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Denkmäler behaupten sich als Publikumsmagnet

Denkmäler behaupten sich als Publikumsmagnet

Denkmaltag in der Krone: Die Führungen durch das ansonsten noch verschlossene Veranstaltungshaus waren begehrt. Foto: privat

Bautzen. Der Tag des offenen Denkmals hat auch in diesem Jahr zahlreichen Objekten in der Spreestadt einen Besucheransturm beschert. Rathausan-gaben zufolge wollten sich knapp 20.000 Schaulustige und Interessierte aus nah und fern ein Bild von den Örtlichkeiten machen, die am vergangenen Sonntag unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ zu Führungen und Besichtigungen einluden.

Über einen besonders hohen Zuspruch durften sich die Bahnhofsbesitzer Drews und Lucas freuen. Das im Umbau befindliche Gebäude suchten 2.500 Neugierige auf. Ein Großteil davon zeigt sich bereits völlig gerüstfrei im neuen Antlitz. „Demnächst werden die Bahnhofsuhren eingebaut und der vorletzte Teil der Fassade in Richtung Rathenauplatz fertiggestellt“, erklärte Bauherr Gerald Lucas. „Nach der, durch die Deutsche Bahn im Oktober geplante Sanierung des Bahnsteigdaches wird die Außenfassade unter dem Bahnsteigdach denkmalgerecht saniert. Im Innenbereich steht der Ausbau der beiden Seitenflügel einschließlich der Kopfbauten kurz vor dem Abschluss. Die Übergabe an die ersten Mieter ist für Ende September vereinbart. Auch im Mittelbau werden die Baumaßnahmen im Innenbereich bis Ende November soweit abgeschlossen sein, dass die letzten Mieter wie das Landratsamt planmäßig einziehen können.“ Im Anschluss erfolge die Fertigstellung der Außenanlagen. Eine offizielle Eröffnung sei frühestens Ende Januar 2020 realisierbar.

Immer mehr Menschen zeigen Herz für die Krone

Unabhängig davon ließ sich der Stadthalle Krone ein Besuch abstatten. Diese wurde in der von der Stadtverwaltung anlässlich des Denkmaltages herausgegebenen Begleitbroschüre nicht explizit als Anlaufpunkt ausgewiesen, wohl aber auf der Internetseite der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Exakt 1.597 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder, und damit mehr als noch im Jahr zuvor, nahmen das Angebot wahr – darunter mehrere Vertreter der Stadt- und Landespolitik.

Auch Bautzens Finanzbürgermeister Robert Böhmer weilte unter den Gästen. Von Anbeginn tat er sich schwer mit dem Kauf des Gebäudeensembles zwischen Stein- und Töpferstraße, für das die kommunale Wohnungsbaugesellschaft der Berliner Onnasch-Gruppe rund 2,1 Millionen Euro überwies. „Das ist Vergangenheit, jetzt müssen wir in die Zukunft sehen“, sagte er einem Kamerateam, das im seit Februar 2018 verschlossenen Stadthallensaal auf Stimmenfang ging. „Ich spüre hier eine besonders hohe Erwartungshaltung und um das auch authentisch erleben zu können, interessiert es mich natürlich, hier zu sein und was die Leute denken.“ Weiter meinte er: „Als Finanzbürgermeister hat man eine ziemlich schwere Verantwortung für die Zukunft dieser Stadt und muss jede Entscheidung nach rechtlich gültigen Dingen und Finanzierbarkeit überprüfen. Vor diesem Hintergrund sind die Entscheidungen, die sich hier bei der Krone anbahnen, besonders schwierig. Dennoch ist es so: Wir müssen diejenigen mitnehmen, die sich hier engagieren, und gleichzeitig eine vertretbare Lösung für die Stadt finden.“

Wie die aussehen kann, erklärte Tobias Schilling von der CDU-Stadtratsfraktion: „Unser Ziel ist es, Mehrheiten für die Gründung einer Stadtbaugesellschaft zu finden, die wiederum das Vermietungsgeschäft übernimmt und somit eine Nutzung der Krone ermöglicht.“

Unterdessen wandte sich der Landtagsabgeordnete Marko Schiemann, der sich kurz vor der Landtagswahl bei einem gemeinsamen Auftritt mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer für eine Wiederbelebung der Stadthalle Krone aussprach, erneut ans Bautzener Rathaus: „Ich wünsche mir, dass die Entscheider innerhalb der Stadt klug entscheiden für die Zukunft dieser Krone.“

Um das Veranstaltungshaus für eine dauerhafte Nutzung fit zu machen, wird zunächst ein neues Brandschutzgutachten benötigt, das nach Informationen des Oberlausitzer Kuriers inzwischen nach Dresden zur Prüfung eingereicht wurde. Im Anschluss steht eine Abstimmung mit der Feuerwehr und die Übergabe an das Bauamt an.

Theater stimmt auf neue Spielzeit ein

Darüber hinaus sind nach Einschätzung des Eigentümers Investitionen zur Ertüchtigung des Brandschutzes in Höhe von geschätzt 100.000 Euro erforderlich. Die bestehende alte Lüftungsanlage sollte nicht ausfallen, denn dann würde noch einmal knapp eine Million Euro fällig werden. Für einen behindertengerechten Zugang mittels Einbau eines Aufzugs sowie die Anschaffung von Bühnen-, Ton- und Lichttechnik wären weitere rund 500.000 Euro einzuplanen. Diese Maßnahmen müssten den Angaben zufolge jedoch während eines etwaigen dreijährigen Probebetriebes nicht sofort in Angriff genommen werden. Zunächst könne man testen, wie die Bautzener die Krone tatsächlich annehmen. Mittlerweile hat sich der Förderverein Krone Bautzen gegründet. Er will das ehrgeizige Vorhaben nach besten Kräften unterstützen und dazu beitragen, dass es losgehen kann.

Trotz all der Hoffnung auf ein gutes Ende haben die Krone-Befürworter auch den einen oder anderen Rückschlag zu verkraften. Zuletzt war aufgrund der ungewissen Situation das Sorbische Nationalensemble (SNE) als Mieter abgesprungen, nachdem dessen Gesellschafter, die Stiftung für das sorbische Volk, von einer solchen Möglichkeit Abstand genommen hatte, obwohl sie 2018 noch die Wichtigkeit der Krone anmahnte. Das SNE ist auf der Suche nach einer Interimsstätte. 2020 sollen auf dessen Gelände unter anderem die Bauarbeiten für einen neuen Balletttrakt starten. Nunmehr wird offenbar das Deutsch-Sorbische Volkstheater als eine mögliche Ausweichstätte in Betracht gezogen. Dieses konnte übrigens eigenen Angaben zufolge 2.100 Besucher zum „Tag der offenen Theatertür“ begrüßen, der am Denkmaltag zeitgleich über die Bühne ging. Sie warfen einen Blick hinter die Kulissen, in Keller und Bodenräume, Büros und Werkstätten des großen Hauses. Das Schauspiel- und Puppentheaterensemble war in vielen verschiedenen Rollen an ungewöhnlichen Orten zu erleben und stimmte mit Ausschnitten und Szenen aus dem neuen Spielplan auf die Saison ein.

Roland Kaiser / 15.09.2019

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