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Vorfreude und Ärger: Löbau und sein Tag der Sachsen

Vorfreude und Ärger: Löbau und sein Tag der Sachsen

Schon zum Landeserntedankfest im September 2015 in Löbau strömten die Besucher aus nah und fern in Scharen. Der Tag der Sachsen ist noch eine Nummer größer. Foto: Dirk Raffe

Die Stadt Löbau rüstet sich unter dem Motto „Mit Volldampf nach Löbau“ für den Tag der Sachsen vom 1. bis 3. September in Löbau – und befindet sich nach Auskünften von Oberbürgermeister Dietmar Buchholz auf der Zielgeraden. Doch nicht alles lief so, wie sich die Organisatoren das vorgestellt haben.

Löbau. „Wir sind bereit“, sagt das Stadtoberhaupt. Im Endspurt der Vorbereitungen sei noch einmal Men- und Frauenpower gefragt. Keine E-Mails, sondern direkte Gespräche würden jetzt stattfinden. Insgesamt haben sich, Stand 1. August, 453 Vereine und Verbände für das größte Volksfest im Freistaat Sachsen angekündigt. In Limbach-Oberfrohna 2016 seien es 412 gewesen, so Dr. Matthias Rößler, Landtagspräsident und Vorsitzender des Kuratoriums „Tag der Sachsen“. An allen drei Tagen werden in Löbau circa 200.000 Menschen erwartet. Laut Dietmar Buchholz sollten die Besucher mit der Eisenbahn anreisen. Der Bahnhof liegt mitten im Festgebiet. Bis 2.00 Uhr nachts verkehren die Züge. Die Großparkplätze befinden sich in Nechen und aus Richtung Görlitz kommend in Rosenhain. Von dort aus fahren Shuttlebusse in das Festgebiet. Die Zufahrten zu den Großparkplätzen würden derzeit errichtet, so Dietmar Buchholz. Das Sperrgebiet für den Tag der Sachsen wird ab Freitag, 1. September, 9.00 Uhr, eingerichtet.

Eine jede Menge Stars in Löbau

Zwischen der Auftaktveranstaltung am Freitag, 1. September, um 17.00 Uhr, auf der Bühne Altmarkt und der Abschlussveranstaltung am Sonntag, 3. September, auf der Bühne Zuckerplateau soll es keine „kalte Lötstelle“ geben, wie es Projektmanager Joachim Birnbaum ausdrückt. Die Medien präsentieren an den drei Tagen an mehreren verschiedenen Standorten viele kulturelle Höhepunkte sowie Stars und Sternchen – von der Sängerin Christina Stürmer, über die ungarische Rockband Omega, den Sänger Max Giesinger, die Kultband City, Ilse Bähnert bis hin zum Musik- und Comedyduo Die Lochis. Die Vereins- und Hauptmeile schlängelt sich durch die Stadt Löbau. Die Palette reicht weiter von der AWO-Spielemeile an der Straße der Jugend, über die Mittelaltermeile im Innenhof des Technischen Rathauses, den Klanggarten im Hof der Kreismusikschule, den Kunsthof in der Rittergasse, die Internationale Meile in der Gartenstraße, die Blaulichtmeile auf dem Parkplatz am Bahnhof, Oldtimer- und Eisenbahnromantik auf dem Güterboden, die Handwerkermeile bei den Setzgärten im Messegelände bis hin zu speziellen Themenbühnen. Aufgrund der kurzen Wege sind die Besucher überall ganz nah dran. Videoleinwände mit Übertragungen und Informationen zum Festgeschehen runden den Service komplett ab. Ein besonderer Höhepunkt ist der große Festumzug am Sonntag, 3. September, ab 13.00 Uhr, mit über 150 Bildern, vielen Fahrzeugen und 156 Tieren, darunter zwei Kamele und ein Esel. Den großen Tross begleiten zwei Tierärzte. Die Polizei sorgt mit uniformierten Kräften und trinationalen Streifen für ein „höchstmögliches öffentliches Maß an Sicherheit.“ Kontrollen würden nicht flächendeckend, sondern anlassbezogen durchgeführt, so Torsten Schultze, Polizeipräsident der Polizeidirektion Görlitz. Der Schwerpunkt liegt dabei in den Abendstunden. Auch in Sachen Souvenirs und Andenken ist die Stadt Löbau zum Tag der Sachsen gut aufgestellt – ob Kaffeetassen, Malbücher und vieles andere mehr.

