Damit Polizeiarbeit auch vor Gericht Bestand hat
Richter Dirk Hertle befragt im Audimax eine „Zeugin“. Foto: PolFH
Rothenburg. Das Audimax der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) in Rothenburg war kürzlich Austragungsort einer Gerichtsverhandlung der besonderen Art. Statt um das Ringen mit harten Bandagen ging es um die Fortbildung von ausgebildeten Polizisten und das Studium der angehenden Kommissare des 25. Studienjahrgangs.
Im Rahmen des Lehrgangs „Der Polizist als Zeuge vor Gericht“ am Fortbildungszentrum der sächsischen Polizei in Bautzen erarbeiteten die Teilnehmer den Gang eines Strafverfahrens vom sogenannten Ersten Angriff am Ereignisort bis zur gerichtlichen Hauptverhandlung. Diese wurde schließlich vor rund 200 Studenten abgehalten – im zum Gerichtssaal umfunktionierten Audimax. Und das unter der Regie einer Reihe von Experten: Mit Dr. Dirk Hertle, Richter am Amtsgericht Bautzen, Staatsanwalt Jens-Hagen Josinger und Strafverteidiger Andreas Suchy waren diejenigen Funktionsträger an die Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) gekommen, vor denen auch Polizisten in echten Prozessen regelmäßig ins Schwitzen geraten.
Verhandelt wurden vier verschiedene Sachverhalte, die im Vorfeld durch die Lehrgangsteilnehmer selbst aufgenommen und dokumentiert worden waren. Vor dem Richter und den Augen der Studentenschaft standen die Polizeibeamten schließlich zu ihrer Arbeit Rede und Antwort – und wurden dabei mitunter auch in die juristische Mangel genommen. Im positiven Sinne allerdings, denn was im Audimax nur gestellt war, ist vor Gericht gängige Praxis. Richter, Staatsanwaltschaft und Verteidigung gaben den Beamten anhand der vorgetragenen Aussagen Hinweise zur Dokumentation von Sachverhalten, Belehrung von Zeugen und Beschuldigten, zur Beweisverwertung und zu Aussagepflichten. Auch wenn es am Ende zu keinem „echten“ Richterspruch kam, ein Urteil gab es allemal: eine lehrreiche, anschaulich gestaltete Veranstaltung für jeden Polizeibeamten. Der Prozess wird fortgesetzt.
„Einmal im Quartal werden wir derartige Veranstaltungen durchführen“, verrät der Pressesprecher der Hochschule Thomas Knaup dem Niederschlesischen Kurier. Vielleicht wird der Nachwuchs künftig vor Gericht weniger als bislang ins Schwitzen geraten. Und das dürfte erfreulicherweise keine gute Nachricht für Täter sein.