimmte Spielregeln zu halten. Bei längeren Einsatzfahrten musste ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Teilweise wurde in Ortsfeuerwehren mit mehreren Fahrzeugen die Mannschaftsstärke pro Fahrzeug reduziert und dafür die Anzahl der Fahrzeuge, die zum Einsatzort gefahren sind, erhöht. Nach der Ankunft am Einsatzort hatten alle Einsatzkräfte sofort das Fahrzeug zu verlassen und sich im Freien aufzuhalten. Bei Hilfeleistungseinsätzen zur Unterstützung des Rettungsdienstes, zum Beispiel bei Tragehilfen von Patienten, wurden zusätzlich zur normalen Schutzkleidung und der FFP2-Maske Einmalanzüge getragen. Das alles sei so geschehen, um eine Ansteckung untereinander zu vermeiden, so der Gemeindewehrleiter. Zudem hätten die Kameraden nach den Einsatzfahrten die Kontaktflächen der Fahrzeuge gründlich gereinigt und desinfiziert. „Vor all dem Hintergrund ist auch in unseren Reihen der Wunsch groß, dass recht bald wieder Normalität in die Arbeit der Feuerwehrleute zurückkehrt“, schlussfolgert Martin Pfitzner. 

Lob für die Floriansjünger

Auf die Frage, wie sich die Rettungs- und Einsatzkräfte auf künftige mögliche Seuchen vorbereiten, antwortet er: „Schutzkleidung wie Einmalanzüge und FFP2-Masken sowie Desinfektionsmittel – was gerade zu Beginn der Pandemie Mangelware war – werden sicher in entsprechender Anzahl vorgehalten werden. Erst wenn das ganze Geschehen tatsächlich vorüber ist, gilt es die vergangene Zeit zu analysieren, Schlussfolgerungen zu ziehen und Maßnahmen für die Zukunft abzuleiten.“ Dafür sei es momentan aber noch zu früh. 

Wie Martin Pfitzner findet auch der Chef der Bautzener Berufsfeuerwehr, Markus Bergander, lobende Worte für seine Floriansjünger. „Wir sind all unseren Kameradinnen und Kameraden – egal ob aktive Abteilung, Jugendfeuerwehr oder Alters- und Ehrenabteilung – dankbar, dass sie diese komplizierte Zeit in dieser außergewöhnlichen Art und Weise mitgetragen und trotz aller Einschränkungen und privater Herausforderungen die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft der Feuerwehr mit viel Engagement, Verständnis und Rücksichtnahme sichergestellt haben.“ 

Der Bürgermeister der Gemeinde Schmölln-Putzkau, Achim Wünsche, baut indes darauf, dass der Landkreis und die Feuerwehrschule in Nardt künftig speziellere Schulungen und Ausbildungen anbieten, die auf solche Ereignisse zugeschnitten sind. Dass es die in der Vergangenheit gab, ist ihm nicht bekannt, wie er dem Oberlausitzer Kurier auf Anfrage mitteilte. Hingegen zeigt sich Amtskollegin Kathrin Gessel aus Steinigtwolmsdorf überzeugt davon, dass die Rettungskräfte inzwischen in der Lage sind, jederzeit auf vorhandene Konzepte zurückzugreifen, die im Laufe der zurückliegenden Monate immer wieder angepasst und verfeinert wurden. „Das sind die Grundlagen für Ereignisse von solch Ausmaß.“ 

Abzuwarten bleibt, inwieweit die Einsatz- und Rettungskräfte bereits in Kürze wieder in eine Art Regelbetrieb zurückfinden dürfen. Auch wenn die Lausitzer momentan wieder einige Freiheiten genießen dürfen, schalten Virologen und Politiker erneut in den Alarmmodus. Sie befürchten mit dem ausklingenden Sommer eine vierte Infektionswelle. Schuld daran sei eine hochansteckende Mutation des Corona-Virus’, die sogenannte Delta-Variante. Sie war zuerst in Indien entdeckt worden. Fest steht jedoch auch: Viele Floriansjünger und Ordnungshüter haben einer Recherche unserer Zeitung zufolge bereits eine Corona-Impfung empfangen. Diese sollte zumindest vor schwerwiegenden Krankheitsverläufen schützen.

Roland Kaiser / 26.06.2021

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