Dass das größte Volksfest im Freistaat Sachsen die Kommune finanziell überfordert, glaubt der Löbauer Oberbürgermeister nicht. Das Geld fürs Budget sei „cash vorhanden. Wir werden keine Schulden machen.“ Dietmar Buchholz betont: „So schnell wird es so ein großes Fest nicht wieder in der Region geben. Die Sachsen sollen in Löbau zusammenkommen und feiern. Diesen Nutzen für die Stadt und die Region kann man nicht mit Geld aufwiegen.“

Vereine ausgeladen: Staatskanzlei muss es richten

Überschattet werden die Vorbereitungen zum Tag der Sachsen in Löbau von einem Streit um die Vergabe von Auftrittszeiten. Zahlreiche Vereine hatten sich rechtzeitig um eine Teilnahme am größten Volksfest im Freistaat beworben – darunter auch das Sorbische Folkloreensemble aus Schleife. Neben dem in Bautzen beheimateten Sorbischen Nationalensemble und dem Sorbischen Männerchor „Delany“ aus Cunnewitz wäre es eigenen Angaben zufolge der einzige Vertreter der nationalen Minderheit gewesen. In der vergangenen Woche allerdings bekamen die Schleifer Post aus der Ausrichterstadt. Keine erquickende, wie sich schnell herausstellte. „Nach sorgfältiger Prüfung sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass wir Ihr Angebot eines Bühnenauftritts ablehnen müssen“, heißt es in einem sehr kurz gefassten Schreiben an den Traditionsverein. „Aufgrund der Vielzahl von Anfragen und unseren Kapazitäten können leider nicht alle Vereine am größten Volks- und Heimatfest des Freistaates Sachsen einen Bühnenauftritt erhalten.“ Indes stießen die Zeilen nicht nur bei den Ensemblemitgliedern auf Unverständnis und Kopfschütteln. Diese wandten sich kurz darauf nochmals per E-Mail an das Organisationsteam. Prompt wurden ihnen dann doch zwei Vorschläge unterbreitet. Einer fiel sogar in die Zeitspanne, die zuvor vom Folkloreensemble selbst ins Auge gefasst wurde. Allerdings war es da bereits zu spät, um einen Auftritt zuzusagen. Mehrere Vereinsmitglieder hatten zu diesem Zeitpunkt bereits umdisponiert.

Auch die Mitstreiter vom Männerchor „Delany“ mussten zunächst die bittere Pille schlucken. Die Gesangsformation gilt als ein Wegbegleiter des Tages der Sachsen. 24 Mal nahmen die Herren aus der sorbischen Lausitz schon an dem Volksfest teil. Doch im Jubiläumsjahr hagelte es die Absage. „Wir sind daraufhin den gleichen Weg wie die Schleifer gegangen und haben uns darüber hinaus an den Dachverband der sorbischen Vereine, die Domowina, gewandt“, sagte Vereinsvorsitzender Janek Schäfer im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier. „Inzwischen haben wir Post von der Staatskanzlei in Dresden erhalten mit dem Hinweis, am 3. September zwischen 12.00 und 13.00 Uhr auf der Landtagsbühne auftreten zu können.“ Der Männerchor stimmte dem Vorschlag inzwischen zu.

Doch nicht nur sorbische Vereinigungen erhielten eine Absage aus Löbau. Selbst das Jugendblasorchester Bautzen blieb davon nicht verschont. In einem Facebook-Eintrag vom Dienstag hieß es: „Vielen Dank an die Organisatoren für die Absage beziehungsweise Ausladung des Jugendblasorchesters Bautzen. Unsere jungen Musikerinnen und Musiker freuen sich immer sehr über die Teilnahme am Tag der Sachsen. Leider soll es nun in Löbau nicht sein, da die Organisatoren es nicht geschafft haben, dem JBO Bautzen eine Auftrittsmöglichkeit zu schaffen und daraus resultierend auch keine Unterkunft zur Verfügung stellt. Das ist ein schlechter Tag für das größte Vereinsfest des Landes Sachsen. Wir verstehen es jedenfalls nicht, ebenso wie unsere Vereinsmitglieder.“ Kein gutes Omen für die 26. Ausgabe oder besser gesagt: Bevor es mit Volldampf nach Löbau geht, wird erst einmal kräftig ausgebremst.

Redaktion / 25.08.2017

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